Zonta-Norm regelwidrig
Transmitterfelder bildeten. Das bedeutete, daß wir es nur mit einer kleinen Vorausabteilung der Soghmoler zu tun hatten. Um so wichtiger war es für uns, daß keiner von ihnen entkam. Die Hauptmacht durfte auf keinen Fall erfahren, daß wir uns hier befanden und daß hinter jener steil ansteigenden Felswand das Zentrum des Rechners ZONTA lag.
Sobald die Gestalten der Soghmoler schemenhaft im Innern der Spiralfelder sichtbar wurden, eröffneten wir das Feuer. Es war die Art von Kampf, die ich haßte und verachtete: Allein ums nackte Überleben ringend, dem Gegner keinerlei Chance gebend. Die Soghmoler, die dort in den Transmitterfeldern rematerialisierten, waren ebenso hilflos, wie es während der Kriege des vergangenen Jahrhunderts die Fallschirmtruppen gewesen waren: Ein billiges Opfer für den wartenden Verteidiger.
Das Gefecht war von kurzer Dauer. Insgesamt materialisierten zehn Soghmoler. Um neun von ihnen brauchten wir uns keine Gedanken zu machen: sie lagen reglos draußen auf der glatten Fläche der Ringstraße, und kaum einer von ihnen war dazu gekommen, einen Schuß abzufeuern. Lediglich der zehnte bewegte sich noch. Er war verwundet; aber es war noch genug Willenskraft in ihm, nach Rettung zu suchen. Auf Händen und Knien kroch er auf die nächste Energiespirale zu. Ich sah, wie Listerman die Waffe hob, um das Werk zu vollenden.
»Nicht schießen!« schrie ich ihn an.
Dann hetzte ich los. Die Waffe schußbereit in der Hand, den Blick keine Zehntelsekunde lang von den Energiespiralen wendend, in denen jeden Augenblick weitere Soghmoler rematerialisieren mochten, jagte ich in weiten, von der geringen Gravitation begünstigten Sprüngen auf den Verwundeten zu. Er gewahrte mich, als ich noch fünfzig Meter von ihm entfernt war. Er sah ein, daß er keine Aussicht hatte, das rettende Transmitterfeld vor mir zu erreichen und griff zur Waffe, die er mühsam mit sich schleppte.
Ich sah ihn auf mich anlegen. Seine Hand zitterte. Trotzdem warf ich mich in einem Hechtsprung schräg zur Seite und ließ den glühendheißen Strahl der Hochenergiewaffe über mich hinwegfauchen. Die letzten Meter legte ich rollend zurück. Dem Soghmoler war nach dem einen Schuß keine Kraft mehr für einen zweiten geblieben. Entsetzt starrte er mir entgegen, und zum ersten Mal, seit wir die Soghmoler kannten, sah ich einen von ihnen mit weiten, großen Augen, in denen die nackte Todesfurcht geschrieben stand.
Ich erkannte ihn sofort – ebenso wie er mich. Es war Knossis. Als er sah, daß ich ihm nicht ans Leben wollte, sank er halb erschöpft, halb erleichtert vollends zu Boden. Ich hörte ihn sagen:
»Gefangen … das ist das Ende!«
13.
Ich schleppte ihn dorthin, wo wir lagerten. Er hatte einen Strahltreffer in die linke Seite erhalten und war schwer verbrannt.
»Wenn er auf irdische Medikamente anspricht, habe ich um ihn keine Sorge«, sagte Kenji Nishimura, nachdem er die Wunde untersucht hatte.
Knossis trug seinen Translator bei sich. Die Worte des Japaners wurden ins Soghmolische übersetzt. Knossis machte mit der linken Hand eine matte Geste, die Geste der Verneinung, der Abwehr.
»Es hat … keinen Zweck«, stieß er mühsam hervor. »Der Bann der Schmach … wird mich treffen.«
»Quatsch!« knurrte Nishimura ungnädig und machte sich daran, die Wunde zu behandeln.
Knossis starrte mich an.
»Sie hätten … mich nicht schicken dürfen. Ich bin … Ihnen nicht gewachsen, Nang-Tai.«
Er war gesprächig, das mußte ich ausnützen. Zudem wußte ich nicht, was »der Bann der Schmach« war. Es hörte sich ziemlich altmodisch an, aber ich war nicht sicher, ob sich dahinter nicht doch eine ernsthafte Bedrohung für Knossis’ Leben
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