Zorn der Meere
Frage nicht beantwortet, dachte Sussie, und nun macht es mir keinen Spaß mehr, das Thema von mir aus noch einmal anzuschneiden.
»Am Anfang tut es weh«, hörte sie Tryntgen sagen.
»Wenn er es in dich hineinsteckt?«
Tryntgen nickte. »Beim nächsten Mal ist es aber schon nicht mehr so schlimm«, fuhr sie fort. »Und nach einer Weile gefällt es auch dem Mädchen.«
»Ich habe Pieter Koepers Ding einmal gesehen«, gestand Sussie. »Wir schwammen im Kanal, und hinterher wollte er mich... da unten sehen. Ich habe ihm gesagt, erst müsse er sich zeigen. Es war winzig, nicht größer als eine Eichelnuss.«
Tryntgen sah Sussie fassungslos an. »Willst du damit sagen, du hast deinen Rock vor ihm gehoben?«
»Nein.« Sussie schüttelte den Kopf. »Ich bin fortgelaufen, nachdem ich alles gesehen hatte.«
Tryntgen hatte die Brauen zusammengezogen.
»Wie kann es denn wehtun, wenn das Ding so klein ist?«, fragte Sussie.
»Es wächst, Sussie«, seufzte Tryntgen ergeben. »Das hast du doch bereits bei Pferden gesehen, oder nicht?«
»Wenn jemand ein Ding wie ein Pferd hätte, ließe ich ihn nicht bei mir liegen«, entgegnete Sussie.
-71-
Tryntgen senkte die Stimme, da sich einige der anderen Frauen näherten. »Es wird etwa so groß«, erklärte sie und machte eine hastige Bewegung mit den Händen.
Sussie blinzelte. Das war ihr zu schnell gegangen.
»Wann wird es denn so groß?«, erkundigte sie sich. »Bei Pieter Koepers sah es aus, als würde das noch Jahre dauern.«
»Du kannst nachhelfen«, wisperte Tryntgen errötend. »Es ist einerlei, wie klein es zu Anfang ist. Wenn du es berührst, wird es größer.«
Sussie lauschte ihrer Schwester sehr aufmerksam. Allmählich begann sie die Zusammenhänge zu erahnen. »Wie macht man das?«, flüsterte sie.
»Das geht dich erst etwas an, wenn du verheiratet bist«, murmelte Tryntgen. »Ich sage es dir noch einmal, Sussie, halte dich bloß von dem Soldaten fern! Mach mir keine Schande!«
»Du liebe Zeit, Tryntgen, ich habe einmal mit ihm gesprochen, sonst nichts.«
»Einmal sprechen reicht bei einem Soldaten«, erwiderte Tryntgen. »Was glaubst du, was er beim zweiten Mal tut?«
Sussie starrte ihrer Schwester verdrossen ins Gesicht.
Tryntgen hat gut reden, dachte sie, ihr Mann hat offenbar mehr als eine Eichelnuss zu bieten.
Von seinem Platz aus schaute der Skipper Lucretia nach, die mit Zwaantie im Gefolge das Achterdeck überquerte. Sein Blick blieb an Lucretias feingliedrigen Fingern haften, die an ihren flatternden Haarsträhnen nestelten.
Wie kann sie es wagen, so schön zu sein? dachte der Kapitän.
Wie lange, glaubt sie, vermag ich mein Verlangen noch zu zügeln? Es nutzt mir nichts zu wissen, dass sie mich nicht will.
Vielmehr spüre ich, das dies meine Lust auf sie nur noch stärker macht.
-72-
Jacobs zwang sich, seinen Blick von Lucretia abzuwenden. Er schaute zu Zwaantie hin, die ihm zuzwinkerte. Ja, setzte er seine Gedanken fort, bei dir ist das leicht. Du machst es umsonst oder für einen Taler. Er nickte Zwaantie unmerklich zu. Zwaantie bedeutete ihm mit einem unauffälligen Wink, dass sie verstanden hatte.
-73-
V
Wir hatten vorhin von dem Regelwerk gesprochen, das unsere Holländer leitet und ihnen ihre Entscheidungen diktiert. Sie erinnern sich?
Nun kommt es jedoch zu einem interessanten Phänomen: Je weiter Holland sich nämlich in der Ferne verliert, desto lockerer werden mit einem Mal die Zügel, die zuvor noch so bändigend wirkten.
Das bedeutet natürlich, ich habe jetzt leichteres Spiel.
Noch etwas. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass unsere Freunde in Sünde geboren sind. Das ist gewissermaßen die Überschrift des vorgenannten Werkes.
Welche Sünde? werden Sie mich fragen. Immerhin gibt es deren unendlich viele.
Ich glaube, man muss die Sünde hier als Sammelbegriff betrachten, die jeder nach seinem Gutdünken auslegt. Für die einen können es die Frauen sein, für andere Habgier, die Sucht nach Geltung, Neid - oder irgendein anderer glitzernder Splitter, den man sich aus dem Diamanten des Lebens bricht.
Jedenfalls muss ich mir nicht groß den Kopf zerbrechen, wenn ich arme Seelen versuc hen will.
Wie wäre es mit den Frauen? Warum nicht? Beginnen wir doch mit der Fleischeslust. Wir nehmen eine Frau, warm, weich, verführerisch und verheißungsvoll.
Wie sagt es der Herr Pfarrer immer so schön? Der Mann soll stets die Folgen seiner Taten bedenken! Ein guter Ratschlag. Er hat dabei leider die große Ausnahme
Weitere Kostenlose Bücher