Zitadelle des Wächters
halte Wache. Nichts außer Kälte und Dunkelheit um unser Zelt herum. Und plötzlich höre ich irgendwo dort draußen etwas. Ich habe eine 9-Millimeter-Pistole, und die kann einem ein Loch so groß wie ’ne Bratpfanne in den Schädel pusten, kapiert? Also hole ich sie raus und halte sie in die Dunkelheit. Ich schieße immer erst und frage später. Gerade will ich ’n paar Kugeln in die Richtung feuern, aus der das Geräusch gekommen ist, da höre ich doch meinen Namen …’ne richtig formelle Begrüßung, so mit allem Drum und Dran, als wäre ich im Haus des Salasans: ‚Stoor von Hadaan, seid gegrüßt. Ich komme in Frieden! 4 Also, ich sage ihm, er solle erst mal ins Licht treten. Und da kommt ein alter Mann in einer Kutte, die Kapuze auf dem Kopf, und ich denke, mich laust der Affe, das ist tatsächlich ein Mönch. ‚Cartor Filius?’ frage ich ihn, und er nickt. Also bringe ich ihn zum Zelt und frage ihn, ob er etwas zu trinken haben möchte, aber er will nichts. Wir reden so ’ne Weile herum, bis ich ihn frage, wie er mich hier gefunden hat. Aber er sagt nichts Konkretes, nur, er habe seine besonderen Methoden’. Ich denke mir, der will nicht über Geschäftsgeheimnisse plaudern und lasse ihm deshalb seinen Willen. Dann erklärt er mir, daß er eigentlich gar nicht für Marduk arbeitet. Das hab’ ich mir auch schon vorher gedacht, wollte es ihm aber nicht sagen …“
Der alte Mann legte wieder eine Pause ein, um aus seinem Glas zu trinken. Varian beobachtete die Gesichter der Zuhörer. In ihnen spiegelte sich alles wider: Unglauben, Belustigung, höchste Aufmerksamkeit und die Ignoranz von Betrunkenen. Trotzdem hörten alle zu.
„… und dann passiert ein tolles Ding. Ich weiß, das hört sich jetzt an, als hätt’ ich mir das alles aus den Fingern gesaugt. Aber jetzt spitzt mal die Ohren: Ich hör wieder was in der Dunkelheit, ’n paar dicke Äste knicken wie Streichhölzer ab – was ganz Großes muß da draußen herumlaufen, und zwar ziemlich schnell. Doch bevor ich meinen 9-Millimeter-Revolver hochreißen kann, fliegt ein riesiger Schatten aus dem schwarzen Wald.
Der alte Cartor steht auf und packt das Biest genau an der Brust. Es war ein Cragor, der größte und gemeinste Cragor, den ich je gesehen habe, mindestens drei Ems lang! Schlägt auf den alten Cartor mit seinen Krallen ein und will ihn mit den Fängen zu Mus machen. Ich dachte, das Biest reißt den Alten in Stücke, bevor er zu Boden fällt. Aber das war gar nicht so.
Der Cragor liegt also auf ihm und zerrt und reißt, wie das solche Biester eben tun, an ihm herum, klar? Ich hab’ einen Moment Zeit, so zwei bis drei Sekunden, aber das reicht nur aus, um zwei Ladungen rauszupfeffern. Wumm! Dem Cragor hat’s den Kopf zerblasen! Die Stücke fliegen überall in der Gegend herum.
Aber damit ist die Sache noch lange nicht gegessen. Ich laufe zu dem Alten herüber und trete den Brocken vom armen alten Cartor Filius herunter. Und ich denke mir, von dem ist nur noch Hackfleisch übrig, oder? Aber da setzt er sich auf und bringt seine Kutte in Ordnung. ‚Danke schön’, sagt er dann zu mir.
Normalerweise hätte ich gedacht, niemand könne eine derartige Behandlung von einem Cragor überleben … aber, wißt Ihr, zu der Zeit wußte ich bereits, Cartor Filius ist gar kein Mensch!
Das Biest hatte sein Gewand ordentlich in der Mangel gehabt, und während der Alte es richtet, sehe ich etwas darunter. Metall! Und Glas! So dick und klar wie ein Topas. Und das Ganze wird mit Licht und Energie erleuchtet!
Ich mache einen Schritt zurück, während er sich zurechtmacht. Aber er wußte es, und ich wußte es auch und mittlerweile auch Raim – denn auch der hatte den Cragor gehört, als er aus dem Wald heranrauschte. Da stehen wir drei also ’ne Weile herum und starren uns gegenseitig an. Dann sagt der
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