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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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Herrn, 1629

    Der Skipper stand an Deck und blickte über die Wasserfläche, die im Mondlicht silbern glänzte. Vor sich sah er den rotgoldenen holländischen Löwen aufragen, der siegesgewiss über die Wellen ritt. Jacobs legte den Kopf in den Nacken und starrte in das schwarze Gewirr der Rahen und Brassen, die sich mit dem Seegang hoben und senkten. Das Schiff ist meine Welt,
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    dachte er, das ist es, wofür ich lebe, und nicht für diesen verwünschten Kommandeur und die heuchlerische Companie.
    Ihnen schulde ich nichts.
    Jacobs nahm den letzten Schluck aus der Flasche und schleuderte sie dann über Bord.
    Unter ihm fiel durch eins der Fenster ein schwacher Lichtschein auf das Meer. Es stammte aus der großen Kajüte.
    Wie es aussah, war der Kommandeur abermals krank.
    Da hinten, jenseits der Horizonts, beginnt das Große Südland, dachte der Kapitän, und nördlich davon befindet sich Java.
    Vielleicht noch zwei Wochen, und die Reise war geschafft. Für Jan Everts würde ihre Ankunft indes das Ende aller Reisen bedeuten, so viel stand bereits fest. Denn ihm würde es wohl wenig nutzen, dem Gouverneur weiszumachen, Frau van der Mylen habe es nicht anders gewo llt. Warum hatte dieser Dummkopf sich auch in die Ränkespiele des Unterkaufmanns eingelassen?
    Der Steuermann schlug mit seinem Stab gegen den Großmast und verkündete den Beginn der neuen Wache. »Alles in Ordnung, Kapitän!«
    Von wegen, dachte Jacobs, nichts ist in Ordnung. Wie denn auch, wenn keiner weiß, was Jeronimus sonst noch an Unheil ausheckt?
    Der Skipper setzte sein Teleskop ans Auge und suchte die Wasserlinie ab. Was war das für eine seltsame helle Kräuselung dort hinten? Sie sah wie die Spur einer Gegenströmung aus.
    »Du da oben!«, brüllte Jacobs zu der Mars des Fockmastes hinauf. »Reiß die Augen auf und sag mir, was du siehst!«
    »Nur das Mondlicht, Kapitän!«, lautete die Antwort.
    Jacobs wusste, dass sich das Schiff allmählich gefährlicheren Breiten näherte, doch nach seinen Karten erstreckten sich zwischen der Batavia und dem Südland noch sechshundert
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    Meilen. Erst in ein, zwei Tagen würde er das Meer nach verdächtigen Felsklippen absuchen müssen.
    Dann - und keine Minute früher - würde er die Marsen voll besetzen lassen. Was dachte sich der Kommandeur eigentlich, ihm über den Unterkaufmann Anweisungen erteilen zu lassen?
    Vermutlich litt er erneut unter seinem Fieber und fantasierte bereits, er sei der Kapitän?
    Was war das? Es hatte sich wie entfernter Donner angehört.
    Das konnte jedoch nicht sein, denn der Himmel war klar.
    Wahrscheinlich hatte der Wind ein wenig heftiger als sonst gegen die Segelwände geschlagen.
    Jacobs nahm abermals sein Teleskop zur Hand. Der runde Ausschnitt zeigte dünne Wolkenschleier, die über den Mond hinwegglitten, doch auf dem Wasser war nichts Ungewöhnliches zu sehen.
    Da! Da war es wieder, dieses Geräusch, das wie ein Rumpeln klang.
    Jacobs verspürte ein leichtes Unbehagen, bemühte sich jedoch, es abzuschütteln. Was zum Teufel war mit ihm los? Es gab in einer stillen Nacht keinen Donner - da draußen spielte allenfalls der Mondschein mit den Wellen Haschen.
    Allmächtiger im Himmel!
    Jacobs reagierte noch rechtzeitig, um sich an den Brassen festzuhalten und den Aufprall abzufangen. Gleich darauf hörte er das Bersten von Holz, sah im Geist das Ruderblatt splittern, und dann bäumte sich das Schiff auf und gab ein Knirschen und Kreischen von sich, das Jacobs schlimmer traf als jeder körperliche Schmerz. Im nächsten Augenblick ertönte ein Schrei. Jemand stürzte aus dem Mast und traf mit einem dumpfen Aufschlag auf den Decksplanken auf.
    Das Schiff erbebte nun in seiner ganzen Länge. Dann hob sich der Bug aus den Fluten und ragte gespenstisch in die Luft, ehe er sich unendlich langsam drehte und seitwärts herniedersank.
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    Danach saß die Batavia fest.
    Ich bin verloren! schoss es Jacobs durch den Kopf, und das Entsetzen verschlug ihm den Atem. Er krümmte sich und schnappte nach Luft, spürte, wie sein Herz raste und das Blut in seinen Schläfen tobte, während er den Kopf schüttelte und die Fäuste ballte und in dumpfem Taumel dachte, das kann ja nicht sein, ich verrechne mich nicht, ich kann unmöglich einen derart verhängnisvollen Fehler begangen haben.
    Francois erwachte mit einem Ruck und setzte sich auf. Im nächsten Augenblick wurde er hochgeworfen und zu Boden geschleudert. Für einen Moment blieb er benommen liegen, dann drehte er sich auf

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