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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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allein. Sabine setzte
sich zu mir auf den Bettrand, drückte mich ganz fest und sah mich forschend an.
    "So und jetzt zu dir. Kann ich dir
irgendetwas Gutes tun, dir etwas vom Kiosk holen, das nächste Mal einen Kuchen
mitbringen, Wäsche waschen oder vielleicht eine Geschichte vorlesen?"
    Ich blickte sie so strafend wie mir
möglich an. Mittlerweile konnte ich auch schon etwas lauter sprechen   - mein Halsweh war weg. Allerdings stotterte
ich ziemlich heftig, vor allem, wenn ich aufgeregt war. In meinem Kopf formten
sich perfekt formulierte Sätze, die jedoch mit großer Verzögerung aus meinem
Mund kamen, da ich manche Worte oder Silben aus unerfindlichen Gründen mehrfach
wiederholte. Die Logopädin, die noch einmal bei mir war, fand das nicht weiter
schlimm und erklärte:   
    "Lassen Sie sich davon keinesfalls
vom Sprechen abhalten, reden Sie, mit wem und so viel Sie können. Dann
verschwindet das Stottern von selbst."  
    Also redete ich, mit allen vom
klinischen Personal, die sich die Geduld nahmen, mir zuzuhören, obwohl es mir
unendlich peinlich war, wie eine Geisteskranke zu klingen. Und jetzt musste
Sabine dran glauben. Ich sprach langsam und mit langen Sprechpausen.
    "Hör auf, herum zu glucken. Ich
brauche nichts, außer meiner Beweglichkeit und meiner Sprache. Und da kannst du
nichts tun. Woher weißt du überhaupt, was mit mir los ist?   Wie geht´s den Kindern und Alex?"
    "Ich habe vorgestern Mark
angerufen und ihn solange genervt, bis er mir alles erzählt hat. War harte
Arbeit, das kann ich dir flüstern. Aber ich wusste, dass irgendetwas passiert
sein musste, du hast dich über eine Woche nicht bei mir gemeldet. Er hat mir
strikt verboten, dich zu besuchen. Aber ich lass mir von niemanden, schon gar
nicht ihm, Vorschriften machen. Und was meine Familie angeht: Abgesehen davon,
dass ich dir von allen liebe Grüße ausrichten soll,   treiben   sie mich wie jeden Tag in den kalten Wahnsinn. Alex arbeitet zu viel und
die Kinder......."
    Es folgte eine drastische Schilderung
davon, was sich Dennis, der Jüngste, schon wieder geleistet hatte.
    "Der einzig Vernünftige ist Robin.
Und Sandra zickt mich die meiste Zeit nur an, wenn ich was von ihr möchte,
außer wenn ich sie zu ihrem geliebten Reitstall fahren soll", seufzte sie.
     
    Ich musste grinsen. Sabine beklagte
sich zwar ständig, liebte ihren Mann und ihre drei Kinder dennoch heiß und
innig und würde ohne ihre Familie eingehen wie eine Primel ohne Wasser. Der
kleinen Sandra zuliebe hatte sie nach ihrer Heirat ihren Job als Simultandolmetscherin
an den Nagel   gehängt, da sie zu viel
unterwegs gewesen wäre. Stattdessen betrieb sie jetzt von zuhause aus ein
Übersetzungsbüro, kümmerte   sich aber in
erster Linie um ihre Familie. Der fünfjährige Dennis, ein Lausbub wie er im
Buche stand,   sowie der zehnjährige
Robin, das genaue Gegenteil seines Bruders, immer besonnen und vernünftig,
waren Sabines eigene Kinder, die sie mit Alex zusammen hatte.
    Die   fünfzehnjährige Sandra stammte aus Alex erster
Ehe. Dessen Frau war kurz nach der Geburt von Sandra bei einem Autounfall
gestorben. Sandra war vier gewesen, als Sabine und Alex heirateten und Sabine
hatte sich von Anfang an rührend um sie gekümmert und ihr die Mutter ersetzt.
Sandra und ihre Halbbrüder waren drei wundervolle Kinder, die sich durch die
ständige Liebe und Unterstützung ihrer Eltern prächtig entwickelt hatten.
    Sabine wurde ernst. "Ehrlich
Chris, wenn ich irgendetwas für dich tun kann, sag es mir. Es ist so ein Pech,
was dir passiert ist. Aber sieh es positiv: Du hast überlebt, was nicht
selbstverständlich ist und jetzt musst du dich eben mit deiner üblichen
Verbissenheit wieder auf die Beine bringen. Wenn das jemand schaffen kann, dann
eindeutig du. Betrachte es einfach als eine Art Prüfung, so wie dein
Jura-Examen, auf welches du dich ja total exzessiv vorbereitet hast."
    Sie spielte auf die Zeit meines
Staatsexamens an, in der ich für alle Freunde außer Mark, mit dem ich manchmal
gemeinsam lernte, abgetaucht und nicht erreichbar gewesen war. Ich hatte ihnen
vorher knallhart erklärt, dass ich im kommenden halben Jahr für keinerlei
Sperenzchen wie Fortgehen, Ausflüge oder ähnliches verfügbar wäre, da ich mich
total auf die Examensvorbereitung konzentrieren würde. Die Schinderei hatte mir
und Mark letztendlich einen Super-Abschluss sowie als Folge davon meine hoch
bezahlte Stelle eingebracht.
      Sabine hatte Recht, wenn ich was machte, dann
auf

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