Zitadelle des Wächters
Verteidigungsstellungen bei der Zitadelle. Sie stießen durch eine Gegend vor, die heute als Schlackenland bekannt ist, und ließen hinter sich nichts als die Überreste der totalen Zerstörung zurück. Genon zog Truppen zusammen, die an der Nordflanke auf die Riken trafen. Langsam gelang es ihnen, den furchtbaren Angriff zum Stehen zu bringen.
Aber der Preis für Genon war hoch. Gleichzeitig nämlich rückten die restlichen Riken-Truppen gegen die Zitadelle vor. Während im Norden die Schlacht immer mehr zugunsten Genons verlief, wankten die Verteidigungsstellungen bei der Zitadelle unter der gezielten, furchtbaren Angriffswucht der Riken-Luftwaffe und ihrer Bodentruppen. Kommandounternehmen und zahllose Deserteure dezimierten die Reihen der Verteidiger zusätzlich. Mehrere Tage lang wogte die Schlacht. Die Genonesen mußten den Riken immer mehr Boden lassen. Die einzige Hoffnung, die Zitadelle noch zu retten, bestand in der Ankunft von Verstärkungen vom nördlichen Kriegsschauplatz.
Aber große Schwierigkeiten traten auf, mit den Truppen im Norden in Verbindung zu bleiben, weil die Riken-Abwehr über ausgezeichnete Störtechniken verfügte. Hinzu kam noch die restlose Ausschaltung aller Nachrichten- und Überwachungssatelliten durch die Riken-Luftwaffe. Bis dann keine Möglichkeit mehr bestand, die Funkverbindung zu den Truppen im Norden aufrechtzuerhalten, keine Möglichkeit mehr, in Erfahrung zu bringen, ob die Zitadelle die benötigten Truppen bekam.
Und so wurden einige Spezial-Kurierroboter vom Wächter in den Norden gesandt. Tagtäglich wurden neue Kommandos losgeschickt in der Hoffnung, daß eines es schaffen würde, durchzubrechen und den Norden zu erreichen. Kartaphilos war Mitglied eines dieser Kommandos, welches gegen Ende der Belagerung ausgesandt wurde. Das kleine Flugzeug, das sie transportierte, wurde bald, nachdem sie die gegnerische Frontlinie überquert hatten, abgeschossen. Alle Mitglieder des Kommandos wurden vernichtet – bis auf Kartaphilos, der schwer beschädigt vom Wrack fortrobbte.
Was weiter vorfiel, ist nicht klar, da der Roboter sein Gedächtnis verloren hatte. Aber offensichtlich konnte er sich in Sicherheit bringen und hatte dort so viel Zeit zur Verfügung, daß seine Selbstreparaturanlage ihn – elektronisch gesehen – heilen konnte. Kartaphilos konnte sich auch heute nicht mehr an alle seine Erlebnisse oder was inzwischen aus der Welt geworden war erinnern. Aber bei späteren Anlässen erfuhr er aus halbhistorischen Quellen und aus mündlichen Erzählungen, daß der Krieg irgendwie zu einem Ende gekommen war. Als sein Erinnerungsvermögen langsam wieder funktionstüchtig wurde, erinnerte er sich an seine Mission und an den Wächter, obwohl ihm die Dringlichkeit und Notwendigkeit seiner Aufgabe jetzt nicht mehr sonderlich wichtig erscheinen wollte.
Und so begann seine Wanderung durch die ganze Welt, wo er nach Antworten suchte, nach Menschen, die ihn vielleicht verstehen konnten, und nach Hilfe, um zu dem einzigen Zuhause zurückzukehren, das er je gehabt hatte – wo und zu welcher Zeit die Zitadelle existierte, hatte er vergessen. Die Jahre verstrichen, und die Menschheit fiel einer schrecklichen Depression anheim – ein direkter Ausfluß des Letzten Krieges. Wer immer ihn auch gewonnen hatte, er mußte sich schon bald darüber im klaren gewesen sein, daß er einen Pyrrhussieg errungen hatte. Die Atmosphäre war so drastisch in Mitleidenschaft gezogen worden, daß Wetter und Klima einfach verrückt spielten. Jahrhundertelang verheerten Erdbeben die
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