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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Söderstedt. »Oder nicht, ›Badde‹? Ihr Spitzname, frei nach Andreas Baader.«
    »Das hier ist meine Abbitte«, erklärte Larsson und machte eine weit ausholende Geste. »All das hier ist meine Abbitte.«
    »Serienmord als Abbitte?«
    »Ich war nie ein überzeugter Kommunist«, antwortete Larsson. »In der Beziehung mit Marina war ich eindeutig der schwächere Part. Sie war die Extremistin, sie war die Intellektuelle, sie war die treibende Kraft. Ich war zwar Badde, nach Andreas Baader, aber nicht aus politischen Gründen, sondern nur, weil ich ihm ähnlich sah. Und dann kam der 11. September 2001. Ich saß im Pausenraum des Instituts, und mindestens fünf verdammte Philosophen stießen spontane Jubelschreie aus, als sie die Flugzeuge in die Twin Towers fliegen sahen. Dann kam mir diese unmittelbare Erkenntnis: Von Marina und ihrem verrückten Helden, dem Roten Didde, gab es eine direkte Linie bis hierher nach Nasino. Unter anderen Umständen hätten die beiden, ohne nachzudenken, Deda hierher deportiert. Daraufhin habe ich heimlich Marinas Mails gelesen und ihr geheimes Vorhaben entdeckt, zusammen mit Didde in die Provence zu reisen, via Marseille. Dort, wo Edmond Dantès’ Insel If liegt. Es war wie ein göttlicher Plan. Dedas Rache nahm wie von selbst Gestalt an, ganz ohne mein Zutun. Ich habe Didde nachts dort hingelockt, aber all das wissen Sie ja bereits. Sonst wären Sie nicht hier, Arto.«
    »Ich hingegen habe übrigens ganz offiziell Abbitte geleistet«, entgegnete Söderstedt. »Haben Sie das bei Ihren Nachforschungen etwa übersehen? Einen Danke-und-tschüss-Artikel in der von Ihnen als linksgerichtet bezeichneten Presse.«
    »Das dürfte allerdings kaum ausreichen«, meinte Viktor Larsson und kippte den Rest seines Wodkas hinunter. »Und dann kehren Sie den Ideologen einfach den Rücken und tun so, als wäre nichts gewesen. Völlig ungerührt, nachdem Sie Hunderte, vielleicht Tausende Seelen mit Ihren Artikeln vergiftet haben. So leicht kommt man nicht davon.«
    Larsson stand auf und legte sein Maschinengewehr auf den Campingtisch, sodass der Lauf geradewegs auf Söderstedts Bauch gerichtet war. Dann öffnete er mit der linken Hand seine Tasche und packte in fein säuberlicher Ordnung den messerscharfen Greifarm mit dem Gebiss, den Fleischbehälter, die Waage und eine Pferdespritze aus. Söderstedt betrachtete das Ensemble und kippte seinen Wodka ebenfalls hinunter.
    »Ich habe einen Brief dabei, der eigentlich an Sie hätte gerichtet sein sollen, Arto«, erklärte Viktor Larsson und stellte die Tasche auf den Boden, »aber nur, wenn Sie ein geschickterer Polizist gewesen wären. Er steckt in meiner Gesäßtasche. Ein ziemlich kurzer Brief.«
    Söderstedt deutete mit seiner eingegipsten rechten Hand in Richtung Tisch und sagte: »Diese Spritze dort ...«
    Larsson lachte auf und nahm sein Gewehr vom Campingtisch. Um sie herum war es inzwischen fast vollständig dunkel geworden. »Ja«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Diese Spritze dort. Sie hätten mich allein schon deswegen festnehmen müssen, um eine Erklärung dafür zu erhalten. Aber das war leider nicht möglich.«
    Viktor Larsson ergriff sein Maschinengewehr mit beiden Händen und hob es hoch. Mit einer nahezu bedauernden Miene richtete er es auf Söderstedt und schob das Laservisier vors Auge.
    »Zeit zu sterben, Arto Söderstedt«, sagte Viktor Larsson.
    Söderstedt reagierte instinktiv, die Arme nach oben gestreckt und die Handflächen nach vorn gerichtet. Diese hilflose, im Prinzip eher rührende Abwehrhaltung aus einem Zeitalter weit vor der Steinzeit. Wirkungslos gegen moderne Waffen.
    In dem Augenblick explodierte Arto Söderstedts rechte Hand.
    Larsson wurde nach hinten geschleudert. Sein Gewehr flog geradewegs in die Luft, wirbelte ein paarmal herum und landete dann neben ihm auf dem Boden. Doch Söderstedt war bereits bei ihm und stieß es mit dem Fuß weg. Aus der rechten Schulter des erstaunten Viktor Larsson rann Blut. Arto Söderstedt trat auf die Wunde, während er Larsson seine noch rauchende eingegipste Hand vors Gesicht hielt.
    »Es ist höllisch unangenehm, selbst eine so kleine Pistole an die Hand gegipst zu bekommen«, erklärte er. »Nicht zuletzt zusammen mit drei gebrochenen Fingern. Doch ich kann Ihnen versichern, dass es ein besonders energieeinflößender Schmerz ist.«
    »Sie brauchen mich aber lebend«, fauchte Viktor Larsson.
    Söderstedt richtete seinen Gips weiterhin auf Larssons Gesicht. Es war

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