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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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be­schränk­ten An­ge­bot der Schiffs­vor­rä­te. Ei­ne wohl­ge­nähr­te Mann­schaft ist ei­ne zu­frie­de­ne Mann­schaft – ei­ne ganz und gar grund­le­gen­de Le­bens­weis­heit.
    Die Rei­se nach Wes­ten brach­te Tes­sa vie­le neue Er­kennt­nis­se, und sie ver­brach­te vie­le Stun­den zu­sam­men mit Va­ri­an auf dem Deck. D›ort lern­te sie viel über die Kunst, ein Han­dels­schiff zu steu­ern. Aber wenn Va­ri­an auf Frei­wa­che war, ver­brach­te er die meis­te Zeit al­lein. Nicht et­wa, daß er Tes­sa be­wußt igno­rier­te – er hielt sie für aus­ge­spro­chen at­trak­tiv, in­tel­li­gent und sie gab ihm viel –, aber zu­gleich wuchs sein In­ter­es­se an ei­ner Kis­te vol­ler Tex­te und Ma­nu­skrip­te, die er aus Eleu­syn­nia mit an Bord ge­nom­men hat­te.
    Je­de Nacht saß er in sei­ner Ka­jü­te und such­te nach ir­gend­wel­chen Ver­bin­dungs­stücken, die die lo­sen En­den von Kar­ta­phi­los Ge­schich­te zu­sam­men­füh­ren konn­ten. Es gab so vie­le Or­te, an de­nen Sand lag, und so we­ni­ge Hin­wei­se auf die Ri­ken oder die Ge­no­ne­sen. Die Ers­te Zeit schi­en ei­ne Welt zu sein, die von Le­gen­den, Mär­chen und of­fen­sicht­lich falschen Dar­stel­lun­gen über­schwemmt war. Ir­gend­wo im Lauf der Ent­wick­lung war der Be­ruf des His­to­ri­kers zu dem ei­nes Mär­chen­er­zäh­lers ver­dreht wor­den, ei­nes Un­ter­hal­tungs­künst­lers, der die Men­schen beim Schein des La­ger­feu­ers die Käl­te der Nacht ver­ges­sen ließ.
    Er grü­bel­te dar­über nach, Tes­sa in sei­ne Su­che ein­zu­wei­hen und sie dar­an teil­ha­ben zu las­sen. Kei­nes­wegs miß­trau­te er ihr, aber er fürch­te­te, sie wür­de ihm kei­nen Glau­ben schen­ken. Of­fen­sicht­lich ver­stand sie oh­ne­hin nicht sein Be­dürf­nis nach Ab­ge­schie­den­heit, wenn er sei­ne Frei­wa­che hat­te. Und Va­ri­an stell­te sich vor, daß sie sich si­cher frag­te, warum er sie nicht mehr be­ach­te­te, sich nicht mehr um sie küm­mer­te.
    Aber da gab es noch vie­le an­de­re Din­ge, die ih­re Ge­dan­ken be­schäf­tig­ten und an­reg­ten. Die Fahrt durch die Stra­ße von Nsin war so mys­te­ri­ös und von Ne­bel be­glei­tet wie im­mer. Und Tes­sa war ganz hin­ge­ris­sen von den sich hoch auf­tür­men­den wei­ßen Klip­pen am süd­li­chen Ufer der Stra­ße, wo die großen Ka­no­nen von Kell im­mer noch un­deut­lich als Über­bleib­sel der Macht der Ver­gan­gen­heit auf­rag­ten … Die Lich­ter des Vo­luspa-Leucht­turms di­rekt vor der Küs­te der Phi­lo­so­phen­stadt führ­ten die Cour­te­san si­cher ins of­fe­ne Was­ser, wo man an­hand der Kar­ten und Meß­in­stru­men­te wei­ter­se­gel­te, bis die Küs­ten­li­nie der In­sel Gnar­ra ge­sich­tet wur­de. Tes­sa woll­te gern die Ha­fen­stadt Cy­be­le be­sich­ti­gen und die dort le­ben­de Be­völ­ke­rung ken­nen­ler­nen, die sich, wie sie ge­hört hat­te, aus He­xern zu­sam­men­set­zen soll­te. Va­ri­an amü­sier­te sich dar­über. Tes­sa sah Cy­be­le als ei­ne Stadt an, in de­ren Stra­ßen Ma­gier und Zau­be­rer wie Rat­ten in ei­ner Wirts­haus­ka­na­li­sa­ti­on her­um­toll­ten.
    Au­ßer­dem hat­te ei­ne kur­ze Be­geg­nung mit ei­ner See­räu­ber-Ban­de aus Be­hi­star statt­ge­fun­den – ei­ne klei­ne, aber schnel­le Fre­gat­te, die die Stär­ke der Cour­te­san- Ka­no­nen aus­pro­bie­ren woll­te. Das war auch der letz­te An­griff des klei­nen schwar­zen Schif­fes ge­we­sen.
    Jetzt nä­her­te man sich dem Ha­fen von Ques’Ryad. Die Stadt ver­füg­te über ei­ne dop­pelt so große Ha­fen­an­la­ge wie al­le an­de­ren Städ­te am Ari­dard und war ein wu­chern­des Zen­trum des Han­dels, des Aben­teu­ers und der kul­tu­rel­len Be­geg­nung. Der Ha­fen war von Schif­fen al­ler Art über­füllt. Die Flag­gen fast al­ler Na­tio­nen knat­ter­ten in der Mee­res­bri­se. Die Docks wa­ren über­schwemmt von Men­schen und exo­ti­schen Frach­ten aus al­len Ge­gen­den der Welt: ge­dörr­tes Fleisch aus Shu­dra­pur, Häu­te und Fel­le von den Trap­pern aus dem Ge­biet nörd­lich des Scor­pin­nia­ni­schen Kai­ser­rei­ches, Dia­man­ten aus den Mi­nen von Ka­his­ma, Wand­tep­pi­che und

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