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Zone One: Roman (German Edition)

Zone One: Roman (German Edition)

Titel: Zone One: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colson Whitehead
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Kinos liefen, und Aufforderungen, sich rasch noch Gruppenklagen anzuschließen.
    Ein neuer Rekrut, den Mark Spitz noch nicht gesehen hatte, einer der Teenager aus den Camps, betrat das Büro und ließ sich hinter Fabios altem Schreibtisch nieder. Bei der Verteilung mochte es im Moment drunter und drüber gehen, aber Buffalo hatte noch eine Menge Ersatzteile herumliegen.
    »Nicht zu fassen, dass Fabio schon eine Weile unser Mann da oben ist und wir das noch nicht mal wissen«, sagte Gary.
    »Es ist eine Schande«, sagte Kaitlyn.
    Die Erinnerungen gingen ihnen rasch aus. So gut hatten sie ihn eigentlich auch nicht gekannt. »Cooler Boss«, sagte Carl. Immer wieder verfielen sie in tiefes, kaltes Schweigen und tranken. Carl wechselte den Mix im digitalen Audioplayer und sagte: »Das da sind Remixe.« Eines Toten zu gedenken war selten geworden. Man war auf der Flucht; man ließ die Leichen zurück, aus denen in der Sonne Flüssigkeiten sickerten. Für die meisten war dies seit dem Weltuntergang das erste Mal, dass sie den Luxus genossen, etwas im alten Stil tun zu können. Sie hatten wenig zu sagen.
    Die Drinks taten das Ihre. No Mas salutierte vor den Silhouetten an der Wand, langsam, mit stockenden Bewegungen, und Mark Spitz vermutete, dass der Mann seine Lieutenant-Imitation für sein inneres Publikum aufführte. No Mas lächelte schwach. Kaitlyn strangulierte mit einer Haarsträhne ihren Zeigefinger. Sie ertappte Mark Spitz dabei, wie er sie ansah, und sagte: »Die Subway?«
    Sieben Wochen nach Beginn ihres Einsatzes hatte der Lieutenant sie von Fabio aus dem Einsatzgebiet zurückrufen lassen. Das war noch nie dagewesen, da sie nur sonntags nach Wonton zurückkehrten und sich mittlerweile tief in den Rhythmen ihres Arbeitsablaufs befanden, erfüllt von Montagmorgen-Verzweiflung, Marschtag-Dumpfheit und einem empfindlichen Zug verhaltener Freitagnachmittagseuphorie. Damals funktionierten die Funkgeräte noch und lieferten einer Zivilisation auf dem Weg der Erholung einen Haltegurt. Was Mark Spitz anging, so wusste er die Unterbrechung des Planquadrats dieser Woche zu schätzen. Omega zwängte sich durch die Eingeweide eines Mietshochhauses mit Starterwohnungen, Stockwerk auf Stockwerk mit beigefarbenem Teppichboden, lärmdurchlässigen Wänden und von Fingerabdrücken verschmutzten Türen, und das verhagelte ihm die Laune. Seine Freunde in der Stadt hatten in solchen Wohnungen gelebt, und die Flure stanken nach den verfallenen Ambitionen, die hinter den Türen verrotteten. Sie hatten Hoffnungen gehabt. Jetzt bedeutete das billige, geleerte Bauwerk die vollständige Ausrottung aller Bestrebungen, aller leuchtenden Vorstellungen.
    In dem Jiaozi-Laden sagte der Lieutenant ihnen, Buffalo wolle, dass sie die Subwaytunnel säuberten.
    »Ich dachte, das hätten die Marines schon erledigt«, sagte Metz.
    »Größtenteils«, erklärte der Lieutenant. Als die Marines gelandet waren, hatten sie die schwarzen Gatter und Drehkreuze zu den Bahnsteigen verschlossen. Die Überlegung war, dass sie die Tunnel später säubern würden. Aber sobald sie kapiert hatten, dass die Spitze der Insel nicht abgeriegelt war und die nach Norden führenden Strecken sperrangelweit offen standen, bekamen die Oberen Bedenken. Obwohl die Skel-Migration nicht nach solchen Mustern funktionierte, hatte auf einmal jedermann Albträume von Tunneln, die kilometerweit von den Toten wimmelten und überquollen, und stellte sich die Uptown-Linien als Schattenkanäle vor, die diese sehr, sehr kranken Fahrgäste bis genau unter ihre befriedeten Zonen-Boulevards beförderten. In einer höllischen Inszenierung der schlimmsten, jemals erlebten Rushhour quetschten sich schaurige Gesichter zwischen die Stäbe, von Ungeziefer befallene Pfoten krallten sich durch die Metallroste, und die Gatter lösten sich von den Beton-Bahnsteigen … Bei ihrem letzten Einsatz vor der Verlegung zur neuesten, schickeren Krise anderswo an der Küste versperrten die Marines die unterirdischen Tunnel am Nordrand der Zone, als reichte die Große Mauer in der Canal Street durch den Asphalt bis tief in die Erdkruste. Dann durchkämmten sie die Downtown-Schatten nach den in der Falle sitzenden Skels.
    Es war die erste Woche des Lieutenants in der Zone. Buffalo war nur Bürokram; er wollte einen richtigen Posten. Er führte einen Zug die Lexington-Avenue-Linie entlang. »Dürftig ist das Wort, das ich verwenden würde. Oberirdisch hatten wir alles befriedet. Sie niedergemacht. Der Untergrund

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