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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Gesicht. Seine blaugrauen Augen waren nur wenige Zentimeter von meinen entfernt.
In diesem Augenblick wusste ich wieder, warum ich mich in ihn verliebt hatte.
Ich nickte vorsichtig mit dem Kopf, maßlos erleichtert über seine unerwartete
Zärtlichkeit und sein Verständnis.
    " Okay", presste ich heraus, "bitte
entschuldige meinen unkontrollierten Ausbruch eben, ich habe es nicht so
gemeint. Mark, ich brauche dich, momentan mehr denn je. Aber du hast Recht, du
kannst nicht einfach ein Vierteljahr in deinem Job fehlen. Also komm mich
einfach dann besuchen, wenn du Zeit dazu hast."
    Zum Abschied küsste er mich, und das
zum ersten Mal seit meinem Schlaganfall richtig. Und er konnte gut küssen! Ist
bei einem Mann nicht unbedingt selbstverständlich. Manche schlabberten derart,
dass man hinterher das Gefühl hatte, von einer Bulldogge abgeleckt worden zu
sein oder sie fuhrwerkten völlig unsensibel mit ihrer Zunge in deinem Mund
herum und hielten das für den Gipfel der Leidenschaft.
    Aber Mark machte das sehr einfühlsam,
so, dass mich allein seine Küsse wünschen ließen, er möge auf der Stelle mit
mir schlafen oder sonstige sexuelle Handlungen an mir vornehmen. Auch in dieser
Hinsicht schien mein Körper wieder normal zu reagieren…
      Leider folgte aber keine Fortsetzung in diese
Richtung. Nach zwei innigen Küssen gab er mich frei und ging wieder zur
Tagesordnung über. Sachlich fragte er mich, ob ich für die Reha noch etwas
Wichtiges bräuchte. Diesmal schaffte ich es gottseidank, mir die Antwort zu
verkneifen. Ich brauchte Liebe. Liebe und die Sicherheit, dass er, komme was
wolle, an meiner Seite wäre.
    Am schönsten wäre es für mich gewesen,
er würde mich an den Bodensee begleiten und zumindest am Anfang, bis ich mich
eingewöhnt hatte, bei mir sein. Andererseits verstand ich als Materialistin -
ja Geld spielte durchaus eine Rolle, gab mir ein Gefühl der Sicherheit - auch
seine Argumente bezüglich seines Arbeitseinsatzes in der Kanzlei.
    Also schüttelte ich den Kopf.
"Nein Schatz, ich habe alles, was ich brauche. Und meine Beweglichkeit
hole ich mir in der Reha zurück!"  
    Nochmals drückte er mich an sich - ich
konnte mich des Gedankens, dass er heute aber anhänglich war, nicht erwehren,
hielt jedoch vorsichtshalber meine große Klappe - und schenkte mir sein
charmantestes Lächeln.
      "Bravo, Christina, so kenne ich dich. Du
lässt dich durch nichts unterkriegen!"
    In dieser Nacht schlief ich zum ersten
Mal sieben Stunden am Stück durch; das graue Tier schien gerade Urlaub zu
machen oder - ich wagte es nicht zu hoffen -   war es endgültig verschwunden? Erst als mich die Schwester zum
obligatorischen Fiebermessen weckte, wachte ich erfrischt auf und fühlte mich
zuversichtlich. Ein völlig neues Gefühl. Hatte aber sicher mit den entspannten
und innigen Stunden zu tun, die ich gestern mit Mark verbracht hatte. Endlich
waren diese verdammten Zweifel und das Gefühl, dass derzeit eine Mauer zwischen
uns stand, weg.
     
    Karina kam ein letztes Mal - leider
ohne Eis, ich hätte zu gerne nochmal das Zucken ausgekostet, aber sie bewegte
nur wie immer das ganze Bein passiv durch   - und wir machten weiter Übungen mit Arm
heben, Hand zur Faust ballen und ähnlich anregende Dinge. Sie wünschte mir
alles Gute für meine Reha und erklärte, sie hoffte, mich beim nächsten Zusammentreffen
aufrecht auf meinen zwei Beinen hier herein kommen zu sehen. Tja, genau mein
Wunsch! Und zum Abschied schenkte sie mir das Kinder-Buch mit den Verschlüssen
drin, "damit ich nicht auf die Idee käme, nachzulassen". Immerhin,
die großen Knöpfe kriegte ich mittlerweile zu und wieder auf, auch der
Reißverschluss klappte - manchmal. Am Rest würde ich arbeiten, ich versprach es
ihr.
     
      Nach der Physiotherapie vertiefte ich mich ein
neues Buch von Sabine. Darin ging es um einen forensischen Ermittler namens
Lincoln Rhyme, der durch   einen
Arbeitsunfall - bei einer Tatortbegehung war ihm ein Stützbalken auf den Rücken
gefallen - total gelähmt wurde. Er konnte lediglich die Kopf - und seine Schultermuskulatur
beherrschen und den linken Ringfinger. Damit steuerte er seinen
vollautomatischen Rollstuhl sowie über ein spezielles Schaltbrett von seinem
Spezialbett aus Telefon, Licht, Jalousien etc. Mit Hilfe seines tüchtigen
Betreuers und einer jungen Assistentin, einer rothaarigen attraktiven
Polizistin namens Amelia, löste er nur durch Kopfarbeit von seinem komplett behindertengerecht
ausgestatteten Stadthaus

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