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Zombieparade: Storys (German Edition)

Zombieparade: Storys (German Edition)

Titel: Zombieparade: Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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eigentümlich, wenn man sein eigenes Handeln wie ein unbeteiligter Zuschauer sieht. Ich erinnere mich an jeden Hieb, jeden Schlag, jede Sekunde der Gewalt, als ich mich in die Horde der Subtoten stürzte. Zehn, elf, zwölf … Schädel zerplatzten, Kehlen klafften auseinander … siebenundfünfzig, achtundfünfzig … Wirbelsäulen brachen, Gehirne explodierten, hundertfünfundvierzig, hundertsechsundvierzig … Ich zählte jeden Einzelnen, während die Stunden verstrichen und der Leichenberg wuchs. Besessen, mit einem anderen Wort lässt sich mein Tun in jener Nacht nicht beschreiben; ich funktionierte fast ohne eigenen Willen, ähnlich wie eine Maschine. Hemmungslos und ohne Unterlass, bis ich eine andere Hand in meiner spürte. Ich zuckte zusammen, holte zum Schlag aus und sah direkt in Lailas Augen.
    Ihre Hände zitterten und waren schwarz und glitschig von der Fäulnis der Subtoten. Animalisches Hochgefühl leuchtete brennend in ihrem Blick. »Sieh nur!«, knurrte sie und deutete auf die Berge
verstümmelter Kadaver vor uns, hunderte an der Zahl. Nichts regte sich mehr, abgesehen von ein paar abgetrennten, zuschnappenden Köpfen. Laila hob den Fuß über einen dieser malmenden Schädel und trat mit einem kehligen Grunzen darauf. »Das waren wir …«, rief sie aus, und da erst dämmerte uns beiden die Erkenntnis. »WIR waren das!« Sie keuchte zum ersten Mal seit Jahrhunderten und winkte mit der Hand zur nächsten Welle der Subtoten, die die Barrikade erstürmten. »Mehr.« Ihr Flüstern wurde zu einem Brüllen: »Mehr. Mehr! MEHR!«
    Die nächsten paar Tage waren wir sterbenskrank. Woher hätten wir wissen sollen, dass die Flüssigkeiten der Subtoten derart toxisch sein konnten? Die winzigen Verletzungen des Nahkampfs, die unmittelbare Nähe ihrer virulenten Fäulnis. Nach einer Nacht, in der wir mehr als tausend vernichteten, schien es uns bestimmt, die letzten Opfer zu sein. »Wenigstens habt ihr euch vorher genährt«, sagte Nguyen, als er unsere abgedunkelte Zuflucht betrat. »Ich habe festgestellt, dass das Blut der Menschen das einzige Mittel gegen eure Kontamination ist.« Er hatte zwei Mahlzeiten mitgebracht, einen Mann und eine Frau; beide waren gefesselt, zappelten und kreischten unter den Knebeln. »Ich habe mir überlegt, sie zum Schweigen zu bringen«, sagte er,
»entschied mich jedoch, der Reinheit den Vorzug vor der Bequemlichkeit zu geben.« Er hielt mir den Hals der Frau an die Lippen. »Das zusätzlich ausgeschüttete Adrenalin dürfte den Heilungsprozess noch beschleunigen.«
    »Warum?«, fragte ich, überrascht von Nguyens Großzügigkeit. Egoismus gehörte zu den vorherrschenden Charakterzügen unserer Art, soweit es materielle Besitztümer und Blut anbetraf. »Warum hebst du diese Leckerbissen für uns auf? Warum nicht …«
    »Ihr seid beide berühmt«, verkündete er, erfüllt von fast jugendlicher Begeisterung. »Was ihr auf der Brücke geleistet habt, was ihr beide vollbracht habt  … ihr seid eine Inspiration für unsere Rasse!«
    Ich sah, wie sich Lailas Augen weiteten, während sie sich gierig an dem Mann gütlich tat. Bevor einer von uns ein Wort sagen konnte, fuhr Nguyen fort. »Also, ihr habt unsere Rasse auf Penang inspiriert. Wer weiß, was die Angehörigen beider Spezies außerhalb der Sicherheitszone machen? Doch darum kümmern wir uns später. Wichtig ist im Augenblick nur, ihr habt uns gezeigt, was möglich ist! Ihr habt uns eine Lösung aufgezeigt, einen Ausweg! Jetzt können wir alle gemeinsam zurückschlagen! Ein paar andere haben bereits angefangen! In den vergangenen
drei Nächten haben fast zwei Dutzend die menschlichen Verteidigungsanlagen überwunden und sind mitten ins Herz der anrückenden Megahorden vorgestoßen. Tausende Subtote sind gefallen! Millionen werden folgen!«
    Ich weiß nicht, ob es an Nguyens Worten oder der Zufuhr des Menschenblutes lag, doch schon bald erfüllte Euphorie mein gesamtes Denken.
    »Ihr habt uns gerettet!«, flötete er uns in die Ohren. »Ihr habt den Krieg erklärt!«
    Und der Krieg begann damit, dass viele unserer Art dem Beispiel folgten, das Laila und ich am Temenggor-See gegeben hatten. Immerhin hatten wir aus unserem beinahe tödlichen Fehler gelernt und schützten die Hände fortan mit Handschuhen oder verbanden sie mit einem undurchdringlichen Material. Manche unserer Art lernten, ausschließlich mit den Füßen zu kämpfen, und entwickelten diese Technik zu einer Art »Kampfsport«, wie es die Sonnenbrüter nennen.

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