Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
Vom Netzwerk:
bit­te?“
    „Ich mei­ne, sie ge­hört dir“, sag­te er und trat vom Schreib­tisch weg. „Auf Wie­der­se­hen“, sag­te er noch, als er sich wie Mor­gen­ne­bel ver­flüch­tig­te.
    Tes­sa er­schrak vor die­sem plötz­li­chen Zau­ber­werk oder was auch im­mer es ge­we­sen war. Sie zö­ger­te einen Mo­ment, be­vor sie ängst­lich auf die Stel­le zu­trat, wo der Mann ver­schwun­den war. Sie be­merk­te, daß sich die Luft ver­wir­rend warm an­fühl­te, aber an­sons­ten war kei­ne Spur von ihm zu­rück­ge­blie­ben.
    Bis auf die Büch­se.
    Sie dreh­te sich um und stu­dier­te sie. Zu­erst hü­te­te sich Tes­sa da­vor, sie zu be­rüh­ren. Ihr ers­ter Ge­dan­ke ging da­hin, die Büch­se dort lie­gen zu las­sen, wo sie war, und Va­ri­an um Rat zu fra­gen, even­tu­ell auch den al­ten Stoor. Viel­leicht wür­den ih­re ge­mein­sa­men An­stren­gun­gen her­aus­brin­gen, was mit der selt­sa­men Büch­se an­zu­fan­gen war.
    Aber dann kam ihr ein neu­er Ge­dan­ke: Die gan­ze Sa­che konn­te ja auch ei­ne Il­lu­si­on ge­we­sen sein, ei­ne Sin­nes­täu­schung oder so­gar ein Traum. Ob­wohl die Büch­se re­al aus­sah, so­gar Sub­stanz zu be­sit­zen schi­en, konn­te sich ja her­aus­stel­len, daß dem nicht so war. Zu­min­dest, dach­te sie, hat­te auch Zeus sehr re­al ge­wirkt, ob­wohl sich spä­ter das Ge­gen­teil her­aus­stell­te.
    Es blieb ihr nur ei­nes üb­rig: die Büch­se an­zu­fas­sen – und sei es nur aus wis­sen­schaft­li­chem For­schungs­drang, wie sie sich selbst ein­re­de­te.
    Al­so streck­te Tes­sa vor­sich­tig ei­ne Hand aus und strich über die reich­ge­schmück­te Ober­flä­che. Wie ein Schock traf sie die Er­kennt­nis, daß die Büch­se Sub­stanz be­saß, daß sie wirk­lich vor­han­den war. Und den­noch wei­ger­te sich et­was in ihr, an die Echt­heit zu glau­ben.
    Dann er­war­te­te sie ei­ne neue Über­ra­schung: Das Be­rüh­ren die­ses Ob­jekts be­rei­te­te wirk­li­ches Ver­gnü­gen. Es schi­en so, als wür­de von den Ma­te­ria­li­en der Büch­se ein hyp­no­ti­scher Ein­fluß aus­ge­hen, der da­zu sti­mu­lier­te, die Büch­se an­zu­fas­sen. Sie spür­te so­gar re­gel­recht einen Un­wil­len, ih­re Hand wie­der von dem ent­zückend aus­ge­ar­bei­te­ten De­ckel zu neh­men. Das Mus­ter, so stell­te sie bei­läu­fig fest, ent­sprach dem nicht mehr un­ver­trau­ten Fünf­eck­mo­tiv.
    Plötz­lich zog sie die Hand von dem Ob­jekt zu­rück, als brä­che sie einen Bann, der vor­her auf ihr ge­las­tet hat­te. Was hat­te das al­les zu be­deu­ten? Tes­sa von Prend war kein Mensch, der oh­ne wei­te­res je­de au­ßer­ge­wöhn­li­che Si­tua­ti­on ak­zep­tie­ren konn­te. Es gab, so hat­te sie zu be­grei­fen ge­lernt, vie­le Wun­der der Tech­nik und der ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Wis­sen­schaf­ten aus der Ers­ten Zeit. Über­haupt war es kaum mög­lich, wenn nicht so­gar aus­ge­schlos­sen, vie­le Ar­beits­wei­sen und Funk­tio­nen der Zi­ta­del­le an­ders als mit Ma­gie oder Il­lu­si­on zu er­klä­ren. Wer war das noch ge­we­sen, der ge­sagt hat­te, für den nor­ma­len Men­schen ha­be Wis­sen­schaft ge­nau­so­viel mit Glau­be zu tun wie mit Re­li­gi­on? Sie wuß­te nicht mehr, wer das ge­we­sen war, aber sie wuß­te, was er da­mit hat­te sa­gen wol­len.
    Die­ser Mann na­mens Zeus … Falls er wirk­lich ei­ne rea­le Per­son war, dann grün­de­te sich sei­ne Exis­tenz auf Wis­sen­schaft oder auf Ma­gie. Falls er ei­ne Il­lu­si­on war, dann war die­se von der Zi­ta­del­le er­zeugt wor­den – aber was mach­te das schon aus? Und was hat­te es zu be­deu­ten?
    Sie konn­te kei­ne Ant­wort fin­den, die einen Sinn er­ge­ben hät­te. Sie trau­te Zeus Wor­ten nicht und wünsch­te, Va­ri­an wä­re jetzt bei ihr. Sie bei­de zu­sam­men, des­sen war sie ge­wiß, hät­ten die Be­deu­tung die­ser Be­geg­nung ver­stan­den. Al­lein hat­te Tes­sa je­doch Schwie­rig­kei­ten, sich zu ent­schei­den, was sie nun glau­ben soll­te und was rich­tig war.
    Vor­sich­tig sah sie sich im Raum um und ent­deck­te nichts au­ßer den glat­ten, po­lier­ten und fu­gen­lo­sen Kon­tu­ren der Ma­schi­nen, Kon­so­len und Da­ten­schir­me. Die Be­leuch­tung weich­te die

Weitere Kostenlose Bücher