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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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ei­ge­nen Le­ben, und er woll­te das ih­ri­ge ken­nen­ler­nen. Sie ka­men auf­ein­an­der zu, nah­men an­ein­an­der teil – so­wohl geis­tig als auch kör­per­lich –, und Va­ri­an wur­de es im­mer kla­rer, daß mit Tes­sa al­les an­ders war. Viel­leicht, so lau­te­te sein ers­ter Ge­dan­ke, wur­de er tat­säch­lich „rei­fer“, wie Leu­te ihm das schon oft pro­phe­zeit hat­ten. Viel­leicht hat­te er sich mitt­ler­wei­le aber auch mit der Per­sön­lich­keit ak­kli­ma­ti­siert, die er an und in sich ent­deckt hat­te. Mög­li­cher­wei­se war es aber auch et­was ganz an­de­res und er spür­te, daß er sich ei­nem Wen­de­punkt in sei­nem Le­ben nä­her­te, ei­nem Schlüs­seler­leb­nis, dem ent­schei­den­den Mo­ment, in dem all die Din­ge, auf die er sich un­ter­be­wußt vor­be­rei­tet hat­te, zum Grei­fen na­he vor ihm la­gen …
    Va­ri­an wuß­te dar­auf kei­ne Ant­wort, aber er rief sich ei­ne Be­mer­kung Fu­rio­sos zu die­sem Pro­blem ins Ge­dächt­nis. Der Waf­fen­meis­ter glaub­te dar­an, daß je­der Mensch zu ei­nem be­stimm­ten Zweck auf der Welt sei. Ei­ni­ge ent­deck­ten die­sen Zweck frü­her, an­de­re spä­ter. Aber die­ser Punkt sei er­reicht, wenn al­les klar, scharf und wie in ei­nem Fo­kus vor ei­nem lä­ge – dann wis­se man, es sei so­weit. Die Zeit des Wech­sels und des Han­delns sei ge­kom­men.
    Seit dem Mo­ment, als Va­ri­an mit Kar­ta­phi­los ge­spro­chen hat­te, spür­te Va­ri­an, daß sein Le­ben sich ver­än­der­te. Er wuß­te be­reits, daß es ihm nicht län­ger aus­reich­te, sein Le­ben als ge­wöhn­li­cher See­mann zu be­schlie­ßen. Die Welt hat­te mehr an­zu­bie­ten, als Se­gel zu raf­fen und sal­zi­ge Mee­res­luft zu schme­cken. So­viel hat­te Va­ri­an be­reits be­grif­fen.
    Und dann gab es da noch Tes­sa. Auf merk­wür­di­ge Wei­se ei­ne Schön­heit. Un­schul­dig und naiv, aber auch mit ei­ner ge­wis­sen erd­ge­bun­de­nen Weis­heit. Ir­gend­wie konn­te sie ihn in­ner­lich so sehr be­we­gen, wie das noch kei­ne Frau zu­vor ver­mocht hat­te. Sie konn­te in ihn hin­ein­rei­chen und dort et­was ent­zün­den, das lan­ge Zeit er­lo­schen ge­ruht hat­te. Ein Blick ih­rer dunklen Au­gen reich­te da­zu aus, ein Strei­cheln ih­rer sanf­ten Fin­ger auf sei­nen Wan­gen oder ein ein­zi­ges Wort. Die­se Ges­ten reich­ten Va­ri­an aus, Tes­sa so zu se­hen, wie sie viel­leicht ein­mal für ihn wer­den könn­te.
    Va­ri­an be­merk­te dies al­les, wäh­rend sie bei­de die zwei Ta­ge in der Stadt des Lichts ver­brach­ten, und er bau­te dar­auf sei­ne Träu­me auf, wenn sie in der dunklen Stil­le der Nacht ne­ben ihm lag und schlief.
    Va­ri­an nahm nicht für sich in An­spruch, von der Lie­be et­was zu ver­ste­hen. Aber in sei­nem In­nern er­wach­te et­was zum Le­ben, und er mach­te sich Ge­dan­ken dar­über, was aus die­sem Et­was er­wach­sen könn­te. Tes­sa von Prend – et­was Be­son­de­res ging von die­ser Frau aus, da war er sich ganz si­cher. Ei­ne Be­son­der­heit, über die er sich im kla­ren war, sie erst kurz ge­kos­tet zu ha­ben. In ih­rer Per­son gab es Schich­ten, die er frei­le­gen könn­te, wie sie ihm an­deu­te­te, und zwar nur er. Und Va­ri­an war dar­an sehr in­ter­es­siert.
    Aber wenn Va­ri­an tief­ge­hen­der und ehr­li­cher sich selbst ge­gen­über an Tes­sa dach­te, wuß­te er, daß er mehr als blo­ßes In­ter­es­se ver­spür­te. Er moch­te sie. Er moch­te sie sehr – und die Din­ge, die sie ge­mein­sam tun konn­ten.
    Der bei­den Ta­ge ver­gin­gen wie im Flug, und Va­ri­an woll­te, daß sie nie en­de­ten. Am En­de der zwei Ta­ge gab Tes­sa ih­re Ent­schei­dung be­kannt.
    Und Va­ri­an war sehr glück­lich dar­über.

 
Drei
     
    Es mach­te kei­ne Schwie­rig­kei­ten, Tes­sa auf der Cour­te­san un­ter­zu­brin­gen. So­wohl der Ka­pi­tän als auch der Steu­er­mann freu­ten sich, als Va­ri­an ih­nen Tes­sa vor­stell­te. Von da an war al­les an­de­re nur noch ein „Kin­der­spiel“. Sie über­nahm ih­ren Platz in der gut aus­ge­stat­te­ten Kom­bü­se, wo sie mit ei­nem klein­wüch­si­gen, buck­li­gen Koch na­mens Far­le zu­sam­men ar­bei­te­te. Der zau­ber­te wah­re Wun­der aus dem

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