Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
Vom Netzwerk:
hergekommen
war! Später kapierte ich, dass sich die Gehbehinderten mit obigen Hilfsmitteln
bei Schnee aus Angst vor der Glätte natürlich nicht vor die Türe trauten. Und
dass die Leute, die hier rumstanden, oftmals kränker waren als ich.
    Andi und Max rollten mich ganz
selbstverständlich an ihnen vorbei durch die sich automatisch mit einem leisen
Zischen öffnende Eingangstür hindurch. Sofort umfing mich wohlige Wärme. Ich
kam mir vor wie in einem Hotel.
    Wir befanden uns in einer großen
hellbraun getäfelten Lobby mit vielen grünen Kübelpflanzen. In der rechten Ecke
bemerkte ich zwei volle Zeitungsständer und den Eingang zu einem kleinen Laden.
Laden? Shopping! Sobald ich in der Lage dazu wäre, würde ich diesem Geschäft
einen ausgiebigen Besuch abstatten… Ich litt unter Entzug, hatte schon seit
vier Wochen nichts eingekauft!
    Direkt vor uns befand sich eine lange
geschwungene Rezeptionstheke, hinter der zwei attraktive junge Empfangsdamen   unterbeschäftigt herum standen und sich unterhielten.
Andi und Max steuerten auf die beiden zu und angesichts der beiden jungen
Männer richteten sich die Mädels erwartungsvoll auf und warfen sich in Positur
- Brust raus, Bauch rein! Sie lächelten ihnen freundlich entgegen und Andi lief,
was die Anzahl seiner gesprochenen Worte anging, zu Hochform auf.
    " Grüß´Gott die Damen, mir bringat
euch an Neuzugang. Dös is die Frau Salten." Während er mit der Dunklen,
einer Art Verona-Feldbusch, pardon: Pooth - Verschnitt, die lediglich einen
kurzen teilnahmslosen Blick auf mich warf und ein "Hallo" in meine
Richtung murmelte, fröhlich parlierend den Papierkram erledigte, flirtete auch
Max heftig mit ihrer blonden Kollegin.
     
    Ich kam mir vor wie ein
geschlechtsloses unsichtbares Neutrum. Verdammt, im normalen Leben, mit
entsprechenden Klamotten, Schuhen, Frisur und Schminke hätte ich mit diesen
beiden Miezen locker mithalten können und die Jungs würden auch mit mir herum
schäkern. Völlig wurscht, dass sie weder vom Alter noch vom Aussehen her meine
Kragenweite waren! Es ging hier - ganz klar - ums Prinzip! So aber war ich die
bedauernswerte Patientin Frau Salten. Der Neuzugang, die festgezurrt auf einer
Trage liegend warten musste, bis die jungen Herrschaften ihre Plänkelei beendet
hatten. Das war einfach fies!
     
    In diesem Moment trat eine grauhaarige
gepflegte Dame um die Siebzig an die Rezeption. Hinter ihr lief mit langsamen
vorsichtig gesetzten Tippelschritten ein älterer, blasser Mann. Er stützte
seinen schmächtigen Körper auf einen Gehwagen, auf dessen Sitzbrett eine große
Reisetasche klemmte. Energisch unterbrach die Frau Andis und Veronas neckisches
Geplänkel.
    " Entschuldigen Sie, aber mein
Mann ist nicht allzu gut beieinander, er hatte vor kurzem einen Schlaganfall
und ist für heute hier angemeldet. Auf welche Station müssen wir denn?"
Sie streckte dem Verona-Klon resolut Papiere entgegen und die unterbrach
widerwillig das Gespräch mit ihrem neuen Verehrer.
    Sie warf Andi noch eine glühenden Blick
zu und erklärte   ihm: "Ihr müsst in
die Früh -   Reha, den Gang runter und
dann scharf links. Dort klingelt ihr."   Dann wandte sie sich der Frau zu. Ich schaute
neidisch auf ihren stillen Gatten, der mit abwesendem verhärmten Gesichtsausdruck
neben ihr stand. Was hieß hier "nicht gut beieinander"? Im Gegensatz
zu mir war der doch topfit, immerhin war er hier auf seinen eigenen Beinen hier
rein gekommen und STAND! Ich steigerte mich immer mehr in meine offensichtliche
Benachteiligung hinein: Warum konnte der nach einem Schlaganfall, obwohl er
mehr als doppelt so alt war wie ich, mit einem Gehwagen LAUFEN? Und weiter: Der
hatte seine Frau dabei, die ihn offensichtlich liebte, sich um ihn Sorgen machte
und ihn vermutlich sogar her gefahren hatte.
    Und ich?? Tat mir entsetzlich leid,
weil ich mutterseelenallein hier eintreffen musste. Keiner kümmerte sich um
mich! Stimmte aber nicht, denn meine zwei bayerischen Buam hatten sich jetzt
notgedrungen von der so anziehenden Empfangstheke gelöst und rollten mich
wieder einen Gang entlang. Wegen des starken   "Gegenverkehrs" mussten meine Fahrer ihr flottes Tempo beim
Schieben meiner Trage drosseln und ich konnte mich ein bisschen orientieren.
      Mir
fiel auf, dass der Boden mit glattem hellbraunem Linoleum ausgelegt war und an
den gesamten Seitenwänden entlang gleichfarbige schmale Holzgeländer verliefen.
Oberhalb dieser Haltestangen hingen in regelmäßigen Abständen zartfarbige

Weitere Kostenlose Bücher