Zombie-Lover
ihr fast die Luft ab und drohte zu reißen, und ihr Rock wurde zum Minirock.
»Meine Kleider schrumpfen noch immer«, teilte sie Justin besorgt mit.
»Es muss eine Verbindung zu deiner Antwort auf die Frage b e stehen«, schlussfolgerte der Baum. »Vielleicht ist es eine Strafe für etwas, das man dir als unbefriedigende Antwort auslegt.«
»Ich gebe nicht einen Pieps darauf, was ein hirnloses Skelett für unbefriedigend hält und was nicht«, fuhr sie ihn an. »Es hat übe r haupt kein Recht, mir solch eine Frage zu stellen.«
»Ich möchte dich wirklich nicht angreifen«, sagte Justin behutsam, »aber mir kommt es vor, als wollte das Skelett eine bestimmte Antwort hören und kann dir das Leben sehr unerquicklich m a chen, wenn du sie ihm nicht gibst. Deshalb wäre dir wohl ein w e nig Überlegung anzuraten.«
»Du meinst, ich hänge hier fest, im wahrsten Sinne des Wortes, und meine Wäsche ist ein Knoten, der sich immer enger zieht, und deshalb sollte ich darauf achten, was ich sage.«
»Sicherlich trägst du sehr hübsche Wäsche.«
»Du hast mir noch nichts Nützliches gesagt.«
»Vielleicht wäre ein wenig Finesse hilfreich. Mehr als eine An t wort könnte zulässig sein, vielleicht auch mehr als eine Formuli e rung.«
»Okay. Ich versuch’s.« Sie holte tief Luft und sprach wieder hö r bar. »Vielleicht hängt es von deiner Definition der Intoleranz ab.« Ihre Kleidung schrumpfte nicht noch mehr, aber sie blieb, wie sie war. »Es ist möglich, dass jeder irgendwo ein wenig intolerant ist und woanders nicht. Vielleicht bin ich das auch. Aber ich möchte nicht so sein.«
Nun lockerte sich ihre Kleidung. »Pieps, Justin, du hattest schon wieder Recht! Ich habe ihm eine vernünftigere Antwort gegeben, und schon hat sich meine Wäsche entspannt. Das ist sehr mer k würdig, aber wer streitet schon über eine Methode, die funkti o niert?«
»Die meisten Situationen reagieren auf den richtigen Schlüssel, wenn man ihn denn findet«, entgegnete der Baum.
Das Skelett ergriff wieder das Wort. »Zweite Frage: Was ist dein größter Wunsch?«
»Das ist einfach: Königin werden und all ihre Vorrechte geni e ßen.«
Ihre Kleidung kräuselte sich warnend.
»Ist der Zombie, der dir so zusetzt, denn kein König?«, fragte Justin. »Wenn er dich heiraten würde, dann wärest du doch Kön i gin?«
Breanna empfand ein unangenehmes Sinkgefühl. Da hatte sie wohl wirklich überhaupt nicht nachgedacht. »Ja. Streich die An t wort. Ich will keine Zombiekönigin werden.« Sie wandte sich an das Skelett. »Ich möchte dem Zombie entkommen, der mich ve r folgt. Deshalb bin ich hier.« Doch wieder verengte sich ihre B e kleidung.
»He, Moment mal!«, schrie sie. »Wer zum Pieps würde denn einen Zombie heiraten wollen? Ich habe doch wohl das Recht, mich zu weigern.« Doch ihre Kleidung schnürte sich schlimmer als vorher zusammen.
»Ein Zombie würde das vielleicht als Intoleranz ansehen«, gab Justin zu bedenken.
»Und wer schert sich darum, was ein Zombie denkt? Schließlich ist er doch kein beseeltes Wesen!«
Dann hielt sie inne. »Holla, Junge, jetzt höre ich erst, was ich da sage. So sprachen die schlimmen Weißen in Mundanien von uns. Die Intoleranten.«
»Aber du bist nicht intolerant?«
»Da bin ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher. Ich meine, woher kann ich wissen, dass dieser Zombiekönig nicht doch ein anständ i ger Kerl ist, wenn man von seinem körperlichen Zustand einmal absieht. Ich sah nur seine faulen Stellen und war außer mir.«
»Zombies sind jedenfalls keine vergnügliche Gesellschaft.«
»Trotzdem bin ich im Nachhinein nicht besonders stolz auf me i ne Reaktion. Ich will Xeth zwar immer noch nicht heiraten, aber ich glaube, ich hätte ihm das ruhig ein bisschen höflicher sagen können.«
»Zum Glück hast du die erste Frage bereits bestanden. Aber auch auf die zweite muss es eine bessere Antwort geben.«
»Aber ganz bestimmt.« Sie blickte das Skelett wieder an. »Ich glaube, das war gar nicht mein größter Wunsch. Ich glaube, ich brauche mehr Toleranz. Vielleicht sollte ich mir auch eine differe n ziertere Haltung zulegen. Irgendwann werde ich also noch einmal mit dem Zombie sprechen und ihm meine Sicht der Lage besser darlegen. Ich glaube, mein sehnlichster Wunsch ist, alles zu sein, was ich sein kann, in jeder möglichen Weise, einschließlich Ve r ständnis und Aufgeschlossenheit.«
Ihre Kleidung entspannte sich völlig.
»Du hast mich gewiss wieder auf die richtige Bahn
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