Zombie-Lover
tatsächlich näherte sich ein Mann mit rötlicher Haut, der e i ne in ein Stirnband gesteckte Feder trug. Er trat an den Traumfä n ger.
»Was haben wir denn hier?«, fragte er rhetorisch. »Eine Nach t mähre? Na, da will ich dich mal in eine sichere Box führen.« Er berührte den Traumfänger, und Imbri fiel unversehens zu Boden.
Er wollte sie als Gefangene abführen! »Nein, lass das!«, rief Breanna und sprang aus ihrem Versteck. »Das ist meine Mähre!«
Der Mann blickte sie an, und sein Mund klappte auf. Da erinnerte sich Breanna, dass sie ihre Kleidung verloren hatte. Kein Wunder, dass er sie anstarrte. Doch um deswegen etwas zu unternehmen, war es zu spät. »Komm, Imbri«, sagte sie und führte die Mähre zur Schlossmauer. Ihre Hand fuhr zwar durch Imbri hindurch, doch die Mähre folgte ihr.
Urplötzlich hatte Breanna ihre Träume wieder. Sie wollte die E r wachsenenverschwörung zerschlagen. Sie wollte frei sein und e r folgreich und schön und alles andere. Sie besaß Ehrgeiz. Sie hatte Träume.
»Du hast es geschafft!«, rief Justin.
Jawohl, sie hatte Imbri gerettet. Sie hatte den Bann des Trau m fängers gebrochen und ihre Träume befreit. Die Traumfänger w a ren überwunden. Die Tagmähre konnte Justin und sie zwar nicht weiter begleiten, ohne erneut gefangen zu werden, aber sie brauc h te sich der Falle gar nicht wieder zu nähern.
»Ja, ich glaube, wir haben gerade die dritte Prüfung bestanden«, stimmte Breanna ihm zufrieden zu.
»Das haben wir nur deiner Entblößung zu verdanken, die ich völlig vergessen hatte.«
»Ja, ich auch«, gestand sie und bemühte sich, ihr dunkles Gesicht zum Erröten zu bringen. »Du weißt, dass ich der Erwachsenenve r schwörung entschieden entgegentrete, aber mir ist trotzdem nicht sehr wohl dabei, nackt herumzulaufen. Die Leute werden mich anstarren wie der rote Mann. Wäre es heuchlerisch, wenn ich mir etwas überziehe, nun, da wir die Prüfungen hinter uns haben?«
»Keineswegs. Schließlich heißt es ganz ausgesprochen: ›Erwac h senenverschwörung, um den Kindern alles Interessante vorzuen t halten‹. Indem du dich als davon frei erklärst, nimmst du lediglich dein Recht in Anspruch, zu sagen oder zu tun, was du möchtest. Du kannst bekleidet oder unbekleidet umhergehen, ganz wie du willst. In Anbetracht des Wetters, das ein wenig kühl ist, wäre es aber nur vernünftig, zunächst einmal etwas überzustreifen.«
Und erneut stellte sie fest, wie ihr seine Weltsicht gefiel. Eigen t lich war es gar nicht kalt, aber es blieb doch ein erstklassiger Vo r wand.
Zufällig stand an der Schlossmauer eine kleine Frauenschuhpflanze, und ein Paar der zierlichen Schuhe passte ihr wie angegossen. Am Rand des Grabens wuchs Tang, an dem Breanna einen Unterrock erntete, der gerade das Nötigste bedeckte und sehr eng saß, aber immerhin.
An der Wand fand Breanna eine glänzende Fläche und betracht e te darin ihr Spiegelbild. Darin zeigte sich, dass der Unterrock mehr als nur eng saß; er schmiegte sich um ihre oberen und unteren R e gionen auf eine Weise, dass sie sich wölbten und doppelt so weit hervorzustehen schienen als in Wirklichkeit. »Ich sehe ja aus wie ein Kurvenstar!«, rief sie aus.
»Das scheint der Nachteil zu sein, wenn man Tanga-Unterrock terrock trägt«, meinte Justin. »Aber wenn du die Ansicht von jemanden hören willst, dessen Tage als Menschenmann recht lange zurückliegen, so muss ich dir sagen, dass das Spiegelbild nicht gerade ein unattraktiver Anblick ist.«
Breanna dachte noch einmal darüber nach. Wenn er es für okay hielt, dann war es das vielleicht sogar, auch wenn sie auf diese We i se viel älter als fünfzehn aussah. »Ich schätze, für eine Weile geht’s.«
Sie ging weiter in den Schlosseingang. Eine Frau kam ihnen von innen entgegen. Diese Frau lauschte, dann drehte sie den Kopf zu Breanna, ohne dass ihre Augen sich auf sie fokussierten. »Hallo, Breanna und Justin«, sagte sie, »und Mähre Imbri.
Ich bin Wira, die Schwiegertochter des Guten Magiers. Ich bri n ge euch in sein Studierzimmer.«
»Danke«, antwortete Breanna. »Woher kennst du unsere N a men?«, fragte sie erstaunt.
»Der Gute Magier sah euch kommen und hat sie mir genannt. Er geht davon aus, dass ihr den Preis für eine Antwort wisst.« Wira schaute Breanna an, und doch blieb ihr Blick eigenartig vage.
Wie üblich sprach Breanna, bevor sie nachdachte. »Bist du blind?«
»Ja. Aber ich kenne das Schloss sehr gut, und ich werde euch b e hütet dorthin
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