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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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in ihm beim Klang die­ses Wor­tes ver­krampf­te.
    „Ihr glaubt mir al­so nicht! Wie soll ich es euch be­wei­sen? Ich weiß, daß es Ro­bo­ter ge­we­sen sein könn­ten, denn ich selbst ha­be einen ge­se­hen!“
    Das Ge­läch­ter stei­ger­te sich noch, und die Kom­men­ta­re wur­den lau­ter. Die Men­ge glaub­te, der Al­te wol­le sie jetzt mit ei­ner neu­en Rol­le fop­pen, in­dem er vom auf­schnei­de­ri­schen Ge­schich­ten­er­zäh­ler zum Clown oder Pos­sen­rei­ßer über­wech­sel­te.
    Al­le lach­ten, nur Va­ri­an nicht. Un­ver­mit­telt war er in Ge­dan­ken wie­der an Bord der Cour­te­san, da­mals, als das … das Ding sei­ne Klei­der zu­rück­ge­zo­gen hat­te und ei­ne Bern­stein­glas-Brust prä­sen­tier­te, das Flim­mern der auf­ge­druck­ten Strom­krei­se und LEDs.
    „Nein, es stimmt, wenn ich es euch doch sa­ge!“ rief der Al­te. „Ihr könnt Raim hier fra­gen. Er hat ihn auch zu Ge­sicht be­kom­men!“
    Raim nick­te ru­hig.
    „Ich kehr­te ge­ra­de aus der Wild­nis nörd­lich von Shu­dra­pur Do­mi­ni­on zu­rück. Raim war auch da­bei, und wir such­ten nach Stücken aus der Ers­ten Zeit für einen Kauf­mann in Bo­rat. Wir hat­ten bis da­hin noch nichts ge­fun­den, als wir an ei­ner Grenz­sied­lung vor­bei­ka­men – et­wa fünf­hun­dert Kas von Ba­b­ir ge­le­gen –, und wir ka­men mit ’n paar Dorf­be­woh­nern ins Ge­spräch. Man lernt es mit der Zeit, den Dörf­lern aufs Maul zu gu­cken. Die kön­nen viel­leicht nicht so schön er­zäh­len wie wir. Aber es er­gibt meis­tens ei­ni­ges an Sinn, wenn sie den Mund auf­ma­chen. Und die ha­ben kein In­ter­es­se dar­an, je­man­den zu be­ein­dru­cken. Will da­mit sa­gen, die lü­gen nicht – ha­ben ein­fach kei­nen Grund da­zu.“
    Der Mann im Sil­ber­pelz hielt in­ne, um aus sei­nem sehr großen Glas zu trin­ken. Va­ri­an konn­te die Auf­re­gung und die Angst spü­ren, die in der Luft hin­gen. Und er spür­te die Er­war­tun­gen al­ler Zu­hö­rer, was die­se Ge­schich­te an­ging. Tes­sa be­rühr­te Va­rians Hand­ge­lenk, und er zuck­te zu­sam­men.
    „Na, je­den­falls ka­men wir in die­ses Grenz­kaff, und ei­ner von den Trap­pern sag­te mir, ein Mönch oder so was Ähn­li­ches sei durch den Ort ge­kom­men und hät­te nach mir ge­fragt! Na, hab’ ich mir ge­dacht, das ist ja viel­leicht ’n Ding – denn dort drau­ßen gibt es kaum einen, der weiß, daß ich dort her­umspa­zie­re oder was ich trei­be. Und ganz si­cher gibt es kei­ne Mön­che, die mich ken­nen. Ich bin nicht ge­ra­de son­der­lich re­li­gi­ös ver­an­lagt.“ Er hielt in­ne, rich­te­te den Blick nach oben und mach­te nach­läs­sig das Stern­zei­chen auf sei­ner Brust. Al­le lach­ten, und der Al­te war­te­te, bis sich das Ge­läch­ter ge­legt hat­te, be­vor er mit sei­ner Ge­schich­te fort­fuhr.
    „Ein paar Ta­ge sind ins Land ge­zo­gen, und Raim und ich ha­ben es uns gut­ge­hen las­sen, gut ge­fut­tert und so wei­ter. Ich hor­che so’n biß­chen her­um und krie­ge mit, daß der Bur­sche, der mich sucht, Car­tor Fi­li­us heißt. Er soll­te an­geb­lich ein Bo­te von mei­nem Bröt­chen­ge­ber Mar­duk, dem Sa­lasan von Bo­rat, sein. Na, da war ich mehr als über­rascht. Wir zwei hal­ten uns Tau­sen­de Kas von Avis­ta auf – so gut wie un­mög­lich, einen dort aus­fin­dig zu ma­chen –, und Mar­duk soll­te mir ei­ne Nach­richt ge­schickt ha­ben? Ver­rückt, nicht wahr? Al­so ha­be ich mir ge­sagt, war­te mal in dem Dorf ei­ne Wei­le, viel­leicht kreuzt der Bur­sche ja wie­der auf. Und ei­nes ist mal klar wie di­cke Tin­te – ich war neu­gie­rig, was der Bur­sche mir zu sa­gen hat­te.“
    Va­ri­an hör­te jetzt der Ge­schich­te nur noch mit ei­nem Ohr zu. Er wuß­te aber, daß der Al­te nicht log. Das konn­te kein Zu­fall sein: Kar­ta­phi­los – Car­tor Fi­li­us. Nein, das muß­te der glei­che Mann ge­we­sen sein, das glei­che Ding. Was hat­te das nur zu be­deu­ten? Zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben fühl­te Va­ri­an, daß er die Kon­trol­le über den Lauf der Din­ge ver­lor, daß er viel­leicht zum Spiel­ball von Mäch­ten ge­wor­den war, die grö­ßer wa­ren, als er das be­grei­fen konn­te.
    „… und es ist Nacht, ver­steht ihr? Raim pennt, und ich

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