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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wur­den plötz­lich noch ein­mal so groß und weit, wie ich sie vor­hin ge­se­hen hat­te. Die bron­ze­far­be­ne Haut sei­nes Ge­sichts wur­de mit ei­nem­mal wäch­sern bleich. Mit ei­nem lei­sen Seuf­zer wand­te er den Kopf zur Sei­te.
    Knos­sis, der So­gh­mo­ler, war tot.
     
    Nis­hi­mu­ra starr­te mich rat­los an.
    »Ein pos­thyp­no­ti­scher Block, neh­me ich an«, sag­te ich. »So­bald der Trä­ger des Blocks er­kennt, daß er ver­sagt und sei­ne Auf­ga­be nicht ge­löst hat, wird der Block wirk­sam und ruft den Tod her­vor.«
    Stea­mers wuß­te mehr über sol­che Din­ge.
    »Es gibt ver­bürg­te Fäl­le aus Zen­tral­afri­ka, neun­zehn­tes und frü­hes zwan­zigs­tes Jahr­hun­dert, in de­nen der Scha­ma­ne ei­nem Stam­mes­mit­glied, das sich ver­gan­gen hat­te, mit­teil­te, es wer­de ster­ben. Der Tod trat ge­wöhn­lich we­ni­ge Stun­den oder Ta­ge spä­ter ein, oh­ne daß von au­ßen auf den Mann – oder die Frau – ein­ge­wirkt wor­den wä­re, auch wenn es sich um völ­lig ge­sun­de Leu­te han­del­te.«
    Nis­hi­mu­ra nick­te ver­dros­sen.
    »So muß es wohl ge­we­sen sein«, brumm­te er. »Von pri­mi­ti­ven Völ­kern ver­ste­he ich das auch. Aber von den So­gh­mo­lern …?«
    »Es muß nicht sein, daß sie Pri­mi­ti­vi­tät auf die­sel­be Wei­se de­fi­nie­ren wie wir«, gab ich zu be­den­ken.
    »Der Mars­vo­gel, Sir!« sag­te Stea­mers plötz­lich.
    Ach ja, der Mars­vo­gel. Ich blick­te hin­aus auf die Ring­stra­ße. Die Ener­gie­spi­ra­len wa­ren er­lo­schen. Die So­gh­mo­ler hat­ten den Ver­such auf­ge­ge­ben, auf die­se Wei­se an ZON­TA her­an­zu­kom­men. Ich frag­te mich, wie sie sich den Ver­lust der Pa­trouil­le wohl er­klär­ten.
    »Stea­mers, das wird pro­ble­ma­tisch«, er­klär­te ich dem Psy­cho­lo­gis­ten. »Wenn ich jetzt mit der ›1418‹ te­le­pa­thi­sche Ver­bin­dung auf­neh­me, wis­sen die So­gh­mo­ler so­fort, wo wir uns be­fin­den.«
    Ein dump­fes Grol­len war plötz­lich zu hö­ren. Ich fühl­te, wie der Bo­den zit­ter­te. Wir blick­ten auf. Se­kun­den spä­ter fauch­te aus ei­nem der Kor­ri­do­re, die auf die Ring­stra­ße mün­de­ten, ei­ne Staub­wol­ke.
    »Nu­klea­re Ex­plo­si­on!« be­merk­te Fra­mus G. Al­li­son tro­cken. »Das be­deu­tet, daß sich die So­gh­mo­ler und ZON­TAs Ro­bo­ter ernst­haft in den Haa­ren lie­gen.«
    »Glaubst du wirk­lich, daß sie in ei­ner sol­chen La­ge noch an das Sug­ge­stor-Ge­rät den­ken?« frag­te Han­ni­bal.
    Al­li­son war da­bei, ein wei­te­res Meß­ge­rät aus­zu­pa­cken. Es han­del­te sich um einen Do­sis­ra­ten­mes­ser, der die ra­dio­ak­ti­ve Be­las­tung der At­mo­sphä­re er­mit­tel­te.
    »Noch nicht kri­tisch«, mel­de­te er. »Aber wenn sie noch ein paar Bom­ben los­las­sen, wer­den wir die Mon­tu­ren schlie­ßen müs­sen.«
    Ei­ne zwei­te Er­schüt­te­rung roll­te durch den Bo­den. Ir­gend­wo in den Tie­fen der al­ten Mond­fes­tung tob­te ein mör­de­ri­scher Kampf. Han­ni­bals Ver­mu­tung hat­te et­was für sich: In ei­ner Si­tua­ti­on wie die­ser hat­ten die So­gh­mo­ler an­de­res zu tun, als nach un­se­ren te­le­pa­thi­schen Si­gna­len zu hor­chen.
    »Al­so schön, Reg, Sie be­kom­men Ih­ren Wil­len!« sag­te ich. »Las­sen Sie mich ein we­nig ab­seits ge­hen.«
    Nach we­ni­gen Se­kun­den der Kon­zen­tra­ti­on be­kam ich Ver­bin­dung mit Ki­ny. Ich hat­te mich ent­schlos­sen, trotz al­lem je­de Vor­sicht wal­ten zu las­sen. Falls die So­gh­mo­ler un­se­re Un­ter­hal­tung au­to­ma­tisch auf­zeich­ne­ten, durf­ten sie auch spä­ter kei­ne Ge­le­gen­heit er­hal­ten, ihr zu ent­neh­men, daß ich in Wirk­lich­keit nicht Nang-Tai war, und vor al­len Din­gen soll­ten sie nicht er­fah­ren, daß wir uns über den flat­tern­den Mars­vo­gel und den flie­hen­den Süd­wind Ge­dan­ken mach­ten.
    »Hier Nang-Tai-Flagg­schiff, Over­sir!« mel­de­te sich Ki­ny Ed­wards.
    Ich spiel­te den Leut­se­li­gen, das heißt: Ich gab mich so, wie ich mich Ki­ny ge­gen­über nor­ma­ler­wei­se ge­ge­ben ha­ben wür­de. Das, glaub­te ich, konn­te ich mir leis­ten, oh­ne mein Ge­heim­nis preis­zu­ge­ben.
    »Paß auf, Klei­nes!« sag­te ich.

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