Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
Vom Netzwerk:
die Spannung und Kraft in beiden Körperseiten benötigt! Bei
mir fehlte sie rechts total, deswegen kippte ich ohne jemanden, der mich
festhielt, sofort nach rechts hinten weg. Als ich dann nach ein paar Tagen in
der Lage war, meinen Oberkörper   im
Sitzen-   wenn auch nur kurz - selbst
aufrecht halten zu können, übten wir das Stehen.
    Das ging natürlich auch   nur mit viel Hilfestellung und Hilfsmitteln.
Karina hatte mir einige Tage vorher erklärt, wegen des Halts für meinen rechten
Fuß, dessen Knöchelgelenk völlig instabil war, bräuchte ich knöchelhohe
Basketball-Schuhe, mit Klettverschluss, damit ich sie einhändig öffnen und
schließen konnte. Sabine, die ich in meiner Hilflosigkeit anrief, da ich Mark
nicht mit solchen Kleinigkeiten belästigen wollte, brachte mir schon am
kommenden Tag   ein Paar weiße Sportstiefeletten
in meiner Größe vorbei.
    „ Sabine, ich danke dir. Du hast meine
geheimsten Wünsche in puncto Schuhmode erraten, “ sagte ich feierlich und sie
prustete los.
    Aber die klobigen Dinger erwiesen sich
als dringend nötig, da ich meinen Fuß, eigentlich das gesamte Bein von der
Hüfte abwärts, nach wie vor nicht spürte und so auch nicht erkannte, ob er am
Knöchelgelenk umknickte, was auch im Bett liegend häufig passierte.
    Die Schwestern legten ihn dann immer wieder
mit einem Kissen gestützt richtig hin, da sonst die Gefahr bestand, dass ich
meine Bänder überdehnte. Bevor ich aber zum Stehen gebracht wurde, bedurfte es
einiger Vorbereitungen. Schon morgens zog mir die Schwester nach dem Waschen
knallenge weiße halterlose Netzstützstrümpfe über beide Beine bis zu den
Oberschenkeln. Das linke Bein damit zu bestücken, war keinerlei Problem, da
half ich aktiv mit, aber beim gelähmten rechten Bein stellte dies eine echte
Herausforderung für sie dar. Aber es gab ein Hilfsmittel für solche Fälle, eine
elastische Halbröhre, über die sie zuerst den Strumpf zog und die sie mir dann
über meinen Fuß stülpte. Die Röhre wurde am Oberschenkel herausgezogen und der
Strumpf saß am Bein!   Ich musste wider
Willen laut lachen, als ich meine weiß und halterlos netzbestrumpften Beine
betrachtete.
    „ Ich wusste gar nicht, dass hier im
Krankenhaus das Tragen von Reizwäsche Vorschrift ist“, brachte ich mühsam
heraus.
    Schwester Sarah grinste. „ Wenigstens
nehmen Sie es mit Humor“, schmunzelte sie.
      „ Diese Dinger sind dazu gedacht, eine Thrombose
zu verhindern. Die müssen Sie jetzt dauernd tragen, laut Anweisung vom Chef.“
    Meine Begeisterung hielt sich
logischerweise in engen Grenzen.
     
    Wenig später, in der
Physiotherapiestunde musste ich erneut Galgenhumor beweisen. Karina hatte sich etwas
Neues ausgedacht. Nachdem ich bereits gestützt von ihr und jeweils einer
Schwester oder einem Pfleger, mehrfach das Stehen geübt hatte und sich mein
Kreislauf einigermaßen an die Senkrechte gewöhnt hatte, brachte sie mir nun ein
Gehgestell mit, in welches sie mich hinein schnallte. Das Ding sah aus wie ein
Stehpult, dahinter ein Gestell, in welches man an den Beinen mittels Gurten
fixiert wurde. Ich musste ganz schön bescheuert aussehen, wie ich da so drin
stand, mit meinem knielangen OP-Hemdchen, den weißen Strümpfen und mit Haaren,
die jeden Morgen zu zwei Seitenzöpfen geflochten wurden, damit sie beim Liegen
nicht verfilzten.
    Andererseits war es ein erhebendes
Gefühl, Karina endlich auf Augenhöhe gegenüber zu stehen. Die zeigte sich
überrascht über meine knapp 1,80 Größe. Mir war schwindelig und ich klammerte
mich – hauptsächlich mit der linken Hand, die rechte machte da noch nicht mit,
verzweifelt an der Kante des Ablagebrettes fest, obwohl mich Karina beruhigte,
dass ich keinesfalls umfallen könne. Dennoch fühlte ich mich wie ein Schilfrohr
im Wind! Gut, dass mich jetzt keiner meiner Bekannten sehen konnte!
     
    In diesem Moment betrat Sabine mit dem
kleinen Dennis unangemeldet das Zimmer. Entsetzt starrte ich die beiden an. Dennis
hatte mich schon einmal zusammen mit Sabine   besucht, da lag ich aber noch im Bett,
außerdem hatte mich Sabine gefragt, ob er mitkommen dürfe. Aber jetzt erwischten
mich die beiden in einer Situation, in der ich tausendmal lieber mit meiner
Physiotherapeutin allein gewesen wäre und mich gerne in das berühmte Mauseloch
verkrochen hätte. Noch bevor Sabine, wie ich an ihrem schuldbewussten
Gesichtsausdruck erkannte, sich und Dennis wieder aus dem Zimmer bugsieren
konnte, platzte der kleine Frechdachs unbefangen

Weitere Kostenlose Bücher