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Zopfi, Emil

Zopfi, Emil

Titel: Zopfi, Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spitzeltango
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wieder.
    «Zwei Jahre habe ich im Knast gesessen.»
    Tscharner holte tief Luft, seine Brust dehnte sich. «Hast dich halt erwischen lassen. Dein Pech.»
    «Du hast uns verraten.»
    «Vergiss doch die alte Geschichte. Ich muss jetzt …»
    Pippo packte Tscharner an beiden Achseln, drückte ihn gegen den Kondomautomaten, dass er aufschrie. «Zwei Jahre Knast verdanke ich dir, du Schwein. Das soll ich vergessen?»
    «Ist doch alles Bockmist, was du da von dir gibst.»
    «Ich habe Beweise …»
    «Wenn schon. Ist alles verjährt.»
    «Vielleicht interessiert es deine Leute da oben, dass du mal ein Linker warst.»
    «Stand längst in allen Zeitungen. Ich bin halt klüger geworden.»
    «Und wenn in der Zeitung steht, dass der Tscharner ein Spitzel war, der seine alten Kameraden, wie du sie nennst, verraten hat, nachdem er sie zu einem Bombenanschlag angestiftet hat?»
    «Keine Sau interessiert das heute noch.»
    «Werden wir ja sehen.» Pippo verstärkte seinen Druck.
    «Robert», stöhnte Tscharner. «Sag doch auch mal was. Pippo bringt mich noch um.»
    Robert trat vor eine Pissoirschüssel und begann Wasser zu lösen. Dabei starrte er auf die Kacheln, als gehe ihn alles nichts an. Ein Aussetzer, schoss Pippo durch den Kopf. Total von der Rolle, der Mann. Weiss gar nicht, was hier vorgeht.
    «Haut doch ab, ihr traurigen Gestalten», zischte Tscharner. «Bevor meine Leute kommen und euch fertigmachen.»
    «So wie Martin.»
    «Den Kunz? Ah, daher pfeift der Wind …»
    «Er wusste wohl zuviel von der alten Geschichte.»
    «Dummes Zeug. Mit dem Kunz habe ich nichts zu schaffen.»
    Pippo schüttelte Tscharner. «Er hat uns verteidigt, damals. Wie du weisst. Du hast uns hängen lassen, bespitzelt, verraten, verkauft.»
    «Im Suff ersoffen ist der Kunz. Eine Schande für den Gemeinderat», presste Tscharner hervor. «Fuhr Velo, weil man ihm längst das Billett entzogen hat.»
    Mit einer heftigen Bewegung riss er sich los, taumelte und prallte gegen Robert. Der hielt ihn fest, sah ihm ins Gesicht.
    «Hilfe!» Tscharners Schrei ging unter im Rauschen der Spülung und im Lärm aus dem Saal, der angeschwollen war. Vom Chor war nichts mehr zu hören. Etwas war im Gange, Leute rannten herum, riefen und fluchten durcheinander.
    Robert liess Tscharner fahren. Der griff nach seiner Brille, rückte sie zurecht. «Und du? Wo kommst du überhaupt her? Was willst du hier?»
    Robert wich einen Schritt zurück, knöpfte sich umständlich den Hosenschlitz zu. «Sara», presste er hervor, ballte seine Fäuste.

    Der Triebwagen ruckte und rüttelte, verlor Fahrt und blieb stehen. Ein langgezogenes Pfeifen fuhr Hermann durchs Mark. Draussen war es dunkel. Er vermutete, dass sie sich kurz vor der Waldegg befanden, wo die Geleise stark anstiegen.
    «Was ist los?», rief jemand.
    «Vielleicht ein Reh auf den Schienen.»
    Ein Vibrieren lief durch den Zug, begleitet von metallischem Kreischen. Offenbar versuchte der Triebwagen anzufahren, doch die Räder drehten durch. Hermann klammerte sich an den Handgriff, eingekeilt in die Menge der Tscharner-Sympathisanten.
    «Was bist denn du für einer», brüllte ihm einer ins Ohr, der sich am Griff neben ihm festhielt. Er trug einen Hörapparat, und im Stimmenlärm, der den Wagen erfüllte, fand er den angemessenen Ton nicht. Der Mann blies ihm seinen ekligen Mundgeruch ins Gesicht. «Seit wann haben wir Langhaarige unter uns?»
    «Arschloch!», schrie ihm Hermann ins Ohr mit dem Hörgerät.
    «Was hast du gesagt? Wiederhol das nochmals!», kläffte ein Greis hinter ihm.
    Hermann zeigte ihm den aufgereckten Mittelfinger. In diesem Augenblick setzte ein trommelndes Geräusch ein, Tannzapfen, Erdklumpen und Steine flogen gegen den Wagen. Eine Scheibe splitterte. Im vorderen Abteil kreischte eine Frau. Der Alte boxte Hermann in den Rücken: «Sind das deine Freunde da draussen?»
    Hermann drängte sich weg. Stimmen gellten. «Aufmachen, aufmachen!»
    An der Böschung gegen den Wald flammten Magensiumfackeln auf, die Baumstämme glänzten im gleissenden Licht. Knallpetarden explodierten neben der Schotterbank. Die Beleuchtung im Zug ging aus, Leute schrien durcheinander. Im Fackelschein zuckten ihre Schatten über die Wände. Hermann sah, wie ein junger Mann den Nothammer vom Bügel riss, eine Scheibe zertrümmerte und hinauskletterte. Andere folgten im.
    «Macht keinen Mist. Aufgepasst, da sind Glasscherben.»
    «Hat jemand die Polizei angerufen?»
    «Macht endlich die Türen auf, verdammt nochmal!»
    Eine

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