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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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heraus
streckten.
    Ich
hatte keinen Blick für die Schönheiten der Natur. In meinem Kopf rotierte nur
der eine Gedanke: Sie wollten mich auf elegante Art loswerden!
    Der
Rechtsabteilung, von der dieses Schreiben zweifelsfrei verfasst worden war, war
natürlich klar, dass man mir wegen meiner Krankheit nicht kündigen durfte und
wegen meines wasserdichten Arbeitsvertrages mein volles Gehalt mindestens noch
ein Jahr weiter bezahlt werden müsste. Deswegen auch dieser vermeintlich
tröstliche Satz mit der Freihaltung einer mir zumutbaren Stelle, was immer das
auch heißen sollte! Ich wäre vermutlich die teuerste Aktenablegerin der Firma,
denn im Augenblick konnte ich mir keine andere Tätigkeit vorstellen, die ich in
diesem Konzern zufriedenstellend erledigen könnte…Und Auslöser dieses
Schreibens war das zufällige Treffen mit der Lorenz in München gewesen, da war
ich mir ganz sicher. Dieses aufgedonnerte Tratschmaul hatte natürlich nichts
Besseres zu tun gehabt als zu Königstein und Verena zu rennen und sie beide von
meinem immer noch bescheidenen Gesundheitszustand in Kenntnis zu setzen. Und
die wiederum hatten die obersten Bosse informiert…
    Aber
was in aller Welt sollte ich jetzt tun?   Irgendwie war ich bisher immer davon
ausgegangen, dass ich meinen früheren gesundheitlich einwandfreien Zustand
irgendwann wieder erreichen und dann weiterhin meine Brötchen bei Toskopharm
als Pressereferentin verdienen würde, auch wenn mir dies nicht mehr so
erstrebenswert und sinnvoll erscheinen mochte wie vorher. Die Alternativen, die
mir hier aufgezeigt wurden, waren beide auf ihre Art teuflisch: Entweder nahm
ich in Kauf, eine wesentlich weniger qualifizierte Tätigkeit auszuüben, dabei
mein ursprüngliches hohes Gehalt vorläufig weiter zu beziehen (das müssten sie
zumindest vorerst zahlen, ich hatte einen wasserdichten Vertrag) oder ich
kündigte, erhielt eine größere Summe und hate keine Ahnung, ob ich jemals
wieder einen Job bekäme! Im ersteren Fall wusste ich genau, dass die Firma auf
Dauer alles tun würde, um mich möglichst bald auf elegante Art los zu werden.
      Es gab da unendliche viele subtile
Möglichkeiten, einem die Arbeit unerträglich zu machen, das hatte ich während
meiner Arbeit dort des Öfteren bei Kollegen, die in Ungnade fielen,
mitbekommen!   Nahm ich ihr Abfindungsangebot
an, war ich sofort endgültig weg und sie waren fein raus.
     
    Wahrscheinlich
hätte ich im Fall einer Eigenkündigung auch noch eine größere Abfindung von
sagen wir einen Jahresgehalt heraus schlagen können, denn Angebote waren immer
verhandelbar! Außerdem war fraglich, ob die angebotenen Alternativen vor einem
Arbeitsgericht Bestand hätten. Dazu müsste ich mich allerdings auf langwierige
Auseinandersetzungen einstellen. Selbst wenn mir Recht gegeben würde und ich
weiterhin meinen alten Job bekäme, wie würde meine Arbeit in der Praxis aussehen?
Nach außen auftreten konnte ich wegen meiner immer noch langsamen Redetechnik
noch nicht, also würde ich eng mit Verena zusammenarbeiten müssen. Die würde
bei Kunden und Chefs brillieren und die Lorbeeren für unsere bzw. meine
Vorarbeit allein kassieren. Und das Verhältnis zu den Firmenoberen und meinen
Vorgesetzten wäre nach einem Arbeitsgerichtsprozess vermutlich ziemlich bescheiden.
Gute Voraussetzungen also für einen baldigen Nervenzusammenbruch!
    Aber
eigentlich ging es mir nicht mal so sehr um die aufgezeigten Konsequenzen,
sondern ich war einfach fassungslos über die Kaltherzigkeit und
Unmenschlichkeit, die sich hier manifestierte. Sämtliche Kollegen und
Vorgesetzte, die mich näher kannten, wussten alle, dass ich immer zuverlässig,
patent und gewissenhaft gewesen war, es mir momentan nicht gut ging, dass ich
mit tausend Widrigkeiten und Zukunftsängsten zu kämpfen hatte und dennoch versetzten
sie mir mit diesem unpersönlichen Schreiben sozusagen den Todesstoß. Und ich
hatte wirklich mein Herzblut für diese blöde Firma gegeben, hatte mich mit Leib
und Seele eingesetzt, oftmals private Termine sausen lassen und mir ganze
Nächte um die Ohren geschlagen, wenn es brenzlige Situationen gab, die ich per
Eilpressemeldung   entschärfen musste. Das
war jetzt der Dank dafür!
    Und
das Timing war auch ganz klasse: Genau jetzt, wo ich meinen Seelenfrieden wieder
einigermaßen gefunden hatte und gesundheitliche Fortschritte machte, kam der
nächste Schlag. Ich fühlte mich langsam vor wie ein Stehaufmännchen, Sie wissen
schon, diese Figuren für

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