Zombies auf dem Roten Platz
kommentierte er.
Das hörte sich nicht nur so an, es war auch ein Trecker, wie wir sehr bald sahen.
Jemand wollte in das Zelt fahren, kümmerte sich nicht um die Plane, sondern fuhr dagegen. Sie schwang hoch, klatschte zurück, und im nächsten Augenblick geriet das Fahrzeug in unser Sichtfeld. Sogar die beiden Scheinwerfer waren eingeschaltet worden. Sie kamen mir vor wie blendende, weiße Glotzaugen.
Der Trecker fuhr Höchstgeschwindigkeit. Das war im Prinzip nicht viel, doch hier schrumpften die Entfernungen schnell zusammen, und er hatte sich uns als Ziel ausgesucht.
Wer ihn fuhr, erkannte ich nicht. Eine hohe dreckbeschmierte Scheibe nahm uns die Sicht.
Das wurde gefährlich.
»Weg!« schrie Suko.
Wladimir rührte sich nicht. Er konnte nicht fassen, daß ein Trecker auf ihn zufuhr. Er wollte ihn stoppen. Nicht mit der Hand, sondern mit der Waffe.
Er zog eine der beiden Pistolen, legte an, da war ich bei ihm, rammte meine Schulter gegen seine Hüfte und stieß ihm um. Gemeinsam fielen wir in den Sand, der unseren Fall dämpfte und hochstiebte. Ich drehte mich noch, hörte das Fluchen des Russen und sah den Trecker dicht an mir vorbeifahren. Das Lenkrad befand sich auf der linken Seite. Eine Gestalt hockte dahinter, die es nicht festhielt, sondern einen langen Knüppel hatte, mit dem sie zuschlug.
Ihr Ziel war ich.
Den Kopf bekam ich noch weg die Schulter nicht mehr. Deshalb wurde ich dort auch getroffen.
Der Schlag schmerzte, ein zweitesmal konnte der Mann nicht zudreschen, da war der Trecker schon vorbei, ich roch noch seine Abgase.
Wladimir war aufgesprungen. Auch Suko hielt nichts mehr. Er verfolgte das Gefährt, denn wie ich, war auch er ebenfalls sicher, daß der Trecker von keinem Menschen, sondern von einer lebenden Leiche gelenkt wurde.
Sie lenkte eigentlich nicht, denn der Trecker fuhr geradeaus, wühlte den Sand hoch und erreichte die hochstehende Kante der Manege. Er prallte hart dagegen.
Auf einem Trecker ist man nichtangeschnallt. Als Zombie erst recht nicht. Er konnte die Kraft, die ihn plötzlich packte, nicht mehr ausgleichen wurde von seinem Sitz gerissen, fiel über Lenkrad und Kühlerhaube, überschlug sich noch in der Luft und landete zwischen den ersten Sitzreihen, die krachend brachen.
Der Trecker wühlte sich weiter, zerstörte den Mauerrand und rammte mit seinen beiden Vorderrädern in die ersten Sitzreihen, wo einige Stühle zerbrachen.
Ich hielt mir meine Schulter. Hoch oben an der linken Seite hatte mich der Knüppel gehoffen. Zum Glück konnte ich den Arm weiterhin normal bewegen.
Und auch der Trecker war gestoppt worden. Innerhalb der ersten Sitzreihen hatte er ein mittelschweres Chaos hinterlassen. Sein Fahrer war nicht mehr zu sehen. Die Fliehkraft hatte ihn irgendwo weiter zwischen die Sitze katapultiert.
Suko und Wladimir Golenkow harten schneller reagiert als ich. Zudem waren sie nicht gehandicapt. Beide standen auf den noch heil gebliebenen Teilen des Manegenrands und suchten den Fahrer, von dem wir annahmen, daß es sich um einen Zombie handelte. Ich gesellte mich zu den Männern.
Suko drehte den Kopf. »Hast du gesehen, wohin er geflogen ist?«
»Nein, ich lag noch am Boden.«
»Sie hätten mich schießen lassen sollen, John!« beschwerte sich der Russe. »Es war zu spät.«
»Ach, das hätte ich geschafft.«
Ich hob nur die Schultern und sah zu, wie sich Wladimir vom Manegenrand abstieß und mit einem kräftigen Sprung in der Lücke zwischen zwei Sitzreihen landete.
Auch Suko wollte los und den Zombie suchen. Er schaute mich kurz an.
»Bist du einsatzfähig?«
»Ja, wieso nicht?«
»Der Treffer…«
Ich winkte nur ab. »Teilen wir uns die Suche.« Damit war auch mein Partner einverstanden. Während er sich nach links wandte, ging ich auf die rechte Seite. Wladimir hatte sich die Mitte vorgenommen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß der Fahrer, falls er tatsächlich ein Zombie war, auf der Stelle, wo er gelandet war, nicht mehr lag. Wahrscheinlich war er weitergekrochen, um uns die Sucherei so schwer wie möglich zu machen.
Die Trümmer ließ ich hinter mir zurück und schaute mir die Stühle an. Zwischen ihnen befand sich ein so großer Raum, daß man bequem sitzen konnte. Zudem waren sie breit genug damit auch jemand zwischen ihren Beinen umherkriechen konnte.
Ein Schrei!
Nicht der eines Zombies.
Wladimir hatte ihn ausgestoßen. Als ich herumzuckte und Suko das gleiche tat, sahen wir ihn auf einem Stuhl stehen. Er hatte seine Waffe gezogen
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