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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Thilo?«
    »Nichts lieber als das, mein Herr und Gebieter. Sollen wir uns auf dem Weg noch um eine neue Batterie für deine Uhr kümmern?«
    »Wenn’s passt, gerne.«

8
    Die Straßenbahn klingelte schrill und verjagte damit den Hund und seinen träumenden Leinenhalter von den Gleisen. Bülent Topuz schreckte hoch, sah aus dem Fenster und rieb sich die Augen. Als die Tram an der Haltestelle Annastraße stoppte, nahm er seinen Rucksack vom Sitz neben sich, stand auf und sprang hinaus. Zwei Minuten später steckte er den Schlüssel ins Schloss seiner Wohnungstür, sperrte auf und trat in den hell erleuchteten Flur.
    »Hallo, Bülent !«, rief seine Frau aus der Küche.
    »Hallo«, erwiderte er missmutig. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es nicht notwendig ist, den unbewohnten Flur zu beleuchten, wenn du in der Küche sitzt?«
    »Hör auf rumzustressen, Bülent «, kam die Antwort von einer anderen Stimme.
    Topuz zog seine Jacke aus, hängte sie an die Garderobe, griff nach dem Rucksack und stellte sich in den Eingang zur Küche.
    »Das hätte ich mir denken können. Seit du arbeitslos bist, habe ich den Eindruck, dass du hier einziehen willst, Sabine.«
    Die beiden Frauen sahen sich an und prusteten los. Topuz ’ Frau Petra stand auf und küsste ihren Mann flüchtig auf den Mund.
    »Lass meine Schwester in Ruhe. Sie hat mich mit dem Auto zum Arzt und danach zum Einkaufen gefahren, sonst hätte ich mich wieder mit dem Windelkram abschleppen müssen, weil der Herr unbedingt zu seinen Teesäufergenossen musste.«
    Topuz ignorierte ihren Vorwurf.
    »Geht es dem Kleinen besser?«
    »Er schläft. Das ist doch immerhin schon mal etwas.«
    Der Türke mit deutschem Pass ging zum Ende des Flurs, öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer und sah vorsichtig hinein. Sein elf Monate alter Sohn lag in dem kitschigen Kinderbett und schlummerte friedlich. Das war in den letzten Wochen nicht immer so gewesen, weil der Kleine unter einem hartnäckigen Virus litt, der sich immer wieder mit Fieberschüben gemeldet hatte.
    »Das Schlimmste ist vorbei, meint der Doc«, hörte er die Stimme seiner Frau hinter sich.
    »Hoffentlich. Sollte es in der nächsten Woche nicht besser sein, gehe ich mit ihm zu einem von unseren Heilern.«
    Petra Topuz stöhnte auf.
    »Das hatten wir nun oft genug, Bülent . Der Junge kriegt die bestmögliche Versorgung, und zwar vom Kinderarzt und nicht von einem dieser Schamanen, die bestimmt mehr schaden als sie nützen.«
    Er bedachte sie mit einem beleidigten Blick.
    »Wenigstens probieren könnten wir es.«
    Sie verzog provozierend den Mund.
    »Lies es von meinen Lippen: N E I N , nein!«
    Diese Diskussion hatten die beiden in den vergangenen Wochen mehr als einmal geführt. Bülent Topuz hatte immer wieder Vorstöße unternommen, seine Frau von den Vorzügen eines Hodschas zu überzeugen. Ohne Erfolg. Nun schloss er leise die Tür und betrat wortlos den danebenliegenden Raum.
    »Willst du schon wieder den ganzen Abend vor dem Computer hängen?«, rief ihm seine Frau hinterher.
    »Ich hab zu tun«, antwortete er kurz angebunden.
    Sie drängte sich in das kleine Büro und baute sich vor ihm auf.
    »Ich hab zu tun, ich hab zu tun, haha. Ich hab auch viel zu tun, aber ich verbringe nicht die meiste Zeit meines Lebens mit einer Rechenmaschine. Wenn du so weitermachst, bin ich schneller weg, als du gucken kannst.«
    Auch diese Diskussion kannte Topuz und hatte sie in den letzten Monaten oft geführt.
    »Lass mich in Ruhe, Petra. Geh mit deiner Schwester ins Kino oder sonst wohin, ich hab wirklich zu tun.«
    Sie fixierte ihn für einen Moment mit zusammengekniffenen Augen, stürmte in den Flur und griff nach einer Jacke an der Garderobe.
    »Komm, Sabine, wir dürfen ins Kino gehen, dein großzügiger Schwager hat es erlaubt.«
    Damit öffnete sie die Haustür und trat ins Treppenhaus. Sabine Schramm stand kopfschüttelnd auf, trank den Rest ihres Kaffees aus, griff nach ihrer Jacke, die über der Lehne eines Küchenstuhls hing, und wollte ihrer Schwester in den Hausflur folgen. Dann jedoch überlegte sie es sich anders, ging zum Büro und sah ihren Schwager kopfschüttelnd an.
    »Du hast sie nicht alle, Bülent , und du entwickelst dich immer mehr zu einem Riesenarschloch. So, wie du dich in den letzten Monaten verhalten hast, hat Petra gar keine andere Wahl, als hier abzuhauen. Und von mir aus sollte sie es lieber heute als morgen machen.«
    Ohne sie eines Blickes zu würdigen, drückte er eine Taste auf der

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