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Zombieparade: Storys (German Edition)

Zombieparade: Storys (German Edition)

Titel: Zombieparade: Storys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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jedem Sonnenaufgang zurückziehen, während diese verwesenden Kadaver einfach weiter vorrückten, töteten und damit ihre Zahl kontinuierlich vergrößerten. Für jede Horde, die wir ausrotteten, rückte tagsüber eine nach. Jeder Kilometer, den wir im Schutz der Dunkelheit säuberten, sah bei Tage neuerliche Infektionen. Trotz unserer überragenden Körperkräfte, trotz unserer »überlegenen« Intelligenz, trotz des unschätzbaren Vorteils, dass unsere Gegner uns nicht einmal zur Kenntnis nahmen, kämpften wir wie unglückselige Gärtner im Angesicht einer unaufhaltsamen Pflanzenpest.
    Eine Splittergruppe wäre vielleicht in der Lage gewesen, unsere Situation zu verbessern, und die nannte sich die Sirenen. Diese tapferen Individuen suchten überall auf der ganzen Welt nach unseresgleichen und beorderten sie zum Zweck der Koordinierung unserer Anstrengungen nach Penang. Die Sirenen glaubten, dass nur eine wahre Armee
unserer Art, die hunderte zählte und an einem Ort zusammengezogen wurde, mit der Reinigung des gesamten Planeten beginnen könnte. Ich bewunderte ihre Bemühungen, räumte ihnen jedoch wenig Erfolgschancen ein. Da die globalen Transportnetze zusammengebrochen waren, wie sollten unsere Artgenossen da mehr als ein paar Dutzend oder vielleicht hundert Meilen zurücklegen, bevor die nächste Morgendämmerung anbrach? Und selbst wenn sie jeden Morgen Zuflucht vor der Sonne fanden, würden sie auch überall Nahrung verfügbar haben? Durfte man wirklich von ihnen erwarten, dass sie »vom Land« lebten und das Glück hatten, jeden Abend über einen entlegenen menschlichen Außenposten zu stolpern? Und selbst wenn es einigen Sirenen gelang, mit mehr von uns Kontakt aufzunehmen, wie sollten sie sie davon überzeugen, dass es in Penang wesentlich sicherer war als an ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort? Wie sollte man einen Massenexodus nach Penang überhaupt bewerkstelligen? Es grenzte ans Unmögliche, dass einer unserer Art um den ganzen Erdball reiste. Wie sollte es da eine mutmaßliche »Armee« schaffen? Doch wider alle Logik hegte ich Nacht für Nacht die Hoffnung, dass ein Schiff vor unserer Küste auftauchen oder ein Flugzeug (als ob je einer von
uns gelernt hätte, wie man eines steuert) plötzlich vom Himmel herabstoßen würde. In allen Nächten, in denen ich kämpfte, hegte ich Fantasien, dass plötzlich hunderte von uns aus der Dunkelheit strömen würden. Ähnliche Szenen hatte ich hundertfach in der Geschichte der Menschen erlebt, in Stalingrad oder an der Elbe, Bilder von Handschlägen und Umarmungen, Ikonen neu entfachter Hoffnung und letztendlichen Sieges. Diese Ikonen suchten meinen unruhigen Schlaf heim, betörten und quälten mich, während ich vergeblich auf die Sirenen wartete.
    Es gab noch andere Möglichkeiten, Optionen, die unsere Erlösung bedeuten könnten, doch nur auf Kosten eines Sakrilegs. Unsere Rasse kannte keine »Religion« im spirituellen Tagbrütersinne des Wortes, und ebenso wenig kannten wir einen komplexen moralischen Verhaltenskodex. Uns waren lediglich zwei unumstößliche Tabus in Fleisch und Blut übergegangen.
    Das erste lautete, nur einen einzigen nach unserem Ebenbild zu erschaffen. Das war der Grund, weshalb unsere Population im Lauf der Zeit nicht sprunghaft angewachsen war. Zwar fand nie eine Diskussion darüber statt, doch musste diese eherne Regel darauf basieren, was ein Raubtier unter natürlichem Gleichgewicht verstand. Wie Nguyen
gesagt hatte, wäre es unmöglich gewesen, ein Ei im Nest zu lassen, wenn zu viele Raubtiere die Erde bevölkerten. Es war logisch und vernünftig, und der Aufstieg der Subtoten bestätigte, wie sinnvoll der Erhalt des natürlichen Gleichgewichts war. Doch wäre es nicht denkbar, angesichts des bevorstehenden Triumphs der Subtoten diesen antiken Kanon einmal leicht abzuwandeln?
    Es hielten sich etwa hundert von uns in Penang auf, die größte Ansammlung unserer Art in der gesamten Geschichte. Davon verließ rund ein Viertel die Zone als Sirenen, und ein weiteres Viertel entschied sich für farbenfrohe, aber sinnlose militärische Masturbation. Damit blieben fünfzig wahre Kombattanten, die freilich nur wenige kurze Stunden in der Nacht kämpfen konnten, ehe Hunger, Erschöpfung und die unvermeidliche Dämmerung sie zum Rückzug zwangen. Und auch wenn wir bei unseren nächtlichen Streifzügen tausende töteten, blieb immer noch ein nach Millionen zählendes Heer.
    Mit genau der richtigen Menge verwandelter Sonnenbrüter hätten wir

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