ZITRONENLIMONADE (German Edition)
stieg die Angst in mir hoch, denn
ich spürte, dass sich in meinem Leben wieder einmal etwas unwiderruflich
verändern würde. Ich hatte es so satt. Reichte es nicht, dass ich innerhalb
einiger weniger Wochen meine Gesundheit, meine Beweglichkeit, meine
Unabhängigkeit und meinen Job verloren hatte? Aber ein winziges Fünkchen
Hoffnung darauf, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen würde, flackerte
dennoch tief in mir drinnen und half mir, die Fassung zu bewahren. Mark machte
einen Schritt auf mich zu und beugte sich herunter, wahrscheinlich um mir das
obligatorische Begrüßungsküsschen zu geben.
Aber
ich wich rasch aus, schob meinen Stuhl schnell nach hinten. Mir stand der Sinn
nicht nach irgendwelchen leeren Ritualen. Etwas hilflos stand er mit hängenden
Armen vor mir, rang sich ein schwaches Lächeln ab und ein gequält klingendes: "Hallo, Chris".
Ich
war plötzlich nicht in der Stimmung, ihm auf irgendeine Art aus seiner
offensichtlichen Verlegenheit heraus zu helfen und blickte ihn schweigend an.
Er fasste sich, räusperte sich und begann dann einen seiner typischen
Anwaltsmonologe. "Chris, es tut mir so leid, dass du diese Sache aus einem
Boulevardblatt erfahren musstest, es steckt wirklich nichts Ernsthaftes
dahinter; Marlas Vater ist ein neuer Mandant unserer Kanzlei und ich…"
Schon
wieder diese verdammte Kanzlei! Entnervt von seinen offensichtlichen Lügen fiel
ich ihm rüde ins Wort. "Und es gehört zum Service eurer Kanzlei,
dass die gutaussehenden Junganwälte die Töchter Eurer Mandanten ausführen und
durchvögeln? Erzähl mir doch keine Scheiße, Marla ist alt und reich genug, um
sich ihre zahlreichen Verehrer allein aussuchen zu können." Sichtlich
schockiert über meine ordinäre Ausdrucksweise starrte er mich an. Er war es
nicht gewohnt, dass ich ihn unterbrach, geschweige denn in einem solchen
Straßenslang. Aber ich war mittlerweile stinksauer darüber, dass schon wieder
sein Arbeitsplatz als Entschuldigung für seine Verhaltensweise herhalten musste.
Wegen der Kanzlei konnte er mich nicht so oft besuchen, jeder Besuch bei mir richtete
sich nach der Zahl und Wichtigkeit der Fälle und Mandanten, die er betreute, er
wollte Partner werden und so weiter. Das alles hatte ich klaglos hingenommen,
aber sein Fremdgehen jetzt auch noch damit zu exkulpieren zu wollen, fand ich
im höchstem Maß unverschämt. Genau das sagte ich ihm auch in deutlichen Worten.
" So, und jetzt will ich die Wahrheit hören, Mark. Wie lange geht das
schon mit diesem Flittchen und ist es etwas Ernstes? Und gnade dir Gott, wenn
du mich wieder anlügen und beschwichtigen willst! Nach sechs gemeinsamen Jahren
bist du mir eine Erklärung schuldig. Und setz dich um Himmels willen hin, mir
tut der Nacken weh, wenn ich zu dir hochstarren muss! " beendete ich meine
Ansprache.
Er
zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. Mit einem Mal bewegte er sich müde und
langsam. Seine vorherige Eloquenz schien völlig verflogen, er rang nach den
richtigen Worten.
Und dann erfuhr ich die ganze Geschichte,
ungeschönt. Mark gestand, Marla schon seit Wochen näher zu kennen - im
Klartext: mit ihr ins Bett zu gehen. Genauer gesagt hatte er an dem Freitag,
bevor ich ihn am Tag darauf in meinem Rehazimmer nach allen Regeln der Kunst
verführt hatte, zum ersten Mal mit ihr geschlafen! Und seitdem abwechselnd mit
uns beiden! Als ich das hörte, brach ich innerlich fast zusammen. Angeblich
hatte er mir bei jedem darauf folgenden Besuch seinen Seitensprung beichten
wollen, aber ich hätte ihm dazu keine Chance gelassen, behauptete er. Ich
sprang ihm fast ins Gesicht.
"
Du hättest in der Folgezeit oft genug Gelegenheit gehabt, mir etwas zu sagen,
anstatt mit uns beiden in die Kiste zu hüpfen und auf deine sagenhafte Potenz stolz
zu sein. Ich bin nur froh, dass ich auf Kondome bestanden habe, wenn man
bedenkt, mit wem dieses kleine Luder laut Presse schon alles intim gewesen ist!
Muss ein tolles Gefühl sein, wenn man in der Lage ist, gleichzeitig mit einem zwanzigjährigen
Flittchen alle Stellungen des Kamasutra auszuprobieren und dann auch noch eine
Behinderte zu beglücken!" schleuderte ich ihm entgegen.
"
Chris, so war das nicht. Ich hatte jedes Mal ein fürchterlich schlechtes
Gewissen - (ich fragte mich, bei wem von uns beiden) - und wollte das Verhältnis mit Marla beenden. Aber
sie sagt, sie liebt mich. Sie stand eines Tages mit ihrem Vater zusammen in der
Kanzlei, mein Chef und ich
Weitere Kostenlose Bücher