Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Endstadium«, rief ihm Caleb ins Gedächtnis. »Sie braucht
Ice
, um zu überleben. Die einzige Quelle, um an
Ice
zu kommen, ist Adam. Sie personifiziert, was Adam zu erschaffen versucht – ein Wesen, das durch den menschlichen Überlebenswillen zum pflichttreuen Gehorsam gezwungen wird. Ganz gleich, wie sehr sie dagegen ankämpft, dieses Verlangen zu überleben ist immer da und steuert ihre Taten und Entscheidungen.«
Sterling ließ diese Worte wie ätzende Säure in sich eindringen und riss den Blick von Becca los, bevor er seine Fähigkeit zum objektiven Urteil noch völlig verlor. »Richtig. Ihr Krebs. Und jetzt die
Ice
-Sucht, die Adam ihr aufgezwungen hat. Es wirkt alles wie ein einziges starkes Gift. Das macht sie auf mehreren Ebenen zum schlechten Menschen und fällt ein Urteil über sie.«
»Mir geht es nicht darum, sie schuldig zu sprechen«, erwiderte Caleb. »Ich rate lediglich zur Vorsicht.« Seine Stimme wurde schneidend. »Sei vorsichtig, Sterling. Diese Frau bedeutet dir etwas. Ich will nicht erleben müssen, dass du oder irgendjemand sonst deshalb zu leiden hat.«
Sterling öffnete den Mund, um zu sagen, dass er immer vorsichtig war, aber das wäre eine verdammte Lüge gewesen. Er war selten vorsichtig. Und nichts an Becca weckte in ihm den Wunsch, vorsichtig zu sein. Vielmehr weckte sie in ihm den Wunsch, sie auf ein Bett zu werfen und auf alle möglichen Arten
nicht vorsichtig
zu sein. Und Caleb kannte ihn zu gut, um das nicht zu bemerken.
Sterling wiegte seinen Kopf im Nacken, um die Verspannung zu lindern, die sich in seinen Schultern breitmachte. Er starrte auf die niedrige, ihn ringsum umschließende Betondecke und fühlte sich von den Umständen gefangen. Diese verdammte Krebsdiagnose! Das war der Grund, warum man die Menschen, zu deren Schutz man abgestellt wurde, normalerweise nicht näher kennenlernen sollte. Sie zu kennen, machte es so viel schwerer, sie zu verlieren. Und er wollte Becca nicht verlieren. Tatsächlich war er sich ziemlich sicher, sich noch nie zuvor so sehr gewünscht zu haben, jemanden zu retten.
»Und was soll jetzt also passieren?«, fragte Sterling schließlich.
»Ich habe den Westflügel des Gebäudes räumen lassen«, antwortete Caleb. »Das Labor eingeschlossen. Du kannst sie dort zusammenflicken und ihr eine Blutprobe für Kelly abnehmen. Cassandra und Michael sind zu ihrem Haus unterwegs, um ein paar von ihren Sachen zu holen. Wahrscheinlich sind sie gerade in ihrem Zimmer. Wir werden beurteilen, was mit ihr zu geschehen hat, sobald mir Kellys Einschätzung vorliegt.«
»Verstanden«, nickte Sterling und steckte sein Handy wieder an den Gürtel. Er ging zu Beccas Autoseite hinüber und zog die Tür auf.
»Lass uns hineingehen und dir ein Schmerzmittel besorgen«, sagte er.
Sie stand auf, legte den Kopf schief und musterte ihn eindringlich. »Wie geht es den beiden Männern, die ohnmächtig geworden sind?«
»Sie sind völlig gesund und wieder auf den Beinen.«
Ihre Schultern entspannten sich, und sie trat von der Tür weg. »Oh, das ist schön.«
»Hast du den Mann mit dem Messer erkannt, Becca?«
Es wirkte possierlich, wie sie beim Grübeln die Stirn in nachdenkliche Falten legte. »Nein.« Sie überlegte noch ein wenig und schüttelte den Kopf. »Definitiv nicht. Aber andererseits war ich auch ziemlich stark auf das Messer in seiner Hand fixiert. Sollte ich ihn denn kennen?«
»Nein«, antwortete er. Solange er sie immer noch davon überzeugen musste, dass er ein Freund war, wollte er sie nicht erschrecken und denken lassen, dass im Inneren des Renegade-Lagers Feinde lauerten.
»Du hast am Telefon über mich gesprochen.«
»Ja«, bestätigte er. Er sah keinen Sinn darin zu lügen, doch er hatte auch nicht vor, ihr mehr zu erzählen, als er unbedingt musste.
Er griff nach ihrem Arm. »Wie macht sich mein großartiger T-Shirt-Verband?«
Sie ging nicht auf seinen scherzenden Tonfall ein. »Scheint alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich blute kaum, und der Schmerz lässt nach. Was hat … wer immer am Telefon war … Caleb, vermute ich mal … über mich gesagt?«
Er überlegte, was er antworten sollte. Das
Ice
heilte ihre Schnittwunde, gerade so, wie es ihren Krebs heilte. Wer würde sich kein solches Heilmittel wünschen? Das Versprechen auf einen weiteren neuen Tag, eine weitere Minute. Einen weiteren Atemzug.
Doch alles in ihm schrie danach, ihr zu vertrauen. Verlangen, Lust, Begehren, alle dringenden Bedürfnisse; es schrien eine Menge Dinge
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