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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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rau­he Wirk­lich­keit et­was auf, reich­te aber nicht aus, um ih­ren auf­ge­wühl­ten Ver­stand zu be­ru­hi­gen. Zum ers­ten­mal seit ih­rer An­kunft, ih­rer Ge­fan­gen­set­zung, be­griff Tes­sa, wie fremd­ar­tig, wie völ­lig an­ders die Zi­ta­del­le und der Wäch­ter im Ver­gleich zu dem wa­ren, was sie bis­her in ih­rer Welt ge­se­hen hat­te. Sie frag­te sich, ob es nicht viel­leicht bes­ser wä­re, die­ser Ort wä­re ver­schüt­tet und ver­ges­sen und wür­de nie von je­man­dem aus der heu­ti­gen Welt ent­deckt. Wer im­mer auch die Er­bau­er der Zi­ta­del­le ge­we­sen wa­ren, dach­te Tes­sa, es muß­te ei­ne fremd­ar­ti­ge Ras­se ge­we­sen sein, ei­ne längst aus­ge­stor­be­ne Ne­ben­li­nie von Fremd­we­sen. Mehr als ein Jahr­tau­send, glaub­te Tes­sa, trenn­te ih­re ei­ge­ne Ras­se von die­sen an­de­ren.
    Ih­re Au­gen kehr­ten zu der kunst­voll ge­fer­tig­ten Büch­se zu­rück. Sie spür­te, wie sich ihr Puls­schlag be­schleu­nig­te. Der ein­zi­ge fühl­ba­re Be­weis ih­rer Be­geg­nung, ein Punkt, von dem aus man fort­fah­ren konn­te.
    Was soll­te sie mit der Büch­se an­fan­gen? Warum hat­te man sie ihr ge­ge­ben? Sie wuß­te, daß die Ge­schich­te von den Göt­tern und den Brü­dern ba­rer Un­sinn ge­we­sen war, ganz si­cher war dies so. Aber trotz al­lem blieb die Fra­ge – warum?
    Tes­sa hob die Büch­se hoch und be­merk­te au­gen­blick­lich, wie die­ses Ge­fühl, die­se selt­sam ein­la­den­de Wahr­neh­mung, sie wie­der be­schlich. Die blo­ße Be­rüh­rung der Büch­se ver­lieh ihr ein äu­ßerst an­ge­neh­mes, un­be­schreib­li­ches Ge­fühl. Sie woll­te die Büch­se be­rüh­ren, als sei sie von ei­ner sinn­li­chen Zu­nei­gung zu die­sem Ob­jekt er­faßt wor­den. Wirk­lich sehr merk­wür­dig.
    Sie sah auf die ver­zier­ten Schar­nie­re und er­in­ner­te sich an die war­nen­de In­schrift: Die Büch­se dür­fe nie­mals ge­öff­net wer­den. Ganz of­fen­sicht­lich war die­se In­schrift der Schlüs­sel zu dem Ge­heim­nis und viel­leicht auch zu der Büch­se selbst, dach­te Tes­sa. Sie dach­te dar­über nach und kam end­lich zu fol­gen­dem Schluß: Der Mann, der sich Zeus nann­te, woll­te von ihr gar nichts an­ders, als daß sie die Büch­se öff­ne­te. An­dern­falls wä­re be­stimmt ir­gend­ei­ne Schutz­maß­nah­me vor­han­den ge­we­sen, ein Schnapp Ver­schluß oder ein Schloß, et­wa um sie ver­schlos­sen zu hal­ten. Die War­nung war nur bei­ge­fügt wor­den, um die Sa­che noch ver­lo­cken­der zu ma­chen.
    Und jetzt wuß­te Tes­sa auch, was sie zu tun hat­te.

 
Acht
     
    „Dann wa­ren das al­so gar kei­ne Il­lu­sio­nen“, sag­te Stoor zu der ver­sam­mel­ten Grup­pe.
    „Wo­her willst du das wis­sen?“ frag­te Va­ri­an. „Nur we­gen der Büch­se? Die hät­te in der Da­ten­spei­che­rungs­an­la­ge hin­ter­legt wer­den kön­nen. Und der Rest blie­be dann im­mer noch Il­lu­si­on …“
    Raim nick­te bei dem letz­ten Wort hef­tig. Ganz of­fen­sicht­lich woll­te er nicht dar­an glau­ben, daß sei­ne Be­geg­nung mit Ma­ri­se re­al ge­we­sen war. Sei­ner ge­lieb­ten Frau so na­he zu sein, bloß um sie dann zu ver­lie­ren, das war mehr, als ein Mensch ver­kraf­ten konn­te.
    Tes­sa schwieg ei­ne Zeit­lang. Dann stand sie auf und trat hin­ter die Stüh­le der an­de­ren. „Ich weiß auch nicht, was ich da­von hal­ten soll … ich bin mir nur die­ser einen Sa­che si­cher, daß ich näm­lich die­se Büch­se öff­nen soll­te.“
    Va­ri­an nick­te. „Oh, das steht au­ßer Fra­ge. Wir sind uns mitt­ler­wei­le al­le dar­über im kla­ren, daß man uns aus un­be­kann­ten Grün­den da­zu brin­gen woll­te, uns auf die­se ver­damm­ten … Mär­chen oder wie im­mer man sie be­zeich­nen will ein­zu­las­sen. Aus ir­gend­ei­nem Grund tes­tet je­mand un­se­re Re­ak­tio­nen.“
    „Je­mand …“ sag­te Tes­sa mit nicht zu über­hö­ren­dem Zwei­fel. „Nicht je­mand … der Wäch­ter! Es kann gar nicht an­ders sein!“
    „Aber warum?“ frag­te Va­ri­an. „Und was ha­ben die­se Mär­chen zu be­deu­ten?“
    „Und die Büch­se?“ frag­te Tes­sa. „Was sol­len wir mit ihr an­fan­gen?“
    Stoor lach­te. „Wir fan­gen ja be­reits et­was

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