Zitronentagetes
die Zukunft werde ich noch ein bisschen an meiner Technik feilen.« Ein wenig herumzufrotzeln, half über die Situation hinweg.
Und richtig, Marc ging darauf ein. »Dazu wird es nicht kommen, verlass dich drauf.«
»Geh lieber nicht davon aus.«
»Ich dachte, du bist hetero.«
»Ja, und die Mädels haben sich noch nie über mich beschwert.«
»Dann wird es Zeit, dass das mal jemand tut.«
*
Heftige Menstruationsbeschwerden plagten Flo, und nachdem Kevin zur Schule losgegangen war, wäre sie am liebsten mit einer Wärmflasche auf dem Bauch wieder im Bett verschwunden. Es kostete sie alle Kraft, diesem Drang nicht nachzugeben. Stattdessen schleppte sie sich ins Badezimmer und riskierte einen Blick in den Spiegel. Ein fataler Fehler. Sie sah grauenhaft aus und ihre Laune sank noch weiter in den Keller. Flo fühlte sich wie Scarlett O’Hara im brennenden Atlanta und beschloss, sich erst mal einen heißen Tee zu genehmigen.
Mit der dampfenden Tasse neben sich, fläzte sie sich in Charlottes alten Sessel. Die Spannung in ihrem Bauch ließ endlich nach. Sie döste ein wenig vor sich hin.
O Gott, die ganze Stadt brannte. Es gab nur einen Ausweg: Atlanta verlassen, so schnell wie möglich und auf dem Lande Schutz suchen. Sie sah an sich hinunter – ihr einstmals so schönes Kleid stand vor Schmutz, der Saum wies an mehreren Stellen Risse auf. In ihrem Haar und auf ihren Wangen klebte Ruß. Hoffentlich würde sie irgendwer in ihrem Zustand aufnehmen.
Jemand stellte sich ihr in den Weg und brachte damit zwangsweise die Kutsche zum Stehen. »Brrr.«
Ein Mann im schmutzig-weißen Rüschenhemd grinste sie an.
»Was …« Noch bevor sie fragen konnte, was dies alles zu bedeuten hatte, wurde Floriane an den Hüften gepackt und mit Schwung herunter gehoben. Sie wollte schon empört nach dem Grobian treten, als er zu lachen begann. »Hey, du kleine Wildkatze, pass auf, was du tust.«
Er bot, ebenso wie sie, derzeit einen wilden Anblick, doch diese Stimme hätte sie überall auf der Welt erkannt. »Rhett.«
»Ganz recht, Gnädigste.«
Ihr fiel plötzlich ein, dass sie gänzlich ohne Anstandsdame unterwegs war und räusperte sich verlegen. »Mr. Butler, ich weiß nicht …«
Er ließ sein dröhnendes Lachen hören – verstummte jedoch von einer Sekunde zur anderen und sah sie an. Intensiv brannten sich seine Blicke in die ihren. Flo wagte kaum zu atmen, etwas regte sich tief in ihrem Innern. Und während er sie an sich zog, flüsterte er: »Ich liebe dich, wie ich noch keine andere geliebt habe …«
»Willst du heute gar nicht frühstücken, Herzchen?« Bertha lächelte sie an. »Oh, geht’s dir nicht gut?«
»Nur das Übliche, es holt mich alle paar Wochen ein.«
»Verstehe.«
»Ich bin gleich so weit.«
»Du schonst dich heute einfach mal. In drei Tagen ist Weihnachten, dann hast du endlich etwas Zeit zum Ausruhen. Ihr jungen Frauen heutzutage denkt immer, es geht nicht ohne euch. Charlotte ist kreislaufmäßig momentan auch sehr angeschlagen. Wenn du mich fragst, sie halst sich einfach zu viel auf. Kein Wunder, dass der Körper irgendwann mit Erschöpfung reagiert. Ihr geht es immerhin so schlecht, dass sie die Praxis bereits ab heute schließt und erst im Januar wieder öffnet. Das verschafft dir gleichfalls eine Verschnaufpause. Du brauchst die nächsten Tage dort nicht sauber zu machen. Ruf bei Bonny Sue an, ob du heute ausnahmsweise zu Hause bleiben kannst. Erklär ihr, was los ist. Ist sicher kein Weltuntergang, wenn du dich mal einen Tag lang ausruhst.«
Berthas Fürsorge tat ihr heute ganz besonders gut, daher nahm sie den Ratschlag an. Nach dem Telefonat griff sie sich die Aufzeichnungen des alten Doc und machte es sich in ihrem Bett gemütlich.
Wer beim Säen träge ist, wird beim Ernten neidisch (aus China).
»Aha.«
Radieschen sind ein tolles Einstiegsgemüse. Sie sind unkompliziert in der Anzucht und zeigen schon nach kurzer Zeit leckere Erfolge.
»Das muss ich mir merken und ausprobieren.«
Zitronentagetes – sie haben kleine gelbe Blüten; nicht so große wie normale Studentenblumen. Sie riechen nicht nur nach Zitrone, sondern auch nach Tagetes, aber würzig – sehr schön. Neben Rotkohl sehen sie nicht nur gut aus, sie halten auch schädliche Fadenwürmer fern.
Flo fand das alles hochinteressant. Sie betrachtete eingehend die Fotos und verliebte sich auf der Stelle in die putzige Zitronentagetes.
*
»Curtis, wo bleiben Sie denn?« Elizabeth hatte Mühe, ihre
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