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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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den vie­ren ei­ne Stim­me er­tön­te.
    „Will­kom­men in der Zi­ta­del­le. Ich bin der Wäch­ter.“
    Die Stim­me klang tief, männ­lich und wohl­tö­nend. Die vier dreh­ten sich rasch her­um und ge­wahr­ten einen großen, grau­haa­ri­gen Mann, der et­was trug, das wie ei­ne Mi­li­tä­r­uni­form aus­sah. Sie war hell gelb­braun und wies oliv­grü­ne Strei­fen und Tup­fer auf. Die Uni­form lag gut am Kör­per an und wur­de von brau­nen Stie­feln und ei­nem eben­sol­chen Waf­fen­gür­tel er­gänzt – ob­wohl der Mann kei­ne Waf­fen mit sich führ­te. Das Ge­sicht des Man­nes war kan­tig, sau­ber ra­siert und ir­gend­wie schön. Sei­ne Au­gen wa­ren braun und groß und zum Teil von schwe­ren Glie­dern be­deckt; dies ver­lieh ih­nen einen ge­dul­di­gen, freund­li­chen Aus­druck. Die Na­se des Man­nes war scharf ge­zo­gen und ge­bo­gen, der Mund mit schma­len Lip­pen und ei­nem Lä­cheln ver­se­hen. Er hielt die rech­te Hand aus­ge­streckt – das uni­ver­sel­le Zei­chen für Frie­den.
    „Wäch­ter?“ sag­te Stoor. „Ich hielt den Wäch­ter für ei­ne Ma­schi­ne.“
    Der grau­haa­ri­ge Mann lä­chel­te und trat ein paar Zens nä­her. „Es ist der Wäch­ter, der mit euch spricht. Was ihr mit eu­ren Au­gen seht, ist nur ein be­weg­li­cher Aus­läu­fer von mir – ein aus­ge­zeich­net kon­stru­ier­ter Ro­bo­ter. Der Wäch­ter ist phy­sisch um euch her­um prä­sent. Mei­ne Kom­po­nen­ten zie­hen sich durch den gan­zen Kom­plex der Zi­ta­del­le.“
    „Warum dann der Ro­bo­ter?“ frag­te Stoor.
    „Du bist Stoor?“ frag­te der Wäch­ter.
    „Ja, Mann, das stimmt. Nun hör mal, möch­test du viel­leicht mei­ne Fra­ge be­ant­wor­ten?“
    „Na­tür­lich. Dem Ge­brauch von men­schen­ähn­li­chen Ro­bo­tern oder Ho­mo­logs, wie sie einst ge­nannt wur­den, liegt ei­ne psy­cho­lo­gi­sche Be­deu­tung zu­grun­de. Man hat vor lan­ger Zeit her­aus­ge­fun­den, daß die Be­woh­ner der En­kla­ve bes­ser mit ei­ner Ma­schi­ne zu­recht­ka­men, die mensch­li­che Zü­ge trug, als mit ei­ner, die auch wie ei­ne Ma­schi­ne aus­sah. Es gibt den Men­schen psy­cho­lo­gisch ge­se­hen mehr Selbst­ver­trau­en, mit ei­nem Ho­mo­log zu spre­chen statt mit ei­ner Kon­so­le vol­ler Schal­ter und LEDs. Meint ihr nicht auch?“
    „Ich ha­be we­der mit dem einen noch mit dem an­de­ren bis­lang viel zu tun ge­habt, da­her kann ich dir schlecht ei­ne Ant­wort dar­auf ge­ben“, sag­te Stoor.
    Der Ho­mo­log lä­chel­te. „Stellt euch jetzt bit­te selbst vor. Hebt ein­fach ei­ne Hand, so­bald eu­er Na­me fällt. Raim. Tes­sa. Und dann bist du na­tür­lich Va­ri­an.“
    „Ja, das bin ich.“ Va­ri­an schüt­tel­te dem Ro­bo­ter die Hand. Von al­lein wä­re man nie dar­auf ge­kom­men, die­ses We­sen sei nicht mensch­lich. Sein Griff war fest, warm und be­stimmt. „Sag mir, bit­te, sind wir die Ers­ten, die dich ge­fun­den ha­ben? Die ers­ten seit … dem Krieg?“
    „Dem Krieg? Ach ja, der Krieg.“ Das Lä­cheln des Ho­mo­logs ver­schwand und mach­te ei­ner erns­ten Mie­ne Platz. Da­mit wur­de klar, daß er ge­nau über die Ant­wort nach­dach­te.
    Va­ri­an be­trach­te­te die Ma­schi­ne und frag­te sich, ob sie wirk­lich die Denk­pro­zes­se ih­res Haupt­com­pu­ters wie­der­gab oder ob sie le­dig­lich ein künst­lich her­ge­stell­tes Ab­bild war, ei­ne Mas­ke, un­ter der sich die wah­ren Ab­sich­ten die­ser künst­li­chen In­tel­li­genz, des Wäch­ters, ver­bar­gen.
    „Ja“, fuhr der Ho­mo­log jetzt fort, „ja, ihr seid die ers­ten, die ein­zi­gen Men­schen, die je so weit ge­kom­men sind.“
    „Willst du da­mit sa­gen, daß an­de­re auch schon die Zi­ta­del­le ge­fun­den ha­ben?“ frag­te Tes­sa.
    „An­de­re ha­ben sie per Zu­fall ent­deckt. No­ma­den und an­de­res eher pri­mi­ti­ves Volk, Men­schen, die nicht in der La­ge wa­ren, die ei­gent­li­che Be­deu­tung der Zi­ta­del­le zu er­ken­nen. Nein, ihr seid die ers­ten, die auf Grund der Wor­te von Kar­ta­phi­los ge­kom­men sind, die ers­ten, die mir ge­schickt wur­den. Und ich muß es hier sa­gen: Ob­wohl so sehr, sehr viel Zeit ver­stri­chen ist, bin ich froh, euch zu emp­fan­gen.“
    Va­ri­an lä­chel­te. „Ich fürch­te

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