Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
Vom Netzwerk:
er­in­nern. Aber an nichts wei­ter.“
    „Das engt ja den Kreis der Mög­lich­kei­ten et­was ein“, sag­te Va­ri­an ernst.
    „Tut es das wirk­lich? Ich glau­be nicht. Du kannst re­la­tiv si­cher da­von aus­ge­hen, daß die Zi­ta­del­le sich nir­gend­wo in der zi­vi­li­sier­ten Welt be­fin­det, an­sons­ten wä­re sie be­reits ent­deckt wor­den. Da­mit blei­ben nur die men­schen­lee­ren Ge­bie­te üb­rig – und dort liegt über­all Sand.“
    Et­was wie ein Stich durch­fuhr Va­rians Herz. Kar­ta­phi­los hat­te recht. „Trotz­dem, es ist im­mer­hin et­was.“
    „Mach so­viel dar­aus wie du kannst. Viel Glück, Va­ri­an Ha­mer. Ich be­nei­de dich.“
    „Mich? Warum?“
    Wie­der lä­chel­te Kar­ta­phi­los. Ein sehr mensch­li­ches Lä­cheln. „Ich be­nei­de euch al­le, euch Men­schen. Es muß et­was ganz an­de­res sein, et­was ganz Wun­der­ba­res, le­ben­dig, ein or­ga­ni­sches We­sen zu sein. Ich wünsch­te, ich wüß­te, wie das ist.“
    Va­ri­an be­griff und nick­te. „Es ist et­was Gu­tes … manch­mal.“
    „Ja, da bin ich mir ganz si­cher.“ Kar­ta­phi­los wand­te sich ab und rück­te die Ka­pu­ze sei­nes Man­tels zu­recht. „Ich ver­las­se dich jetzt, und ich wün­sche dir viel Er­folg.“
    Va­ri­an konn­te nichts mehr sa­gen. Er sah dem … Ding zu, das Kar­ta­phi­los hieß, wie es lang­sam zur Gang­way schritt und dar­auf nach un­ten stieg. Sei­ne ein­tö­ni­ge Klei­dung war bald im Durch­ein­an­der der wir­beln­den Farb­mee­re am Markt­platz un­ter­ge­taucht. Va­ri­an be­müh­te sich, sei­nen Weg zu ver­fol­gen, bis er ihn im sich stän­dig wech­seln­den Durch­ein­an­der der Men­ge gar nicht mehr aus­ma­chen konn­te.
    Als er sei­ne Auf­merk­sam­keit wie­der dem Schiff zu­wand­te, stell­te er er­leich­tert fest, daß nie­mand son­der­li­ches In­ter­es­se an ih­rer Un­ter­hal­tung ge­zeigt hat­te. Be­su­cher wa­ren auf ei­nem so großen Schiff wie der Cour­te­san kei­ne Sel­ten­heit. Soll­te je­mand fra­gen, so wür­de Va­ri­an sa­gen, Kar­ta­phi­los sei ein et­was ek­zen­tri­scher al­ter On­kel von ihm, der ei­ne fa­mi­li­äre Nach­richt über­bracht ha­be. Nie­mand, der Va­ri­an Ha­mer kann­te, wag­te es, sei­nen Wor­ten nicht zu glau­ben.
    Das Schiff wür­de bald die An­ker lich­ten, und Va­ri­an er­schi­en die Rei­se jetzt in ei­nem an­de­ren Licht. Über so­viel muß­te er jetzt nach­den­ken. Und so­viel gab es zu er­le­di­gen. Er war jetzt ge­zwun­gen, sein Le­ben so fest vor­zu­pla­nen, wie er das noch nie zu­vor ge­tan hat­te.
    Eleu­syn­nia: ihr ers­ter Ha­fen – ein gu­ter Ort, um durch­zu­bren­nen? Die Su­che be­gin­nen? Kar­ten. Er brauch­te Kar­ten. Er muß­te al­les stu­die­ren. Bei ei­ner sol­chen An­ge­le­gen­heit durf­te es kei­ne über­eil­ten Schrit­te ge­ben. Zu­min­dest muß­te er erst ein­mal nach Eleu­syn­nia mit­fah­ren. Von da aus viel­leicht nach Vo­luspa, um die an­ti­ken Tex­te der Großen Bi­blio­thek zu stu­die­ren. Dort moch­te der Keim des Er­folgs lie­gen, wie Kar­ta­phi­los auch schon ver­mu­tet hat­te. Ein sorg­fäl­ti­ges Au­ge und ein ge­witz­ter Ver­stand könn­ten in den al­ten Schrif­ten viel­leicht et­was Nütz­li­ches fin­den.
    Ir­gend et­was in Va­rians In­ne­rem er­wach­te laut­stark zum Le­ben. Er fühl­te es, aber er konn­te noch nicht ge­nau her­aus­fin­den, was es war. Es war mehr als die blo­ße Freu­de, am Le­ben zu sein. Eher der ers­te Fun­ke ei­ner An­ge­le­gen­heit in sei­nem Le­ben, die ihm zum ers­ten­mal wirk­lich et­was be­deu­te­te.
    Die Son­ne stand jetzt hell am Him­mel. Wie ei­ne mes­sing­far­be­ne Schei­be fraß sie sich durch den Ne­bel. Ir­gend­wo be­strahl­te ihr Licht auch ei­ne Sand­stel­le … und et­was an­de­res.
    Und die­se Stel­le wer­de ich fin­den, sag­te er sich.

 
Zwei
     
    Trotz ih­rer ge­gen­wär­ti­gen La­ge war Tes­sa ei­ne Frau von Cha­rak­ter und Ent­schie­den­heit, von Geist und Fin­dig­keit. Sie war ei­ne at­trak­ti­ve Frau, und das er­wies sich so­wohl als Se­gen wie auch als Fluch. Und es gab nur we­ni­ge Män­ner, die nicht einen be­wun­dern­den Blick auf ihr kas­ta­ni­en­ro­tes Haar, ih­re grü­nen

Weitere Kostenlose Bücher