Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Isobel Watson, eine dreiunddreißig Jahre alte Sekretärin in einer Anwaltskanzlei in San Francisco, in Tamalpais Valley aus dem Bus, um den Pine Hill hinaufzugehen. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein weißer Chevy neben ihr auf. Der Wagen blieb stehen, und der Fahrer stieg aus. »Verzeihen Sie«, sprach er sie an, »ich würde Sie sehr gerne nach Hause fahren.«
Der Mann war Anfang vierzig, ungefähr einen Meter achtzig groß und trug eine Lesebrille mit schwarzer Fassung.
»Nein, danke«, antwortete Mrs. Watson.
Der Mann wiederholte sein Angebot in besorgtem Ton, doch Mrs. Watson blieb bei ihrem Nein. Da wurde der Mann zornig, zog ein Messer mit kurzer Klinge hervor und begann auf den Rücken der Frau einzustechen. Sie stieß mehrere Schreie aus, worauf in den umliegenden Häusern die Lichter angingen.
Der Mann hielt inne und lief zu seinem Wagen, um rasch wegzufahren. Nachbarn riefen einen Krankenwagen und die Frau wurde ins Marin General Hospital gebracht, wo man ihre Verletzungen behandelte.
»Ich halte es für durchaus möglich, dass es der Zodiac war«, stellte Ken Narlow von der Polizei in Napa fest. »Ich denke, die Wahrscheinlichkeit liegt bei mehr als fünfzig Prozent. Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren hinter dem Mistkerl her, und Mrs. Watsons Beschreibung passt eigentlich haargenau auf ihn. Außerdem war es ein Freitagabend; Zodiac hat alle seine Verbrechen an einem Freitag oder Samstag begangen. Wir werden uns intensiv mit dem Fall beschäftigen. Irgendwie hoffe ich sogar, dass es Zodiac war; wir hätten dann eine weitere Zeugin und wüssten, dass er immer noch hier in der Gegend ist.«
Mittwoch, 12. Juli 1972
»Das Police Department hat immer noch ein eigenes Zodiac-Kommando - die Inspektoren Dave Toschi und Bill Armstrong«, schrieb Herb Caen im Chronicle . »Aber es ist jetzt schon seit sechzehn Monaten nichts mehr passiert. Es kommen auch kaum noch Briefe von irgendwelchen Spinnern herein. Es gab Zeiten, da waren es durchschnittlich zehn pro Woche«, sagte Toschi.
In den folgenden achtzehn Monaten blieb Zodiac im Verborgenen, und es kamen auch keine Botschaften von ihm. Trotz der vielen Hinweise, die aus allen Teilen der Vereinigten Staaten und Kanadas eingelangt waren, hatten Toschi und Armstrong nie einen echten Durchbruch mit ihren Ermittlungen erzielen können.
Dann, nach fast drei Jahren, schrieb der Killer plötzlich wieder an den Chronicle .
Mittwoch, 30. Januar 1974
Der Poststempel auf dem neuen Zodiac-Brief lautete »940«, was bedeutete, dass er am Tag zuvor in einem Bezirk südlich von San Francisco abgeschickt worden war.
Armstrong und Toschi fuhren sofort zum Chronicle und lasen den Brief mit dem folgenden Wortlaut:
Ich habe »Der Exorzist« gesehen und finde
es ist die beste saterische Komedie die
ich je gesehen habe.
Gezeichnet, ich:
Er stürzte sich in
die wogenden Wellen
und ein Echo drang aus dem Grab
des Selbstmörders
Titwillo Titwillo
Titwillo
Ps. Wenn ich diese Nachricht
nicht in eurer Zeitung wiederfinde, werde
ich schlimme Dinge tun,
wozu ich, wie ihr wisst, durchaus in der
Lage bin
Ich - 37
SFPD - 0
Ganz unten auf der Seite hatte Zodiac ein seltsames Symbol angefügt, möglicherweise ein Hinweis auf seine wahre Identität, oder auch nur eine letzte Ohrfeige für die Polizei:
Toschi betrachtete die »Titwillo«-Zeile und sagte: »Eine weitere Anleihe bei Gilbert and Sullivan, und ein weiterer Seitenhieb auf unser Police Department. Herrgott, warum geht er immer auf uns los? Was hat er bloß gegen uns?« Das Zitat stammte aus dem Lied des Oberhofhenkers im zweiten Akt von »The Mikado«. Der Brief enthielt keine Begründung für Zodiacs langes Schweigen. Was ihn bewogen hatte, sich wieder zu melden, war wohl der Film »Der Exorzist«, der auf ein enormes Publikumsinteresse stieß. Der Autor und Produzent William Peter Blatty stützte sich in seiner Exorzist-Fortsetzung von 1983 übrigens auf den Fall des Zodiac-Killers, den er in seinem Film den Gemini-Killer nannte.
»Der Kerl ist offenbar ein absoluter Filmfreak«, stellte Toschi fest, »aber ich würde wetten, dass er nur auf ganz bestimmte Filme steht.«
Am Dienstagmorgen waren die Zeitungen voll mit Berichten über die so genannten Zebra-Morde von religiös motivierten Schwarzen, die offenbar wahllos auf Weiße feuerten. Die jüngste Attacke dieser Art hatte am Abend zuvor zwischen acht und zehn Uhr stattgefunden. Dies hatte zur Konsequenz, dass sich die gesamte Mordkommission auf die
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