Zitadelle des Wächters
Verteidigungsanlagen ausrüsteten. Das geschah vor allem durch die Errichtung von Zitadellen: riesigen, sich selbst versorgenden, kybernetischen Systemen, die von Wächtern der Kl-Serie geleitet wurden. Einer der wichtigsten Orte war die Industriestadt Haagendaz, die neben den bedeutendsten Erzlagern der Welt zur Thoriumgewinnung angesiedelt war.
Die Thoriumlager im Süden waren der Schlüssel zum Sieg, da man diese Isotope zur Produktion von Treibstoff, Sprengköpfen und anderen kriegswichtigen Gütern benötigte. Und jeder Militärexperte wird bestätigen können, daß es für den Sieg nicht in erster Linie wichtig ist, wie stark die eigenen Truppen, sondern wie effektiv die eigenen Versorgungslinien sind. Die Riken wußten das ebenfalls sehr gut und entwickelten einen ausgezeichneten Plan, um die Anfälligkeit der Versorgungswege möglichst gering zu halten. Ihre Fronttruppen bewegten sich ständig in Begleitung großer Kriegsmaschinen – schwer gepanzerten Kampfwagen, die ihre Bezeichnung, Moloch-Klasse, nur zu Recht trugen –, die allen Nachschub für die Riken-Streitkräfte während des Vormarsches produzierten. Gigantische Maschinen waren das und sehr beweglich – mit Produktionsanlagen, Erzzerstampfern, Hochöfen und Schmelzöfen, Reaktoren und Beschleunigern. Diese Riesenmaschinen rückten also mit den Riken-Truppen vor.
Diese Taktik funktionierte in der Nördlichen Hemisphäre sehr gut. Dort raubten die Riken-Maschinen in jedem angegriffenen Staat auf dem Vormarsch die notwendigen Rohstoffe und produzierten während der Fahrt alle erforderlichen Treibstoffe und sonstigen Versorgungsgüter für die Truppen. Doch um den Genonesen im Süden erfolgreich begegnen zu können, mußten sie ihre Truppen über ein weites Gebiet verteilen – über die gesamte Hemisphäre –, und ihre Frontlinie war dementsprechend dünn. Somit wurde die unerschöpfliche Rohstoffquelle – Thorium eben –, in Haagendaz gelegen, zum wichtigsten Eroberungsziel. Sobald das erreicht war, konnten die Riken ihren gewohnten Zerstörungskrieg im Süden führen und Genon schließlich vernichten.
So rasselten und schoben sich die Armeen durch die Wüstengegenden, hinter denen Haagendaz lag. Dort trafen sie aufeinander und erfüllten die Luft mit Tod und Gift. Etliche titanische Schlachten wurden ohne Ergebnis vor Haagendaz geschlagen – hier liegen nun die Eisenfelder. Die Stadt wurde genommen, aber die Zitadelle behauptete sich.
Der Riken-Geheimdienst wußte, daß die Zitadelle aus einem wichtigen Grund den Schlüssel zum Sieg darstellte. Da die Genonesen sich über die Wichtigkeit der Thoriumerzminen im klaren waren, hatten sie alle Eingänge zu den Stollen versiegelt und Roboter überall in den Bergwerken deponiert; ein technisches Meisterstück. Die Sprengung oder Öffnung der Stollen lag allein in der Hand der Datenspeicher der Zitadelle. Der Schlüssel zum Thorium lag in einem Irrgarten aus Geheimcodes. Falls die Zitadelle vernichtet würde, wäre es damit auch mit dem Thorium zu Ende gewesen.
Also blieb ein Angriff auf die Zitadelle eine ausgeklügelte und delikate Angelegenheit. Um Erfolg zu haben, mußten die Riken die genonesischen Verteidigungslinien aufreiben, gleichzeitig aber die KI intakt lassen. Sie mußten in die Zitadelle hineingelangen, um dann den richtigen Code in den Tiefen des KI-Gehirns zu finden.
Zum Schein warfen die Riken ihre Armeen aus der Nördlichen Atmosphäre in einem Sturmangriff gegen die nördlichen genonesischen
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