Zitadelle des Wächters
mit ihr an – wir öffnen sie nicht!“
„Und daraus kann der Wächter oder derjenige, der diesen Zirkus veranstaltet, genau das schließen, was er wissen will“, sagte Varian.
Raim kritzelte etwas auf seinen Notizblock: Ich meine, wir sollten den Wächter fragen. Er reichte den Zettel herum und wartete auf Reaktionen.
„Er hat recht“, sagte Stoor. „Die verdammte Maschine hat alle Antworten parat. Was sollen wir hier herumsitzen und uns den Kopf für nichts und wieder nichts zerbrechen? Da könnten wir noch lange grübeln und kämen doch nie zu einer Lösung.“
„Das ist auch meine Meinung“, sagte Varian. „Ich meine, wir sollten uns jetzt auf die Suche nach dem … dem Roboter machen oder zumindest zur Hauptetage gehen und dort die Konsolen befragen. Was haben wir dabei schon zu verlieren?“
„Gerade das frage ich mich“, sagte Tessa.
Die drei Männer starrten sie an.
Sie lächelte nervös. „Nun hört schon auf. Ich versuche nicht, mich hier in Szene zu setzen. Ich hege lediglich so meine Befürchtungen. Denkt doch nur einmal einen Moment lang nach: Meint ihr nicht, der Wächter würde es uns von sich aus sagen … falls er ein Interesse daran hätte?“
Stoor zuckte die Achseln. „Wer weiß schon, was so ’ne Maschine denkt?“
Tessa trumpfte auf. „Also, weiter im Text: Woher wissen wir, daß der Wächter nur von Maschinen in Gang gehalten wird? Stellt euch einmal vor, irgendwo laufen hier immer noch Menschen herum.“
„Aus der Ersten Zeit!?“ Varian schüttelte den Kopf. „Trotz all der Jahre, die inzwischen vergangen sind? Das kann ich nicht glauben. Die hätten sich die ganze Zeit über sicher nicht so still verhalten. Sie wären nach draußen gegangen, um alles wieder aufzubauen, um die Welt zurückzuerobern, die sie verloren haben.“
„Vielleicht“, sagte Tessa. „Ich will uns ja auch nur vor Augen führen, wie wenig wir eigentlich wissen, auf wie wenig wir eigentlich bauen können.“
Stoor saugte an seiner Pfeife, verzog das Gesicht, weil sie ausgegangen war, und klopfte sie auf einem Teller aus, um die Asche loszuwerden. „Zu gütig, Madame!“
„Also …“ sagte Varian. „Wir können die Büchse öffnen, sie ignorieren oder den Wächter suchen … was sollen wir tun? Ich würde das letztere vorschlagen.“
Raim stellte sich neben Varian und nickte.
„Von mir aus auch“, sagte Stoor.
„Ich kann es nicht mit euch allen aufnehmen“, sagte Tessa. „Also, laßt uns den Kerkermeister suchen …“
„Das ist nicht mehr nötig“, sagte eine vertraute Stimme – der Homolog des Wächters.
Alle fuhren gleichzeitig herum, als hätten sie es eingeübt und schenkten dem Roboter ihre Aufmerksamkeit, der jetzt wie ein gütiger, weiser Gentleman an der Türschwelle stand.
„Guten Abend allerseits“, sagte er, trat ins Zimmer und steuerte auf einen Stuhl zu. Seine Bewegungen waren so natürlich, so lässig, daß Varian sich erneut fragte, ob das wirklich eine Maschine war – ziemlich oft mußte er sich diese Tatsache ins Gedächtnis zurückrufen. Etwas Bedrohliches ging von dem Homolog aus, obwohl er ohne Waffen gekommen war. Kein solches Wesen durfte so … so menschlich auftreten, dachte Varian, wenn es das so offensichtlich nicht war.
„Du hast uns belauscht“, sagte Varian.
„Man möge mir verzeihen, aber es ist wirklich schwierig, eure Unterhaltung nicht mitzuhören … Die Räume der ganzen Zitadelle sind miteinander durch Stromkreise verbunden … und im wahrsten Sinne des Wortes haltet ihr euch in mir auf.“
„Was willst du?“ Stoor stopfte automatisch die Pfeife, ohne seinen starren Blick von dem Homolog abzuwenden.
„Ich dachte eigentlich, ihr wolltet mich sehen … und deshalb bin ich hier.“
„Du hast ja sowieso
Weitere Kostenlose Bücher