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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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den Bauch und fahndete nach einem Halt. Unter ihm schien alles nachzugeben, es war, als rutsche er kopfüber in einen Schlund. Francois hörte jemanden um Hilfe flehen und erschrak, als er erkannte, dass er das war, der die Worte ausstieß. Gleich darauf ertönte ein Lärm wie von tausend Höllengeistern, die mit ihrem Kreischen die Luft erfüllten.
    Danach wurde es schlagartig still.
    Das ist nicht wahr, fuhr es Francois durch den Sinn. Das ist nur ein böser Traum! Ich will nicht glauben, dass das Schiff aufgelaufen sein könnte. Er wollte sich wachrütteln und dem Albtraum entfliehen, doch im selben Augenblick gellte es in seinen Ohren, und die Wahrheit traf ihn mit gnadenloser Wucht.
    Houtmans Riff! schrillten Stimmen in seinem Kopf. Wir sitzen fest.
    Dieser verdammte Kapitän!
    Stöhnend rappelte Francois sich auf, hangelte sich an schlingernden Wänden entlang bis zu der Stelle, wo er die Tür vermutete. Von draußen ertönten bereits aufgeregtes Getrappel zahlreicher Füße und die lauten Stimmen der Passagiere.
    Abermals glitt der Boden unter Francois fort. Die Batavia drehte sich auf die Seite.
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    Als Francois sich durch die Haare fuhr, spürte er etwas Feuchtes und Warmes an seinen Händen. Blut. Offenbar hatte er sich bei seinem Sturz am Kopf verletzt, doch darum konnte er sich nun nicht kümmern. Ich muss jetzt alle Kraft zusammennehmen, befahl er sich. Ich muss mich auf den Beinen halten, den Weg ins Freie finden und nach dem Rechten sehen.
    Er ertastete den Knauf an der Tür und stieß sie auf.
    Im Gang blieb er für einen Augenblick stehen, um sich der veränderten Schiffsbewegung anzupassen. Die Batavia glitt nicht mehr durch die Wogen, sondern wurde von unten gepackt und fest gehalten, wobei ihr Körper im Rhythmus der Brandung schaukelte und schwankte.
    Ich bringe dich um, Adriaen Jacobs, schwor Francois. Wenn ich dich sehe, werde ich dich mit bloßen Händen erwürgen.
    Als Francois das Quarterdeck erreichte, sah er, dass die losen Segelwände nutzlos im Wind flatterten. Hinter ihnen schlug eine hohe Brandungswelle gegen das Heck und schäumte eine riesige Gischtfontäne auf.
    Auf der Brücke stand der Kapitän und brüllte Befehle nach oben in die Rahen, wo seine Männer darum kämpften, die schweren Leinwände zu packen und festzuzurren.
    »Was habt Ihr getan?«, schrie Francois, indem er den Aufgang zur Brücke emporeilte. »Was zum Teufel habt Ihr getan?«, wiederholte er keuchend, als er vor Jacobs stand.
    »Mann, haltet die Luft an«, entgegnete der Skipper. »Wir sitzen lediglich fest.«
    Francois starrte ihn fassungslos an. Wie konnte dieser Mensch derart kaltschnäuzig bleiben? Er hatte eine unaussprechliche Katastrophe angerichtet und verhielt sich, als ginge es um eine Nebensächlichkeit, die mit zwei, drei fixen Handgriffen zu erledigen wäre!
    »Ist das alles?«, erkundigte sich Francois schwer atmend.
    »Wir sitzen fest?«
    -169-

    In das Rauschen der Brandung mischten sich nun die Schreie der Passagiere, die bis hoch zum Quarterdeck geströmt kamen.
    »Wie kann das angehen?«, setzte Francois noch einmal an.
    »Nach Eurer Berechnung sind wir noch sechshundert Meilen vom Südland entfernt!«
    »Es ist eben eine Sandbank oder ein unbekanntes Riff.
    Womöglich sind wir an einen Felsausläufe r geraten«, knurrte Jacobs, ehe er Francois ruppig zur Seite stieß und erneut zu den Matrosen hochspähte.
    Francois ergriff Jacobs' Schulter und riss ihn zu sich herum.
    »Ich hatte Euch gewarnt, Skipper! Ich hatte Euch ausrichten lassen, die Marsen zu besetzen!«
    Das Schiff ruckte und neigte sich noch ein Stück zur Seite.
    Francois geriet aus dem Gleichgewicht und ließ den Kapitän frei.
    »Was werdet Ihr nun tun?«, fragte er, während er nach der Reling griff.
    »Ich mache das Schiff wieder flott. Das wäre nicht das erste Mal, dass mir eine Sandbank ins Gehege kommt.«
    »Das ist keine Sandbank!«, brüllte Francois außer sich. »Wir sitzen auf einem gottverdammten Felsen fest!«
    Jacobs zog die Brauen in die Höhe. »Reißt Euch zusammen, Kommandeur«, riet er verächtlich, indem er seinen Blick über das Nachtgewand des anderen gleiten ließ. »Warum geht Ihr nicht in Eure Kajüte und kleidet Euch an?«
    Erst in diesem Augenblick wurde Francois sich seines Aufzugs bewusst. Meine Güte, dachte er, wie stehe ich hier herum? Wie soll ich die Passagiere beschwichtigen können, wenn mein Äußeres bereits lächerlich ist?
    Als Lucretia von dem Knirschen und Mahlen des Schiffes

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