Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
Vom Netzwerk:
überzeugt von unserer Rettung spracht.«
    »Dann solltet Ihr versuchen, Euch genauer zu erinnern«, forderte Jeronimus Lucretia auf. »Ich sprach davon, dass der Kapitän wiederkehrt. Von Eurem Buhlen war nie die Rede.«
    »Ihr scheint Euch zu vergessen«, erklärte Lucretia eisig, indem sie sich erhob. »Oder Ihr wisst nicht mehr, wen Ihr vor Euch habt.« Sie raffte ihre Röcke zusammen.
    Jeronimus ergriff ihren Arm. »Ich mag es, wenn Ihr hochfahrend sein«, raunte er. »Treibt es dennoch nicht zu weit.
    Ihr habt jetzt nur noch mich.«
    Lucretia riss sich los. »Besten Dank«, zischte sie wütend. »Ich fürchte nur, ich brauche Euch nicht.«
    -301-

    Jeronimus lächelte amüsiert. »Da irrt Ihr Euch sehr, meine zornige Schöne. Ihr werdet mich noch mehr brauchen, als Ihr denkt.«
    Seine letzten Worte verhallten jedoch ungehört, denn Lucretia entfernte sich bereits mit ungeduldigen Schritten.
    Wie genüsslich er mir Francois' Untreue vor Augen gehalten hat! Und wieso ist er seiner Sache so sicher? ging es Lucretia durch den Sinn, ehe ihre Gedanken sich zu überschlagen begannen und sie sich immer wieder fragte, ob sie sich denn wahrhaftig derart in Francois getäuscht hatte. Hatte er sie im Stich gelassen, um sich zu retten? Steckte unter seiner gewandten, klugen Art in Wirklichkeit der Verräter, der Feigling, der Schuft? Empfand er endgültig nichts mehr für sie?
    Hatte er seinen Brief lediglich als fadenscheinige Ausrede hinterlassen?

    Sechs Grad und achtundvierzig Minuten südlicher Breite sechsundzwanzigster Tag des Juni im Jahre des Herrn, 1629

    Am anderen Morgen setzten sie in Java an Land.
    Im ersten Glückstaumel fielen sie auf die Knie. Einige berührten den Boden innig mit den Lippen, so als sei er der teure Ehemann oder das teure Eheweib, das sie vor langer Zeit in Holland zurückgelassen hatten. Danach sammelten sie am Strand Kokosnüsse, schlugen sie mit Steinen auf und ließen sich die süße Milch durch die ausgedörrten Kehlen rinnen.
    Der Skipper entdeckte den Wasserfall. Er mündete in einen Teich, ehe er als Bach im dichten grünen Blättergewirr verschwand.
    Ausge lassen warfen sie sich in das tiefblaue Gewässer, tauchten, schluckten, schlürften, soffen, spien übermütig
    -302-

    Fontänen in die Luft, rannten unter die Sturzbäche und ließen sie sich auf Kopf und Schultern platschen.
    Später, nachdem sie ihren Durst gestillt hatten, sanken sie zufrieden in den Schatten hoher Farne.
    Doch selbst als er dort lag und die Augen schloss, glaubte Francois, ihn dürste noch immer. Ein über das andere Mal fuhr er sich mit seiner Zunge über die Lippen und schmeckte den letzten Tropfen nach.
    Jan Everts war wie alle anderen in den Teich gerannt und hatte sich vorgebeugt, um zu trinken, doch währenddessen achtete er darauf, dass der Kommandeur nie aus seinem Gesichtsfeld verschwand.
    Säuft wie ein Tier, der feine Herr, dachte Jan. Lacht wie ein Idiot und schüttet sich Wasser ins Gesicht. Hätte nie geglaubt, dass der es schafft. Wie ein Leichnam hat er im Boot gelegen, und der Skipper hatte ihn aufgegeben, doch der Skipper hat auch nicht immer Recht, das war klar, denn sonst wären sie nie in diesem Boot durch die Stürme getrieben, als hätten sie die Arche Noah verpasst.
    Den ganzen Morgen über verfolgte Jan den Kommandeur mit seinen Blicken, beobachtete, wie er mit den anderen scherzte, Kokosnüsse aufschlug, sie leer trank und zum Schluss sogar mithalf, die Wasserfässer zu füllen und zum Boot zu schaffen.
    Kurz ehe sie aufbrechen wollten, trat der Kommandeur beiseite und drang tiefer in den Blätterwald ein, während er sich bereits an seiner Hose zu schaffen machte.
    Jan erkannte die Gelegenheit. Er schlich hinterher, zückte sein Messer und warf noch einmal einen hastigen Blick zurück.
    Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Jan tat noch ein, zwei lautlose Schritte, hörte das schrille Zirpen von Insekten, erblickte auf einer Lichtung das weiße Hinterteil des Kommandeurs und holte tief Luft.
    -303-

    Gerade als er sich bereit machte, vorzuspringen, legte sich eine raue Hand auf seinen Mund, sein Arm wurde gepackt und auf den Rücken gedreht. Das Messer entglitt Jans Hand.
    »War davon die Rede, Jan?«, hörte er die Stimme des Skippers an seinem Ohr raunen. »Hatte ich dir einen derartigen Auftrag erteilt?«
    Der Wind trieb sie an Vulkaninseln vorbei auf die Sundastraße zu. Als sie in die Meerenge eintauchten, legte der Wind sich, und sie überließen sich der Strömung. In der

Weitere Kostenlose Bücher