Zorn: Thriller (German Edition)
ich zum Gefängnisgebäude kam, blinkte er mit der Taschenlampe – zweimal kurz, einmal lang –, genau wie er sollte.«
»Vacek war größer als die anderen«, wandte Söderstedt ein.
»Nichts ist wirkungsvoller als eine präzise angesetzte Messerschneide«, entgegnete Larsson.
»Sie haben fünf Nächte im Hotel auf Capraia verbracht. Was haben Sie dort gemacht?«
»Den Rest geplant«, antwortete Larsson. »Darüber nachgedacht, wie ich den ehemaligen Terroristensympathisanten Rudi Schrempf nach Goli otok würde locken können. Darüber, ob und wann ich meinem unbekannten Polizeikommissar einen Brief schreiben soll. Wie ich bei Marina Ivanova vorgehen soll. Wie ich Långholmen präparieren soll. Und wie ich Sie nach Nasino, mein Monte Christo, würde locken können. Wo der Schatz in Form der Wahrheit auf Sie wartete. All das.«
»Und was ist in der Gefängniszelle auf Capraia geschehen?«
Viktor Larsson lachte, bis sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog, er sich an die bandagierte Schulter fasste und an seinem Ohr herumfingerte. »Ich habe einen Tinnitus«, erklärte er. »Sie hätten mir die Kugel lieber in die Stirn jagen sollen.«
»Ich bin kein Mörder«, entgegnete Arto Söderstedt und war beinahe überzeugt davon, dass er die Wahrheit sprach.
»Idealisieren Sie doch nicht«, meinte Larsson. »Sie waren schließlich ein Fürsprecher des Mordes an Unschuldigen, denn ›in einer kapitalistischen Gesellschaft gibt es keine Unschuldigen‹.«
»Was ist in der Gefängniszelle auf Capraia geschehen?«
»Warum sollte ich meinen einzigen Trumpf schon so früh ausspielen?«
Jetzt war es an Söderstedt, sich über den Tisch vorzubeugen. Er entgegnete eindringlich: »Dies ist kein Spiel, Viktor. Das Spiel ist aus. Sie haben verloren. Jetzt können Sie wählen, welchen Preis Sie bezahlen wollen. Sie haben Verbrechen in über zehn Ländern begangen. Ich würde eine Auslieferung nach Thailand befürworten. Die Gefängnisse dort sind weltberühmt. Aber ich frage mich, ob nicht auch Brasilien oder Panama für die kurze Zeit, die Sie überleben werden, interessante Gefängniserlebnisse zu bieten haben.«
Viktor Larsson schüttelte den Kopf. »Das würden Sie niemals tun«, behauptete er.
»Wenn Sie uns entgegenkommen, können Sie für den Mordversuch an Marina Ivanova vielleicht in einem schwedischen Gefängnis sitzen.«
»Sie hat also überlebt?«, fragte Larsson. »Eigentlich hätten Sie überhaupt nicht in der Lage sein dürfen, sich zu bewegen, Arto. Etwas in Ihnen muss diese unglaubliche Kraftanstrengung bewirkt haben.«
Chavez räusperte sich und erklärte: »Auf Robben Island in Südafrika haben Sie einen hohen chinesischen Beamten namens Hu Yudong getötet. Ich habe Kontakt zu den chinesischen Behörden aufgenommen, die eine Auslieferung wegen Mordes begrüßen würden.«
»Eindeutig Todesstrafe«, bemerkte Söderstedt und zuckte mit den Achseln.
Larsson wandte sich an Sara Svenhagen und fragte: »Die lügen, oder?«
Svenhagen schüttelte den Kopf. »Wir befinden uns im Augenblick in Russland, im tiefsten Sibirien. Es dauert nur ein paar Stunden, um nach China hinüberzufliegen. Und dann wird niemand jemals wieder etwas von Ihnen hören«, antwortete sie.
»Und Ihr Schatz«, fügte Chavez hinzu, »Ihre Wahrheit über die Nasino-Affäre und die Verbrechen des Kommunismus werden nie an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Zehn Jahre Planung vergebens«, meinte Söderstedt.
Viktor Larsson seufzte und sagte: »Ich brauche eine Sicherheit ...«
Svenhagen deutete auf die Kamera hinter ihrem Rücken und erklärte: »Direktverbindung zu Europol, der europäischen Polizeibehörde, falls Sie schon einmal davon gehört haben.«
Ein skeptischer Blick von Larsson, mehr nicht.
»Es ist keine operative Polizeieinheit«, fuhr Svenhagen vorsichtig fort. »Sondern nur eine beobachtende.«
»Und wer sagt mir, dass sie auch tatsächlich dort sitzen?«
»Wir hören Sie«, antwortete eine wohlartikulierte Stimme aus dem Lautsprecher neben der Kamera. »Hier spricht Angelos Sifakis, Kommissar und griechischer Verbindungsmann bei Europol in Den Haag. Eine Gruppe von gut zehn Personen hat alles mitgehört, was während der Vernehmung bisher gesagt wurde. Das Verhör wird außerdem aufgezeichnet.«
»Ich will eine Garantie dafür, dass ich in Schweden verurteilt werde.«
»Die Polizisten haben recht«, sagte Sifakis mit seiner höchstoffiziellen Stimme. »Da Sie Ihre Verbrechen international begangen haben, können
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