Zombies auf dem Roten Platz
danach über weichen Boden. Zum Zirkuszelt gab es keine Straße. Wir mußten querfeldein fahren.
Als wir die große Arbeitshalle passiert hatten, erkannten wir das Zelt. Es war nicht sehr groß, rund gebaut, und die zahlreichen Wagen standen an der Rückseite.
Es war auch ein großes, bunt bemaltes Schild aufgebaut worden. Wir hielten daneben an.
Wieder mußte Wladimir vorlesen. »Zirkus Masory«, sagte er. »Die Vorstellung beginnt erst übermorgen. Vier Wochen wollen sie hier an dieser Stelle bleiben.«
»Wo wollen sie denn die Zuschauer hernehmen?« fragte ich.
Der Russe hob die Schultern. »Wenn Sie hier arbeiten würden, gingen sie auch drei- bis viermal in eine Vorstellung.«
»Das kann sein.«
Wir rollten auf das Zelt zu. Ich hatte schon öfter in Zirkussen zu tun gehabt und mochte sie auch, besonders das Leben und Treiben. Es bot stets ein buntes Bild, aber hier wirkte alles leer, öde, verlassen und irgendwie tot.
Mißtrauen keimte in uns hoch.
Suko sprach es aus. »Drei Leute vom Zirkus haben wir kennengelernt, John. Alle drei waren Zombies. Ob wir hier auf die restlichen treffen?«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Das brauche ich wohl nicht.«
Wir fuhren bis dicht vor den Haupteingang wo sich das leere Kassenhäuschen befand. Es war verwaist. In das Zelt hineinschauen konnten wir nicht. Eine große herabhängende Plane versperrte uns die Sicht.
»Dann wollen wir mal aussteigen«, sagte Suko und flankte über die niedrige Tür.
Auch Golenkow und ich verließen den Wagen. Uns war nicht wohl in der Haut. Irgendwie fühlten wir, daß man uns beobachtete und daß einiges nicht stimmte.
Wir drückten die große Plane hoch, um das Zelt betreten zu können. Es war ein wenig wärmer. Man hatte bereits eine Bankreihe aufgestellt, und wir konnten einen Blick in die Manege werfen.
Vom Eingang aus führte ein Gang direkt auf das Rund in der Zeltmitte zu. Daß ein leeres Zirkuszelt auch unheimlich sein kann, merkte ich in diesen Augenblicken. Ich fühlte mich unwohl, als ich zusammen mit meinen Freunden auf die Manege zuging. Wir sahen, daß es den gleichen Weg an der anderen Seite des Runds gab. Er führte zu einem zweiten Ausgang des Zelts.
Die Ruhe war wirklich erschreckend. Nur unsere Laufgeräusche waren zu hören. Ich hatte den Anfang gemacht, ging als erster und sah auch den Gegenstand am Rand der Manege.
Zuerst dachte ich an einen Menschen, bekam einen Schreck und atmete auf, als ich sah, daß es sich um ein Tier handelte. Rasch ging ich näher. Schon bald spürte ich unter den Schuhen weichen Sand. Vor mir lag eine Ziege.
Tot und ausgeblutet. Das Blut war in den Sand gelaufen und hatte ihn rot gefärbt.
Ich schluckte und wurde ein wenig blaß. Eine Erklärung hatte ich noch nicht, drehte mich um und sah die beiden Freunde näher kommen. Auch sie zeigten sich schockiert.
Wladimir Golenkow fand als erster die Sprache zurück. »Sagen Sie, waren das Zombies?«
»Wir müssen es annehmen.«
»Aber aus welchem Grund haben sie das getan?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Trinken Zombies Blut wie die Vampire?« wollte er noch wissen.
Ich atmete tief ein. »Bei denen ist alles möglich. Wir müssen uns jedenfalls auf einiges gefaßt machen.«
Der Russe öffnete seine Jacke. Als die Schöße auseinanderschwangen, sah ich die Griffe der beiden Pistolen. Wladimir hatte meinen Blick bemerkt und grinste hart.
»Damit weiß ich mich zu wehren. Und Ersatzmunition habe ich ebenfalls.«
»Aber schießen Sie genau und gezielt«, sagte ich. »Eine zweite Chance werden Sie von einem Zombie kaum bekommen.«
»Das stimmt.«
Suko dachte schon wieder an das Verlassen des Zelts. »Wenn wir hier keinen Zombie finden, können die lebenden Toten nur noch in den Wagen stecken. Ich bin fast sicher, daß sie sich dort verkrochen haben.«
»Ja, dort sehen wir nach«, sagte Golenkow.
Ich hatte in die Höhe geschaut. Ob das Zelt nun sehr stabil gebaut worden war oder nicht, konnte keiner von uns wissen. Es gab Querstangen, Leitern und ich sah ein kleines Trapez. Auch Scheinwerfer waren schon montiert worden und schmale Plattformen aus Holz. Da nur wenig Licht in das Zelt fiel, blieben zahlreiche Stellen unter dem Dach im Dunkeln Wenn jemand geschickt war, konnte er dort hochklettern und sich verbergen.
Das alles waren Spekulationen.
Als Tatsache stellte sich ein knatterndes Geräusch heraus. Es kam von der Rückseite des Zelts.
Suko hob den Kopf. »Das hört sich nach einem Trecker an«,
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