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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Ferne leuchteten weiße Palmenstrände.
    Nach einer Weile änderte sich die Strömung jedoch und sog sie zurück, so dass der Kapitän die Männer abermals an die Ruder befahl.
    Unterdessen legte die Hitze sich wie ein schweres, feuchtes Tuch über sie und hüllte sie ein.
    Mit einem Mal tauchten hinter ihnen im Hitzedunst Spitzen von Masten und Kanten von Segeln auf, die nach und nach größer wurden und sich deutlicher abhoben. Dann traten die Umrisse eines Schiffsrumpfes hervor, Aufbauten, die immer klarer wurden, der Schatten einer Kommandobrücke.
    Wie gebannt blickten sie dem Schiff entgegen und versuchten, die Fahne auszumachen. Sie hofften auf einen Holländer oder auch einen Engländer - alles, nur keine javanischen Piraten, die ihnen kurz vor dem Ziel den Garaus machten.

    Auf dem Friedhof

    Lucretia entsann sich, dass Francois den Unterkaufmann stets als zuvorkommenden, gebildeten Menschen bezeichnet hatte, als einen Mann mit Zukunft in der Companie. Ich wüsste gern, was er nun sagen würde, dachte sie, als sie Jeronimus in der roten
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    Weste des Kommandeurs und mit dessen Goldkette geschmückt auf das Zelt der Frauen zustolzieren sah.
    Es war nicht üblich, dass einer der Männer sie besuchte, doch Jeronimus setzte sich darüber hinweg und betrat ihr Zelt, als sei dies sein gutes Recht oder normal.
    »Madame«, begrüßte er Lucretia, die anderen Frauen geflissentlich übersehend. »Ich hoffe, es mangelt Euch an nichts.«
    »Aber woher denn?«, entgegnete Lucretia spitz. »Hier gibt es doch jede Menge Fliegen! Bisweilen haben wir vielleicht ein wenig Durst oder wären auch gern einmal allein, doch darüber hinaus wäre es vermessen zu klagen.«
    Jeronimus verzog keine Miene. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihr ab sofort jede Art der Bequemlichkeit genießen könnt«, erklärte er.
    »Es geht nicht um mich«, bemerkte Lucretia. »Wir leiden alle.«
    Jeronimus machte eine abfällige Geste in Richtung der anderen Frauen. »Ich werde zusehen, dass Ihr nichts mehr entbehren müsst, Madame. Ihr steht unter meinem Schutz.«
    »Wenn ich nur wüsste, wovor Ihr mich fortwährend beschützen wollt«, sagte Lucretia spöttisch.
    Jeronimus lächelte vieldeutig. »Schlaft Ihr gut?«, fragte er.
    Lucretia hob die Brauen. »Nein«, antwortete sie. »Ich möchte ein Daunenbett, und wenn es kalt wird, hätte ich gern ein knisterndes kleines Feue r und einen Kamin.«
    Jeronimus runzelte die Stirn. »Ihr solltet nicht bei den Frauen wohnen.«
    »Wo sonst?«, gab Lucretia zurück. »Fändet Ihr es richtiger, ich wohnte bei den Männern?«
    »Ihr seid heute witzig aufgelegt, habe ich den Eindruck.«
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    »Das ist nur meine Freude angesichts Eurer
    Aufmerksamkeit.«
    »Großartig. Nur weiter so. Ich werde Euch dennoch eine bessere Unterkunft besorgen.«
    »Habe ich darum gebeten?«
    Jeronimus verneigte sich knapp. Er wirkte nun leicht gekränkt. »Ich lasse von mir hören«, beschied er Lucretia, ehe er verschwand.
    Lucretia nahm die missgünstigen Blicke der anderen Frauen wahr. Somit wäre ich wieder am Anfang angelangt, dachte sie.
    Sie werden mich schneiden, sobald sie merken, dass man mir eine Sonderbehandlung gewährt.

    Fünf Grad und fünfzig Minuten südlicher Breite dritter Tag des Juli im Jahre des Herrn, 1629

    Erst bei Sonnenaufgang am folgenden Tag löste sich das fremde Schiff aus dem Schatten einer Bucht und segelte auf sie zu.
    Die Männer tauschten unruhige Blicke.
    Jacobs stand auf und begann zu winken. Er hatte die holländische Fahne entdeckt. Einmal wandte er sich um und schaute zu Jan hinüber, den er hatte fesseln lassen. Als er den Hass in dessen Augen las, seufzte er. Tut mir Leid, mein Junge, bedeutete er ihm mit einem Achselzucken, doch wenn es drauf ankommt, kämpft jeder für sich. Er, Jacobs, hatte seine Entscheidung getroffen. Er setzte auf das Wort des Kommandeurs.
    Es dauerte nicht lang, bis hinter dem ersten Schiff zwei weitere erschienen.
    Jacobs rieb sich die Hände, als er als Flaggschiff die Zandaam und gleich danach die Frederik Hendrik erkannte. Er tippte
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    Francois an und grinste verschmitzt. Habe ich es dir nicht gesagt? bekundete sein Blick. Mit der Zeit stoßen wir schon noch auf die restliche Flotte.
    Als Francois das Deck der Zandaam betrat, bemerkte er die heimlichen Blicke der Matrosen, während Crijn Rambruch, ein Mitglied des Ostindienrates, auf ihn zugeeilt kam und ihn wortlos mit sich in seine Kabine zog.
    Wenngleich Rambruch und er im Grunde einen

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