Zivilcourage - Keine Frage
Non-Helping-Bystander-Effektes. Beide beschreiben das Phänomen, dass Menschen seltener helfen, wenn sie sich in einer Gruppe befinden – wahrscheinlich, weil sich die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt. Verschiedene zusätzliche psychologische Effekte verstärken wiederum den Non-Helping-Bystander-Effekt.
Verantwortungsdiffusion
Bricht jemand ohnmächtig in der belebten Fußgängerzone zusammen, eilen die Passanten vorbei und fragen sich, warum soll denn gerade ich eingreifen? Es wird sich schon jemand anderes kümmern. Steht ein Autofahrer auf einer vielbefahrenen Hauptstraße vor der dampfenden Kühlerhaube seines Wagens, sausen viele andere vorbei. Es wird schon gleich jemand von denen hinter mir anhalten. Man selbst fühlt sich nicht mehr verantwortlich – es tritt eine sogenannte Verantwortungsdiffusion ein. Je mehr Menschen in der Situation anzutreffen sind, desto geringer ist die eigene Bereitschaft zu helfen. Am wahrscheinlichsten helfen Menschen, wenn sie zu zweit sind, vor allem dann, wenn sie sich kennen.
Expertentipp:
Rollenexperimente haben gezeigt, dass ein einziger aktiver Teilnehmer ausreicht, um andere zum Mithelfen zu bewegen. Helfen steckt also an! Wenn Sie sich dazu entscheiden zu handeln, dann werden es Ihnen andere Menschen nachtun: Nämlich diejenigen, die mit dem Vorgehen oder der Situation ebenfalls nicht einverstanden sind, sich aber bisher nicht getraut haben. Durchbrechen Sie die Anonymität, indem Sie einzelne Personen ganz konkret ansprechen und Ihnen einen Auftrag geben: » Sie in dem roten Pullover, rufen Sie bitte die Polizei! « Dreht sich der Erste weg, fordern Sie einfach den Nächsten auf.
Pluralistische Ignoranz
In der S-Bahn pöbelt ein betrunkener Mann lautstark und rückt seiner Sitznachbarin immer näher. Niemand in dem Abteil reagiert. Traurige Wahrheit: Bleiben andere Personen in einer Gefahrensituation ruhig und gleichgültig, werden auch Sie dazu neigen, nichts zu tun und die Situation zu verharmlosen. Notsituationen sind meist nicht eindeutig, denn nicht immer rufen Opfer um Hilfe. So fallen wir auf einen Mechanismus herein, den die Psychologie » pluralistische Ignoranz « nennt. In Situationen, die wir nicht eindeutig interpretieren können, orientieren wir uns an der Meinung und dem Verhalten anderer. Wir schauen uns um, was die anderen tun, und da alle beobachten, greift niemand ein. So glauben wir, das sei das Richtige und Angemessene für die Situation. Passives Verhalten wird hier zum Vorbild.
Expertentipp:
Lassen Sie sich vom Verhalten der anderen nicht irritieren. Verschaffen Sie sich selbst ein Bild von der Lage. Wer ist Angreifer und wer Opfer? Ist in dieser konkreten Situation Ihre Hilfe gefragt? Wie ist das Kräfteverhältnis: Mann gegen Frau, mehrere gegen einen? Könnte es sich um Gewalttäter handeln (alkoholisiert, Neonazis, Waffen im Spiel)? Ist die Situation klar, können Sie entscheiden, wie Sie helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Bewertungsangst und Lampenfieber
Einige potenzielle Helfer hält die Angst ab, andere könnten ihnen zuschauen und ihr Verhalten bewerten. Sie könnten sich blamieren, weil sie » falsch « oder nicht ausreichend helfen konnten. Dadurch entwickeln sie Lampenfieber: Es ist ihnen unangenehm, vor Publikum zu handeln und im Fokus des Interesses zu stehen. Die sogenannte Bewertungsangst potenziert sich noch, weil eine Unglückssituation nicht kontrollierbar ist und sich der Ausgang nicht vorhersagen lässt. Vor allem schüchterne Menschen sind anfällig für Lampenfieber und Bewertungsangst.
Expertentipp:
Mithilfe von Entspannungsmethoden können Sie Ihre eigene Aufregung besser kontrollieren. Probieren Sie zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga, Tai-Chi und Qigong. Trainieren Sie diese Methoden, um im Akutfall darauf zugreifen zu können. Auch Rollenspiele eignen sich zur Vorbereitung. Im Spiel ist es möglich, neue Verhaltensweisen zu erproben und sich intensiv mit der bevorstehenden Situation auseinanderzusetzen. Im entscheidenden Augenblick wird es Ihnen leichter fallen zu reagieren.
Die drei genannten Barrieren der Hilfeleistung – Verantwortungsdiffusion, pluralistische Ignoranz und Bewertungsangst – haben ihre Ursache darin, dass sich die Situation im öffentlichen Raum abspielt. Es gibt aber auch Hindernisse, die in der Persönlichkeit des Zuschauers einer Notsituation begründet sind.
Persönliche Barrieren
Neben psychologischen
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