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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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in
den weißen Milchschaum ein und schlürften etwas Flüssigkeit von der Oberfläche.
    »Guatemaltekische
Anwälte.« Florian beobachtete, wie sie den Schaum von den Lippen leckte.
    Mitten in
der Bewegung hielt sie inne.
    »Es könnte
erklären, warum so viele dunkelhäutige Kinder das Roosevelt Gymnasium besuchen«,
sagte er und erzählte ihr, dass ihm die hohe Anzahl der dunkelhäutigen Kinder in
der Schule aufgefallen war. Danach stand er auf und ließ kaltes Leitungswasser in
ein Glas laufen, das er mit einem Zug leerte.
    »Du meinst,
sie verdient nicht nur Geld damit, die Kinder nach Deutschland zu vermitteln?«
    »Ja. Jahre
später kassiert sie erneut, wenn sie auf ihrer Schule landen, weil sie ordentlich
Schulgeld von den Eltern verlangt.«
    Jana runzelte
die Stirn.
    »Ich gehe
davon aus, dass Luz über Gayles Agentur nach Deutschland gekommen ist. Überleg doch
einmal: Sabrina adoptiert ein Kind, das aus Guatemala stammt, und ausgerechnet die
Mitinhaberin und Rektorin der Schule, auf die sie ihr Kind Jahre später schickt,
ist auch Mitinhaberin einer guatemaltekischen Adoptionsagentur. Ist doch seltsam,
nicht?«
    »Seit wann
ist Susan Gayle Mitinhaberin?«
    »Seit 1997,
dem Ende des Bürgerkriegs.«
    »Also noch
bevor Luz adoptiert wurde«, schlussfolgerte Jana.
    Florian
nickte. »In den Jahren davor wurde die Agentur von den guatemaltekischen Anwälten
und einem Amerikaner betrieben.«
    »Etwa von
Sam?«, fragte Jana entsetzt.
    »Nein.«
Florian schüttelte den Kopf. »Der Name Delson taucht in Sabrinas Ordnern nicht auf.«
    Jana schwieg
einen Moment und bat Florian ebenfalls um ein Glas Wasser. »Arbeitet Children’s
Hope mit der guatemaltekischen Agentur zusammen?«, fragte sie.
    »Nein.«
Florian reichte ihr das Wasser und setzte sich wieder. »Christian Sauer hat mir
erzählt, dass Sabrina alles, was diese Agentur in Cobán betrifft, sie heißt übrigens
Help the children, aus rein privatem Interesse recherchiert hat. Sie hatte Daten
darüber auch auf einem USB-Stick gespeichert, doch wo der Stick sich jetzt befindet,
weiß er nicht. Ich werde Sylvia Gerlach den Tipp geben, dann können ihre Kollegen
in Sams Haus gezielt danach suchen. Sie müssten jetzt sowieso gerade dort sein.«
    Jana überlegte
einen Augenblick. »Meinst du, dieser Christian Sauer sagt die Wahrheit?«
    »Ich denke
schon. Was hätte er für einen Grund, zu lügen? Bis zu dem Moment, in dem ich ihn
darauf ansprach, hat er die Angelegenheit nicht für allzu wichtig gehalten. Außerdem
scheint er ein ehrenwerter Mann zu sein.«
    Jana zog
zweifelnd die Augenbrauen in die Höhe.
    »Doch, seine
Reaktion war echt.« Florian griff nach dem zweiten Croissant und strich diesmal
Honig darauf. »Wir sollten diese guatemaltekische Agentur einmal genauer unter die
Lupe nehmen.«
    Jana nickte.
    »Ich frage
mich die ganze Zeit, was Susan Gayle gegen Sabrina gehabt haben mag«, sagte Florian.
    »Sie konnte
sie nicht ausstehen. Frauen können grässliche Zicken sein.«
    »Da steckt
mehr dahinter«, sagte Florian und spürte ein Kribbeln im Bauch, das in letzter Zeit
häufiger auftrat und ihn in immer kürzeren Abständen in Alarmbereitschaft versetzte.
»Aber ich schwöre dir, ich werde es herausfinden.«

Freitag, 22. Juli, mittags
     
    Er saß am Ufer des Decksteiner
Weihers aufeiner Holzbank, in die Verliebte und Verzweifelte ihre Botschaften
gekerbt hatten. Zum ersten Mal hatte er sich die Mühe gemacht, die Inschriften zu
lesen, obwohl er meistens an dieser Stelle eine kurze Rast einlegte, wenn er sein
Joggingprogramm absolvierte, und schon oft genug Gelegenheit dazu gehabt hätte. Liebe ist nur ein Wort stand da, Peter und Maria forever, Frauen sind
Nutten und die Namen Theo und Lilly , umrahmt von einem Herz. Außerdem
weitere unzählige Kritzeleien, die er kaum entziffern konnte.
    Er seufzte.
Die Bank unter ihm war unbequem, doch wenn er sein Gesäß exakt in die Mulde drückte,
die sich in der Mitte befand, konnte er ganz gut sitzen.
    Der See
lag ruhig vor ihm, auf der Wasseroberfläche spiegelten sich Wolken. Schönwetterwolken,
die so gar nicht zu seiner Stimmung passten.
    Er bückte
sich nach einem Stock, der unmittelbar vor ihm auf dem Boden lag und kratzte die
Namen Sabrina und Sam in den Sand. Einen Moment starrte er darauf, dann zeichnete
er zwei Kreuze unter die Namen, doch schon kurze Zeit später verwischte er das Geschreibsel
hektisch mit dem Fuß, sodass eine kleine Staubwolke aufwirbelte. Dann straffte er
sich, bewegte rollend

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