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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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konnte sie sich daranmachen, ein paar Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Zunächst natürlich für Kevin, an zweiter Stelle kam Charlotte Svenson. Ihr hatte Flo sehr viel zu verdanken.
    Sie wrang den Bezug aus und klemmte ihn wieder um den Bodenwischer. Dann betrat sie das zweite Sprechzimmer der Zahnarztpraxis und wienerte den Fußboden blitzblank. Dieser Job, die Reinigung der Praxis und die Übernahme der anfallenden Wäsche wie Kittel und Abdecktücher, brachte ihr die Minderung der Miete ein. Wie selbstverständlich gehörte für Flo auch die Pflege der Zimmerpflanzen im Wartebereich und der Rezeption mit dazu. Daher zupfte sie rasch noch ein trockenes Blatt vom Weihnachtsstern. Bertha und sie hatten Haus und Praxis bereits weihnachtlich geschmückt. Flo war froh und trällerte die Weihnachtslieder aus dem Radio mit. Sie waren sich rasch einig geworden, wer welche Pflichten im Haushalt übernahm. Am Sonntag würden sie gemeinsam kochen. Bertha verfügte auf diesem Gebiet über einen immensen Wissensschatz. Es konnte nicht schaden, sich da etwas abzugucken.
    Am Samstag trafen sich die Frauen der Quiltgruppe zum letzten Mal in diesem Jahr. Wie stets im Dezember stellte dieser Patchworktreff gleichzeitig eine kleine Adventsfeier dar. Dabei war es üblich, dass jede Quilterin etwas zum Essen und Trinken beisteuerte. Flo brachte einen selbst gebackenen Mohnstollen mit. Die Herstellung des Hefeteigs hatte Bertha ihr beigebracht.
    Charly goss Flo gerade eine Tasse »Christmastea« ein. »Den habe ich im Teeladen neu entdeckt. Schmeckt superlecker, probier mal.«
    »Was bin ich froh, dass du für die Getränke zuständig bist«, zog Liz ihre Cousine auf. »Ich wundere mich, dass Tyler noch nicht klapperdürr ist bei deinen Kochkünsten.«
    »Ph«, prustete Charly. »Wozu bezahlen wir wohl eine Haushälterin? Elvira macht den Job sehr gut.«
    »Offensichtlich.«
    »Du hast schließlich auch Mrs. Richardson.«
    »Mit dem Unterschied, dass ich dennoch kochen kann und will, wenn meine Zeit es erlaubt.«
    »Ich möchte Elvira nun mal nicht dazwischenfunken.«
    »Gutes Argument.« Elizabeth lachte.
    Cybill holte ihre zugeschnittenen Stoffquadrate heraus und faltete sie zu Kathedralenfenstern. Floriane war fasziniert. Der fertige Anhänger sah edel aus, ließ einen Laien allerdings vermuten, dass eine komplizierte Arbeitstechnik dahintersteckte. Doch dem war ganz und gar nicht so, wie sie verblüfft feststellte. Selbst sie konnte sich so wunderschöne Anhänger für den Weihnachtsbaum anfertigen. Oder aber man änderte die Vorgehensweise ein wenig und schon hatte man elegante Serviettenringe. Wie originell. Das musste sie heute Abend unbedingt Bertha zeigen.
    Flo bedauerte, dass Irene Reinhold auch zu dieser Adventsfeier nicht erschienen war. Während des Nähens wurde Charlotte Svenson plötzlich kreidebleich.
    »Was ist mit dir los, um Himmels willen?« Doris, die älteste Quilterin, packte sie an den Schultern und verhinderte, dass Charly vom Stuhl kippte.
    »Ich muss etwas frische Luft schnappen. Dann geht es wieder.«
    Doris begleitete sie sicherheitshalber vor die Tür.
    »Besser?« Liz trat näher, als die beiden zurück in den Kursraum kamen.
    »Ja, kein Grund zur Aufregung«, antwortete Charly.
    »Sag mir, wenn ich etwas tun kann.«
    »Ist gut, Liz. Du musst wirklich nicht immer den Doktor vorkehren.« Um ihre Worte zu mildern, lächelte Charlotte.
     
    Als Flo zwei Tage später den Supermarkt verließ, traf sie Marc beim Joggen. »Ich möchte nur wissen, warum du dich immer so abschindest.«
    »Du verstehst es ja doch nicht.«
    »Ich habe kürzlich einen Bericht gesehen. Da sagten sie, zu viel Sport sei ungesund.«
    »Ha, ha. Das meint ausgerechnet jemand, der in etwa so sportlich ist wie eine Erbse.«
    »Besten Dank.«
    »Sei nicht gleich beleidigt. Demnächst findet unsere Firmenweihnachtsfeier statt. Du könntest für den Abend in der Garderobe jobben. Ist zwar nur was Einmaliges, aber ich dachte, ich sage es dir trotzdem.«
    Schon war ihr wieder zum Lächeln. »Danke, jetzt vor den Feiertagen kann ich jeden Cent gebrauchen. Wo muss ich mich melden?«
    »Ich mach das für dich.«
    »Prima. Bis später.« Sie ging in den Teeladen und kaufte für Charlotte einen aromatischen Früchtetee: Pflaume, mit einem Hauch von Zimt. Die Verkäuferin wirkte nervös. Mit fahrigen Bewegungen wickelte sie die Dose als Geschenk ein. Vielleicht hatte die Frau ganz einfach einen schlechten Tag, überlegte Flo und belegte die andere mit

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