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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Verlegung, wie er bereits angekündigt hatte, da am
folgenden Abend Großbesprechung in der Kanzlei stattfinden würde   - konnte meine Freude über diesen
Kaffeeklatsch nicht so ganz nachvollziehen. Er war auch wenig begeistert, als
er mitbekam, dass ich mit dem Pflegepersonal jetzt per du war.
    "Findest du es denn richtig, dich
mit den Schwestern und Pflegern derart vertraulich zu unterhalten? Immerhin
bist du zahlende Patientin und es ist ihr Job, sich um dich zu kümmern. Ich
lasse mich ja auch nicht von den Sekretärinnen bei uns in der Kanzlei duzen
oder käme auf die Idee, mit ihnen Kaffee zu trinken."
    War er eigentlich früher auch schon so
ein verdammter Snob und Prinzipienreiter gewesen? Auch ihm bräche kein Zacken
aus der Krone, wenn er sich tatsächlich mal mit den "niederen
Bediensteten" der Kanzlei zusammensetzen würde. Ich versuchte, es ihm zu
erklären:
    "Mark, sie haben sich alle so mit
mir gefreut, dass mein Bein ein wenn auch nur winziges Lebenszeichen von sich
gegeben hat." Und dann fuhr ich boshaft fort: "Sonst war ja keiner
da, mit dem ich hätte feiern können! Zudem komme ich übermorgen früh, also donnerstags
sowieso in die Reha. Dort werden mich dann alle wieder siezen." Insgeheim
hoffte ich entgegen aller Vernunft, dass sich Mark wenigstens diesen Tag frei
nehmen würde, um bei mir zu sein, wenn ich in eine völlig neue fremde Umgebung
käme. Ich konnte ja nicht mal selber meine Sachen auspacken. Und seit drei
Tagen fragte ich mich ernsthaft, ob ich überhaupt schon fit genug für eine
Rehabilitationsklinik war. Immer noch brauchte ich bei allen täglichen
Standardverrichtungen Hilfe, ob das jetzt das Umsetzen in den Rollstuhl,
Waschen, Duschen oder auf die Toilette gehen war.
    Aber Mark dachte gar nicht daran, auch
nur einen kostbaren Tag seiner Arbeitszeit wegen so etwas Banalem wie meiner
Verlegung in eine Reha-Klinik zu opfern. "Schatz, ich sehe zu, dass ich
dich dann am Wochenende, entweder samstags oder sonntags besuchen komme. Ich
weiß nur noch nicht, wie ich   in der
Kanzlei mit den Akten fertig werde." Als ob es meine Schuld wäre, setzte
er dann noch halb vorwurfsvoll dazu:   "Immerhin sind es über zwei Stunden Fahrzeit dorthin."
    Beleidigt sein konnte ich auch.
      " Weißt du was," fauchte ich ihn an,
obwohl ich mir eigentlich geschworen hatte, diesen letzten Besuch von ihm im
Krankenhaus total harmonisch zu gestalten, "am besten kommst du erst dann
wieder, wenn ich fit genug bin, mit dir ins Auto zu steigen und heim zu fahren.
Da sparst du am meisten Zeit ein! Oder du lässt es ganz!" Sobald die Worte
draußen waren und ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, hätte ich mich am
liebsten unter meinem Bett verkrochen und so getan, als gäbe es die letzten
zwei Minuten nicht.
    Warum zum Teufel konnte ich mein loses
Mundwerk nicht im Zaum halten? Das war die perfekte Gelegenheit für ihn, sich
im wahrsten Sinne des Wortes auf elegante Art aus der Affäre zu ziehen! Nein,
flehte ich ihn innerlich an, bitte geh jetzt nicht. Aber ich war drauf gefasst,
dass er gleich aufstehen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde.
    Noch bevor ich zu einer Entschuldigung
ansetzen konnte, stand er tatsächlich auf - aber nur, um sich vom Stuhl auf
meine Bettkante umzusetzen -   und dann nahm
er mich doch wirklich und wahrhaftig in die Arme. Während er mich an sich
drückte, hörte ich seine leisen Worte, die er über meinen fest an seine Brust
gedrückten Kopf hinweg sagte:
    "Chris, (so nannte er mich nur in
den allerzärtlichsten Momenten) es tut mir wahnsinnig leid, wenn du denkst, ich
brächte zu wenig Zeit für dich auf. Wahrscheinlich stimmt das ja auch. Aber
auch für mich ist unsere total veränderte Situation nicht immer einfach. Es tut
mir verdammt weh, meine sonst so patente dynamische Freundin und Geliebte
derart gehandicapt im Bett oder im Rollstuhl zu sehen. Vermutlich ist meine
Arbeit eine Art Flucht für mich. Wenn ich in der Kanzlei bin, lenken mich
tausend andere Sachen ab. Aber bitte, Liebling, du darfst auf keinen Fall
glauben, dass ich dich nicht mehr sehen möchte. Ich komme, sooft ich nur kann.
Aber wir müssen an die Zukunft denken. Wenn du einige Zeit ausfällst, muss ich
die Brötchen verdienen. Und wenn ich jetzt so exzessiv arbeite, schaffe ich
damit die Voraussetzung für eine Kanzleiteilhaberschaft. Das kommt dir ja dann
auch wieder zugute. Hab auch ein bisschen Verständnis für mich!"
      Er ergriff mich an den Schultern und sah mir bittend
ins

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