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Zirkuskind

Zirkuskind

Titel: Zirkuskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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aufgetragen hatte. Er würde ausfallend werden und ihr befehlen zu verschwinden.
Aber sie würde mit dem Taxi nur bis zur Abzweigung fahren, vielleicht auch nur ein
Stück weit die Auffahrt hinunter, bis sie außer Reichweite der hellen Wegbeleuchtung
war. Sie würde den Fahrer bitten, auf sie zu warten, weil sie ihre Tasche vergessen
hatte. Dann würde sie das erste Green überqueren und das Clubhaus durch die Hintertür
betreten, die sie zuvor aufgeschlossen hatte. Sie würde die Schuhe ausziehen, in
der Dunkelheit durch den Ankleideraum gehen und dort am anderen Ende warten, bis
sie hörte, daß sich ihr Mann das Gesicht wusch. Dann würde sie ihn entweder mit
einem einzigen Schlag eines »pensionierten« Golfschlägers aus dem Umkleideraum töten
oder ihn an den Haaren packen und seinen Schädel ans Waschbecken knallen. Lieber
wäre ihr die zweite Methode, weil [630]  ihr der Schluß mit dem Swimmingpool besser
gefiel. Sie würde das Waschbecken sorgfältig säubern, dann die Leiche ihres Gatten
zur Hintertür des Clubhauses hinausschleifen und sie am tiefen Ende in den leeren
Pool werfen. Das Taxi würde nicht lange auf sie warten müssen, höchstens zehn Minuten.
    Ihren Mann mit einem
Golfschläger zu erschlagen wäre sicherlich einfacher. Und nachdem sie ihn erschlagen
hätte, würde sie ihm einen Zwei-Rupien-Schein in den Mund stecken und die Leiche
in seinen Spind stopfen. Auf dem Geldschein, den Mrs. Dogar bereits in der Handtasche
hatte, stand auf der Seite mit der Seriennummer eine maschinengeschriebene Botschaft
    … WEIL DHAR NOCH
IMMER MITGLIED IST
    Es verschaffte
Rahul zusätzlichen Kitzel, daß sie noch nicht wußte, welchen Ausgang ihre Geschichte
nehmen würde, denn obwohl ihr der Gedanke mit dem als Unfall getarnten Tod am tiefen
Ende des Pools zusagte, gefiel ihr die Variante »aufsehenerregender Mord« an einem
weiteren Duckworthianer fast noch besser, zumal wenn Inspector Dhar weiterhin Mitglied
blieb. Die zweite Mrs. Dogar war ziemlich sicher, daß Dhar Clubmitglied bleiben
würde, zumindest, solange ihn nicht ein zweiter Mord zum Austritt zwang.
    Wie es Mr. Lal erwischte
    Am nächsten
Morgen vor sieben Uhr tauchte ein verlegener und erschöpfter Mr. Dogar, völlig verkatert,
wie es schien, im Duckworth Club auf. Aber es war nicht etwa der Alkohol, der ihm
so zugesetzt hatte, sondern Mrs. Dogar, die ihn in der vergangenen Nacht stürmisch
geliebt hatte. Kaum war das Taxi fort und die Haustür aufgeschlossen – die Schlüssel
hatte Rahul ihrem Mann [631]  inzwischen zurückgegeben –, stürzte sich Mrs. Dogar in
der Eingangshalle auf ihren Mann und riß sich und ihm auf der Stelle die Kleider
vom Leib. Dann brachte sie den alten Mann dazu, ihr die Treppe hinauf nachzulaufen.
Oben angekommen, setzte sie sich mit gespreizten Beinen rittlings auf ihn. Sie ließ
ihn weder so weit krabbeln, daß sie es auf dem Bett hätten tun können, noch bot
sie auch nur einmal an, ihm die obere Position zu überlassen.
    Das war natürlich
eine weitere Möglichkeit – daß der alte Mr. Dogar einen Herzinfarkt erlitt, während
Rahul ihn vorsätzlich über Gebühr erregte. Aber die zweite Mrs. Dogar hatte beschlossen,
nicht länger als ein Jahr auf das Eintreten eines solch »natürlichen« Endes zu warten.
Das wäre zu langweilig. Wenn es bald geschah, dann gut, wenn nicht, gab es immer
noch den Golfclub, den Schluß mit dem Pool oder dem Spind. Es machte der zweiten
Mrs. Dogar Spaß, sich auszumalen, wie man bei dieser zweiten Version irgendwann
die Leiche entdecken würde.
    Sie würde aussagen,
daß ihr Mann an dem bewußten Abend nicht nach Hause gekommen sei. Seinen Wagen würde
man auf dem Parkplatz des Duckworth Club finden. Das Servicepersonal würde erzählen,
was neulich, nach dem Abendessen der Dogars, durchgesickert war. Mr. Sethna würde
zweifellos noch intimere Details beisteuern. Möglicherweise kam gar niemand auf
die Idee, Mr. Dogar in seinem Spind zu suchen, bis die Leiche zu stinken begann.
    Aber auch die Swimmingpool-Version
faszinierte Rahul. Die Bannerjees würden der Untersuchungsbehörde anvertrauen, daß
der alte Dummkopf angeblich eine Vorliebe für solche Sprünge in den Pool hatte.
Mrs. Dogar könnte immer sagen: »Habe ich es Ihnen nicht gesagt?« Schwierig bei dieser
Version wäre für Rahul nur, daß sie sich nichts anmerken lassen durfte. Das Gerücht,
daß der alte Mr. Dogar auf die Bougainvilleen pinkelte, war jedenfalls schon in
die Welt gesetzt.
    Als Mr. Dogar beschämt
im

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