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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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hat.“
    Kar­ta­phi­los nick­te und be­deu­te­te dann Va­ri­an mit ei­nem Hand­zei­chen, ihm von ih­ren Er­leb­nis­sen in der Zi­ta­del­le zu be­rich­ten. Sie er­zähl­ten ihm mög­lichst ge­nau von al­lem und ver­such­ten so­gar, ei­ni­ge spe­zi­fi­sche Aspek­te ih­rer Il­lu­sio­nen zu re­kon­stru­ie­ren. Als sie al­les ge­sagt hat­ten, schüt­tel­te Kar­ta­phi­los den Kopf und schmun­zel­te.
    „Was ist denn dar­an so ko­misch?“ frag­te Stoor.
    „Oh, di­rekt ko­misch ist dar­an nichts … ich glau­be nur, ich weiß jetzt, was der Wäch­ter macht. Nicht un­in­ter­essant in die­sem Zu­sam­men­hang.“
    „Nicht un­in­ter­essant!? Das freut mich aber wirk­lich, daß du so denkst!“ Stoor stampf­te durch das Zim­mer und reg­te sich im­mer mehr auf.
    „Und was hat das zu be­deu­ten?“ frag­te Tes­sa.
    Kar­ta­phi­los rieb sich ge­dan­ken­ver­lo­ren das Kinn, als su­che er nach der pas­sen­den Ein­lei­tung. „Ich bin mir nicht si­cher, ob das al­les so rich­tig ist, be­denkt das bit­te, aber ich glau­be, es er­gibt einen Sinn …“
    „Wie be­wirkt der Wäch­ter die Il­lu­sio­nen?“ frag­te Va­ri­an.
    „Ich ken­ne mich mit den Ein­zel­hei­ten die­ser Tech­nik nicht aus, aber ich weiß wohl, daß es et­was da­mit zu tun hat, wie sich die Leu­te der Ers­ten Zeit un­ter­hal­ten ha­ben.“
    „Un­ter­hal­tung?“ frag­te Tes­sa.
    „Ja. Mit hal­lu­zi­na­to­ri­schen Mit­teln wie Che­mi­ka­li­en oder Ga­sen kann man den Ver­stand da­zu brin­gen, mit den Sin­nen Ein­drücke so auf­zu­neh­men, wie der Ma­ni­pu­la­tor das ha­ben will. Die Zu­schau­er ver­sam­mel­ten sich ge­wöhn­lich in großen Am­phi­thea­tern, um Grup­pe­nil­lu­sio­nen zu emp­fan­gen – ge­nau wie je­ne, mit de­nen euch der Wäch­ter kon­fron­tiert hat.“
    „Aber warum ?“ frag­te Va­ri­an.
    „Ich glau­be, der Wäch­ter be­treibt Psy­cho­ana­ly­se.“
    „Wie bit­te? Was ist denn das?“ frag­te Tes­sa.
    „Ei­ne Art Selbst­be­ob­ach­tung, die un­ter den Leu­ten der Ers­ten Zeit sehr ver­brei­tet war. Ei­ne gan­ze Men­ge Theo­ri­en von Phi­lo­so­phen und Den­kern ver­ei­nig­ten sich dar­in, und es wim­mel­te nur so von ver­schie­de­nen Tech­ni­ken. Ich glau­be, der Wäch­ter weiß, daß er einen psy­chi­schen Scha­den hat, daß er wahn­sin­nig ist, und er ver­sucht, sich selbst zu ku­rie­ren, sich selbst psy­chisch zu be­frei­en.“
    „Ich fürch­te, wir kön­nen dir da nicht fol­gen“, sag­te Stoor, den der Re­de­fluß of­fen­sicht­lich über­for­dert hat­te. Er war ein Mann der Tat, der schnel­len Ent­schlüs­se. Nach­dem er die Macht des Ky­borgs er­lebt hat­te, kann­te er nur noch einen Wunsch: sich den Weg aus der Zi­ta­del­le frei­zu­schie­ßen.
    „Habt Ge­duld, ich ver­su­che, al­les zu er­klä­ren“, sag­te Kar­ta­phi­los. „Die Il­lu­sio­nen, die euch be­geg­ne­ten, sind le­dig­lich Auf­ga­ben aus den Sa­gen der Mensch­heit. Das meis­te von dem, was ihr mir er­zählt habt, läßt sich leicht als Le­gen­den und Sa­gen aus den An­fän­gen der Ers­ten Zeit wie­der­er­ken­nen. Ich wun­de­re mich so­wie­so, daß nicht mehr da­von bis zur ge­gen­wär­ti­gen Zeit über­lebt ha­ben.“
    Stoor fuhr blitz­ar­tig her­um und sag­te: „Na­tür­lich! Das ist es! Ich wuß­te, der Na­me war mir schon ein­mal be­geg­net …“
    „Wel­cher Na­me?“ frag­te Tes­sa.
    „Zeus mei­ne ich. Er galt frü­her als Gott oder so et­was Ähn­li­ches. Als Schöp­fer der Welt und ähn­li­cher Hum­bug. Ich ha­be den Na­men in ei­ni­gen Ma­nu­skrip­ten und ähn­li­chem Zeugs ent­deckt, das ich mei­nem Auf­trag­ge­ber ge­bracht ha­be. Der Kram war schon sehr alt, ich mei­ne wirk­lich alt. Aus der Zeit, als die Ers­te Zeit noch in ih­ren Kin­der­schu­hen steck­te.“
    „Das stimmt“, sag­te Kar­ta­phi­los. „Die Men­schen aus der An­ti­ke ha­ben sich ger­ne der Kraft der My­then be­dient. Sa­gen wa­ren der große Aus­gleichs­fak­tor, um die Welt zu ver­ste­hen. So­lan­ge es kei­ne na­tur­wis­sen­schaft­li­che Er­klä­rung gab, so­lan­ge das mensch­li­che Wis­sen von Bar­rie­ren be­grenzt wur­de, so­lan­ge blüh­ten My­then. Die­se wa­ren als Me­tho­de im­mer be­liebt,

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