ZITRONENLIMONADE (German Edition)
noch Tuben mit Gesichtscremes,
Feuchtigkeitsmasken und Peeling meiner Lieblingskosmetikmarke. Die nächsten drei Stunden kam ich mir vor wie
im Schönheitssalon. Wir begaben uns in mein geräumiges Bad und Sabine arbeitete
im Schweiße ihres Angesichts an mir. Sie half mir, mich am ganzen Körper
sorgfältig zu rasieren, dann zupfte sie mir sämtliche überflüssige
Gesichtshärchen aus - meine gelegentlichen Schmerzensschreie erstickte sie mit
einem lapidaren: "Schönheit muss leiden!" im Keim - peelte mein
Gesicht und legte mir danach eine Feuchtigkeitsmaske auf. Sogar meine Fußnägel
lackierte sie in einem zartrosa Farbton.
Ganz zum Schluss übte ich dann noch,
meine Reizwäsche ohne Hilfe anzuziehen. Das erwies sich, besonders bei den
halterlosen Strümpfen, als Herausforderung, aber letztendlich bekam ich es hin.
Ich konnte ja schlecht eine Schwester zum Anziehen dazu holen. War es eine von
der prüden Sorte, würde sie denken, ich verwechsle die Reha mit einem Bordell
und gefährde die allgemeine Moral.
Mark würde erst gegen Mittag eintreffen, somit
hatte ich den ganzen Morgen Zeit, um mich aufzurödeln. Als Sabine sich abends
verabschiedete, um mit ihren Lieben wieder nachhause zu fahren, fühlte ich mich
von Kopf bis Fuß gepflegt und beschwingt.
Am Sonntag wachte ich sehr früh auf. Ich
weigerte mich ausnahmsweise, mich gedanklich durch den Rollstuhl fertig machen
zu lassen und fuhr ins Bad, um dort meine Morgentoilette zu erledigen. Unter
Dusche wusch ich mein Haar gründlich, bewunderte meine streichelzarte haarlose
Haut und cremte mich danach mit der cremig duftenden Bodylotion meines
Lieblingsparfums von Guerlain, "L´Instant magique", ein. Parfum und Bodylotion hatte mir Mark beim
letzten Besuch mitgebracht. Ich hoffte, es würde nachher tatsächlich magische
Momente geben! Mein Haar flocht ich noch leicht feucht zu einem festen Zopf.
Ich brauchte einige Zeit, um meine schwarze Reizwäsche anzuziehen - vor allem
die Strümpfe, ein Paar zerriss ich auch noch - das zweite Paar klappte dann, und streifte mir außer meiner schwarzen
Jogginghose ein zartrotes Sweatshirt über den schwarzen Spitzen-BH. Meine Tischgenossen
mussten ja nicht über alles Bescheid wissen. Es gäbe genug Witzeleien, würde
ich übermäßig aufgebrezelt an den Tisch kommen.
Wir erzählten uns bei unserem Müsli,
was wir heute vorhatten und wer zu Besuch kommen würde (ich gab natürlich eine
jugendfreie Version zu Besten). Wir alle
freuten uns auf unsere Familien und würden uns deshalb erst zum Abendessen
wiedersehen. Das Mittagessen im Speisesaal fand nur für diejenigen statt, die
heute keinen Besuch erhielten.
Gegen zehn wurde ich in meinem Zimmer immer
nervöser. Mittlerweile hatte ich mich raffiniert geschminkt, so wie Mark es
liebte. Mein inzwischen trockenes Haar befreite ich aus dem Zopf und es fiel
mir in schimmernden leichten Wellen über Schultern und Rücken. Mein sportliches
Sweatshirt hatte ich gegen ein schwarzes enges Shirt mit tiefen V- Ausschnitt getauscht und großzügig
Parfum aufgetragen.
Zumindest meine obere Körperhälfte
wirkte sehr verführerisch, da fielen die Jogginghose und meine Turnschuhe nicht
allzu sehr ins Gewicht. Abgesehen davon, dass ich im Rollstuhl sitzen musste,
fühlte ich mich total sexy.
Ich hatte allerdings Bedenken, was meine
Beweglichkeit anging. Mark würde mir sehr helfen müssen, wenn das Ganze klappen
sollte, denn ich konnte meine rechte Körperseite ja nicht von der Unterlage
abheben, ebenso wenig mein rechtes Bein selbst bewegen. Ich hoffte inständig,
das würde ihn nicht davon abhalten, mit mir zu schlafen. Unwillkürlich schoss mir
der Gedanke durch den Kopf: Wenn das heute schiefgehen würde, dann könnten wir
unsere Beziehung vergessen…
Schnell verdrängte ich diese
pessimistischen Anwandlungen und dann klopfte es bei mir an der Tür. Wer zum
Teufel konnte das sein? Ich hatte jetzt nicht den Nerv, mich mit irgendeinem
Besucher zu beschäftigen. Auf mein zaghaftes "Herein" trat mein
Freund ins Zimmer. Gut, dass ich schon fertig war, er kam tatsächlich zwei
Stunden früher als angekündigt! Mark wirkte verblüfft, als ich auf ihn zufuhr
und spontan die Arme - und zwar beide, den rechten etwas weniger hoch, aber immerhin
- nach ihm ausstreckte. Dann vertiefte sich sein Lächeln. "Chris, du
siehst einfach klasse aus", rief er ehrlich begeistert. Gut, das geht ja schon
vielversprechend an, dachte ich mir und bat ihn:
"Wenn du mir
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