Zitadelle des Wächters
den vieren eine Stimme ertönte.
„Willkommen in der Zitadelle. Ich bin der Wächter.“
Die Stimme klang tief, männlich und wohltönend. Die vier drehten sich rasch herum und gewahrten einen großen, grauhaarigen Mann, der etwas trug, das wie eine Militäruniform aussah. Sie war hell gelbbraun und wies olivgrüne Streifen und Tupfer auf. Die Uniform lag gut am Körper an und wurde von braunen Stiefeln und einem ebensolchen Waffengürtel ergänzt – obwohl der Mann keine Waffen mit sich führte. Das Gesicht des Mannes war kantig, sauber rasiert und irgendwie schön. Seine Augen waren braun und groß und zum Teil von schweren Gliedern bedeckt; dies verlieh ihnen einen geduldigen, freundlichen Ausdruck. Die Nase des Mannes war scharf gezogen und gebogen, der Mund mit schmalen Lippen und einem Lächeln versehen. Er hielt die rechte Hand ausgestreckt – das universelle Zeichen für Frieden.
„Wächter?“ sagte Stoor. „Ich hielt den Wächter für eine Maschine.“
Der grauhaarige Mann lächelte und trat ein paar Zens näher. „Es ist der Wächter, der mit euch spricht. Was ihr mit euren Augen seht, ist nur ein beweglicher Ausläufer von mir – ein ausgezeichnet konstruierter Roboter. Der Wächter ist physisch um euch herum präsent. Meine Komponenten ziehen sich durch den ganzen Komplex der Zitadelle.“
„Warum dann der Roboter?“ fragte Stoor.
„Du bist Stoor?“ fragte der Wächter.
„Ja, Mann, das stimmt. Nun hör mal, möchtest du vielleicht meine Frage beantworten?“
„Natürlich. Dem Gebrauch von menschenähnlichen Robotern oder Homologs, wie sie einst genannt wurden, liegt eine psychologische Bedeutung zugrunde. Man hat vor langer Zeit herausgefunden, daß die Bewohner der Enklave besser mit einer Maschine zurechtkamen, die menschliche Züge trug, als mit einer, die auch wie eine Maschine aussah. Es gibt den Menschen psychologisch gesehen mehr Selbstvertrauen, mit einem Homolog zu sprechen statt mit einer Konsole voller Schalter und LEDs. Meint ihr nicht auch?“
„Ich habe weder mit dem einen noch mit dem anderen bislang viel zu tun gehabt, daher kann ich dir schlecht eine Antwort darauf geben“, sagte Stoor.
Der Homolog lächelte. „Stellt euch jetzt bitte selbst vor. Hebt einfach eine Hand, sobald euer Name fällt. Raim. Tessa. Und dann bist du natürlich Varian.“
„Ja, das bin ich.“ Varian schüttelte dem Roboter die Hand. Von allein wäre man nie darauf gekommen, dieses Wesen sei nicht menschlich. Sein Griff war fest, warm und bestimmt. „Sag mir, bitte, sind wir die Ersten, die dich gefunden haben? Die ersten seit … dem Krieg?“
„Dem Krieg? Ach ja, der Krieg.“ Das Lächeln des Homologs verschwand und machte einer ernsten Miene Platz. Damit wurde klar, daß er genau über die Antwort nachdachte.
Varian betrachtete die Maschine und fragte sich, ob sie wirklich die Denkprozesse ihres Hauptcomputers wiedergab oder ob sie lediglich ein künstlich hergestelltes Abbild war, eine Maske, unter der sich die wahren Absichten dieser künstlichen Intelligenz, des Wächters, verbargen.
„Ja“, fuhr der Homolog jetzt fort, „ja, ihr seid die ersten, die einzigen Menschen, die je so weit gekommen sind.“
„Willst du damit sagen, daß andere auch schon die Zitadelle gefunden haben?“ fragte Tessa.
„Andere haben sie per Zufall entdeckt. Nomaden und anderes eher primitives Volk, Menschen, die nicht in der Lage waren, die eigentliche Bedeutung der Zitadelle zu erkennen. Nein, ihr seid die ersten, die auf Grund der Worte von Kartaphilos gekommen sind, die ersten, die mir geschickt wurden. Und ich muß es hier sagen: Obwohl so sehr, sehr viel Zeit verstrichen ist, bin ich froh, euch zu empfangen.“
Varian lächelte. „Ich fürchte
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