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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gebiet, und er wußte ganz genau, daß die Patrouillen, die sie am Fluß entlanggeschickt hatten, ihre Zeit verplemperten. Es gab etwa sechzig chinesische Guerillas in Perak, kaum mehr. Und trotzdem waren sie in der Lage, einen ganzen Landstrich zu terrorisieren und den Einwohnern solche Furcht einzuflößen, daß eine Zusammenarbeit mit ihnen unmöglich war.
      Und am Freitag sollte der Colonel nach Kuala Lumpur geflogen werden, um eine Untersuchung über sich ergehen zu lassen, die leicht mit Kriegsgericht und Degradierung enden konnte. Gregson fluchte leise. Wenn Mallory nur mit der Nachricht fliegen könnte, daß er und seine Tiger es abermals geschafft und die letzte noch funktionsfähige Guerillabande im Norden zerschmettert hätten. Das hätte dem Hauptquartier zu denken geben müssen.
      Er ging in den hinten gelegenen Schlafraum, goß sich einen Drink in ein Glas, begab sich auf die Veranda und blickte über das wuchernde Gras. Eine lockere Bohle quietschte. Er drehte sich um und erblickte Suwon, Mr. Lis Sekretärin, die die Stufen heraufkam.
      Sie war etwa zwanzig. Ihre Haut war cremefarben wie es eurasischen Frauen eigen ist, und ihre vollen Lippen verliehen ihr eine sinnliche Ausstrahlung. Ihr Gewand war aus schwerer purpurfarbener Seide gefertigt, an beiden Seiten bis weit oberhalb des Knies geschlitzt. Es zeichnete ihren reifen Körper scharf ab.
      Er grinste sie verlegen an und hob sein Glas. »Welch eine Überraschung. Ich dachte, du würdest an der Party teilnehmen.«
      »Werde ich auch, später«, erklärte sie. »Aber ich wollte dich sehen.«
    »Hm, das ist sehr schmeichelhaft.«
    Sie legte eine Hand an seine Brust.
    »Bitte, Jack, dies ist eine ernste Angelegenheit. Die Frau von Saba dem Fährmann, ist soeben bei mir gewesen. Sie war über alle Maßen verängstigt.«
    »Gibt's Schwierigkeiten?«
      »Sie halten schon seit drei Tagen einen verwundeten Terroristen bei sich versteckt. Mit den üblichen Drohungen, natürlich. Er wurde letzte Woche bei diesem Scharmützel auf der anderen Seite des Flusses von der Patrouille angeschossen. Seine Freunde haben ihn zu Sabals Haus gebracht, weil es so abgelegen ist. Du weißt, wo es ist?«
      Gregsons Magen verkrampfte sich vor Aufregung. Als er das Glas absetzte, zitterte seine Hand. »Einen knappen Kilometer flußaufwärts. Haben sie sich also entschlossen, ihn auszuliefern?«
      Sie zuckte die Achseln: »Wenn der Mann nicht ärztlich versorgt wird, wird er bald sterben. Sabal ist Buddhist. Er kann das nicht geschehen lassen.«
    »Du hast sonst niemanden informiert?«
      Sie verneinte. »Ich habe kein Verlangen danach, Angriffsziel zu werden. Du weißt, wie schnell solche Sachen nach außen dringen. Darum kam ich auch hier hinten herum.«
      Er legte sich den Gürtel mit dem Revolver um. »Niemand wird erfahren, wer mir den Tip gab. Versprochen.«
      »Um Sabal und seine Familie mache ich mir wirklich Sorgen.«
      »Das ist nicht nötig. Ich werde nur ein paar Männer mitnehmen. Es wird wie eine Routinesache aussehen.« Er küßte sie leicht auf den Mund. »Du solltest schnell wieder gehen. Man wird dich schon bei Tisch erwarten. Und kein Wort zu irgend jemandem. Ich möchte den Colonel überraschen.«
    Er ging zurück ins Haus. Sie hörte noch, wie er mit erhobener Stimme nach dem wachhabenden Unteroffizier rief. Einige Augenblicke später verließ der Landrover den Platz vor dem Haus. Sie blieb noch stehen. Ein Schatten fiel schräg über ihre Augen und verlieh ihrem Gesicht etwas Maskenhaftes. Es hatte den Anschein, als wartete sie auf etwas. Erst als das Motorengeräusch in der Ferne erstarb, drehte sie sich um und ging davon.

    Eine Motte flatterte verzweifelt neben der Öllampe und verbrannte in der Hitze. Was von ihr übrigblieb, fiel auf den Tisch herab. Mr. Li wischte es weg und griff nach der Karaffe. Es war offensichtlich, daß europäisches Blut in seinen Adern floß. Seine Augen waren an den Ecken leicht nach oben gezogen, sie blickten gescheit und freundlich; die Lippen unter der geraden Nase waren wohlgeformt und voller Humor.
    »Noch einen Brandy, Mrs. Hume?«
      Sie war Anfang vierzig. Ihr ergrauendes Haar trug sie kurzgeschnitten, wie es gerade Mode war. In ihrem einfachen, bedruckten Kleid und einem Kaschmirschal über den Schultern wirkte sie durchaus attraktiv.
      Sie schob ihm ihr Glas hin, und Mr. Li fuhr fort: »Sie können sich gar nicht vorstellen, welch eine Freude es mir bereitet, ein Mitglied des

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