Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
haben in Delsons Haus die Adresse eines Privatdetektivs
gefunden, und mit ihm haben wir inzwischen geredet.«
Sam hatte
es also noch geschafft, jemanden zu engagieren. Florian fragte sich, wer nun seine
Rechnung zahlte.
»Sein Auftrag
lautete, Dele Sanchi ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihr hat er Luz observiert,
denn er ging davon aus, dass Dele versuchen würde, Kontakt zu dem Kind aufzunehmen.«
»Und? Hat
er sie aufgespürt?«
»Nein, aber
er hat einen Mann beobachtet, der Luz vor der Schule angesprochen hat.«
»Wann war
das?« Florian horchte auf.
»Einen Tag
vor Sams Tod.«
Rasch zog
er sein Handy aus der Tasche und zeigte ihr die Fotos, die er von dem Mann geschossen
hatte, den er und Jana vor dem Roosevelt Gymnasium beobachtet hatten.
»Es könnte
derselbe gewesen sein«, sagte Sylvia Gerlach aufgeregt und fügte hinzu: »Auch wenn
Ihr Foto unscharf ist und ihn nur aus der Ferne im Profil zeigt. Irgendwie kommt
er mir dennoch bekannt vor … Ihnen nicht?« Auf ihrer Stirn erschien eine steile
Falte.
Florian
schüttelte den Kopf. »Hat der Detektiv denn keine Fotos gemacht?«
»Nein, und
dazu hat er ihn auch noch aus den Augen verloren.«
»Scheint
ja ein echter Profi gewesen zu sein …«
»Sie sagen
es. Namen oder Adresse kennen wir also nicht. Geben Sie mal her …« Sie streckte
die Hand nach Florians Handy aus und sah sich die Aufnahmen noch einmal genau an.
»Wir schicken Ihre Fotos sofort an meinen Chef ins Präsidium und lassen sie dort
durch alle Raster laufen.«
Er nickte,
und nachdem er die Nummer von Rössners Handy für eine MMS eingetippt und auf Senden gedrückt hatte, und die Kommissarin kurz mit ihm telefoniert hatte, fragte er: »Gab
es eigentlich Reaktionen auf das Phantombild in der Zeitung?«
»Einige.
Wir überprüfen alle, gehen allen Hinweisen nach.«
»Was mich
auch interessiert …«, begann Florian vorsichtig.
Die Kommissarin
sah auf.
»Haben Sie
in Sams Haus die Adoptionsunterlagen und Sabrinas Stick gefunden?«
»Ja. Sam
und Sabrina haben Luz in Cobán adoptiert, mit Hilfe der Agentur Help the children,
an der, wie wir inzwischen wissen, Susan Gayle 50 % der Anteile
hält.«
»Und welche
Informationen waren auf ihrem Stick?«
»Persönliche
Daten über sämtliche Adoptiveltern in Köln, die Kinder aus Guatemala adoptiert haben.
Name, Alter, Wohnort, Kaufpreis, der übrigens durchschnittlich 28.000 US Dollar
beträgt. Es handelt sich ausschließlich um deutsch-amerikanische Adoptiveltern.
Wenn Sabrinas Informationen stimmen, läuft die Sache so ab: Ein Ehepartner, der
über die amerikanische Staatsbürgerschaft verfügt, reist nach Cobán, sucht sich
dort ein Kind aus, das ihm gefällt, und Help the children sorgt mit Hilfe einheimischer
Anwälte für die Abwicklung sämtlicher Formalitäten. Die Anwälte erledigen den Schriftverkehr
mit den Behörden in Guatemala, wobei sich alle Beteiligten ihre Dienste selbstverständlich
gut bezahlen lassen.«
»Sabrina
hat also brisantes Material zusammengetragen …«
»Ja. Ihren
Unterlagen nach ist die Anwaltssozietät Clark & Johnson in Köln Kontaktpartner
der in Deutschland lebenden amerikanischen Paare mit Adoptionswunsch.«
Florian
sah sie stumm an, und nach einer Weile fragte er: »Wie geht es weiter, wenn in Guatemala
alle Formalitäten erledigt sind?«
»Dann wird
eine amerikanische Kanzlei mit Sitz in Chicago aktiv.«
»Wie heißt
sie?«
» Clark
& Associates .«
Florian
musste schlucken. » Clark & Associates ist die amerikanische Muttersozietät
von Clark & Johnson .«
Sylvia Gerlach
nickte.
»Im Gegensatz
zur deutschen Tochter, die offiziell in erster Linie auf Wirtschaftsrecht spezialisiert
ist, ist die amerikanische Muttersozietät neben Wirtschaftsrecht auch auf internationales
Adoptionsrecht spezialisiert. Sie kümmern sich von den USA aus dann um die weiteren
Formalitäten. Die Kinder werden quasi in den USA von Amerikanern adoptiert, bevor
sie nach Deutschland ausreisen. Sie besitzen zunächst alle die amerikanische Staatsbürgerschaft,
einige beantragen dann hier aber auch die deutsche Staatsbürgerschaft.«
Florian
biss sich auf die Lippen. »Hat Sam davon gewusst?«
»Wir wissen
es nicht, aber Sabrina definitiv nicht, falls sie das beruhigt. Zu dem Zeitpunkt,
als sie Luz adoptiert haben, war ihr aber mit Sicherheit der unmoralische Aspekt
ihres Handelns bewusst, sie haben viel Geld für Luz bezahlt. Wie Luz gezeugt wurde,
wusste sie aller Wahrscheinlichkeit nach zu diesem Zeitpunkt
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