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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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geschlossen.
    Sie blieben am Waldrand stehen und lauschten. Kein Geräusch drang vom Schuppen her.
    Hershey wandte sich dem Jungen zu und gab ihm den Euroschein. Dann flüsterte sie: »Lauf rasch nach Hause. Auf dem direkten Weg. Okay?«
    Der Junge nickte und rannte los. Hershey und Balodis duckten sich am Waldrand.
    »Sie sind da drinnen«, mutmaßte Balodis. »Zwei Amateure, vermutlich mit Jagdgewehren.«
    »Jäger sind oftmals ausgezeichnete Schützen«, sagte Hershey.
    »Sie können gut schießen, aber sie sind keine Strategen. Wir müssen also die besseren Strategen sein. Wie siehst du die Lage?«
    »Vermutlich kein Fenster an der Rückseite«, erwiderte Hershey. »Das Gelände ist rechts schlechter einsehbar als links. Aber das ist auch schon alles.«
    »Wir müssen uns aufteilen«, erklärte Balodis. »Ablenkungsmanöver. Ich ziehe auf der linken Seite das Feuer auf mich. Und du näherst dich so weit wie möglich von rechts.«
    Hershey nickte. Balodis lief los. Sie verschwand lautlos im Wald. Hershey hielt sich auf der anderen Seite dicht am Waldrand und näherte sich langsam dem kleinen Schuppen. Dann hörte sie in einiger Entfernung das Knacken eines Zweiges. Das Echo hallte durch den Wald. Dann ertönte ein Schuss, der offenbar einen Stein traf. Danach ein weiterer mit einem etwas anderen Klang. Eine Schrotflinte und ein Scharfschützengewehr. Also zwei Schützen, die vom Schuppen aus losfeuerten. Mit etlichen Salven. Dann waren Laufschritte aus dem Wald zu hören. Und erneut Schüsse. Hershey erhöhte ihr Tempo, sobald geschossen wurde. Ungefähr fünf Meter vom Schuppen entfernt hielt sie tief hinter ein Gebüsch geduckt inne. Hier dürfte sie gut geschützt und nicht zu sehen sein. Wieder drang das Geräusch von Laufschritten aus dem Wald. Das Schießen setzte erneut ein. Miriam Hershey lief los und erreichte die Tür. War sie verbarrikadiert? Sie ließ sich nach innen öffnen. Ein gezielter Tritt dürfte ausreichen, auch wenn jemand sie blockiert hätte. In dem kleinen Schuppen konnten nicht viele schwere Möbel stehen, um die Tür zu verbarrikadieren. Aber für den Überraschungseffekt benötigte sie noch eine weitere Schusssalve. Kurz darauf hörte sie erneut ein Knacken aus dem Wald, das sofort mit Schüssen beantwortet wurde. Danke, Laima, dachte Hershey, konzentrierte all ihre Kraft auf ihr rechtes Bein und trat die Tür ein. Sie flog ganz richtig nach innen auf.
    Drinnen hockten zwei Männer unter jeweils einem Fenster, die Gewehre über den Sims geschoben. Nicht gerade hochkarätige Profis.
    »Stopp!«, brüllte Hershey und richtete ihre Pistole auf sie.
    Der eine war ein etwa vierzigjähriger, ein wenig wild aussehender Spanier, bei dem anderen handelte es sich zweifellos um Sir Michael Dworzak.
    »Polizei«, rief Hershey etwas leiser. »Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg. Die Schüsse waren weithin zu hören.«
    Laima Balodis kam durch die Tür herein. Ihr linker Unterarm blutete.
    »Querschläger«, erklärte sie verbissen. »Meine eigene Schuld.«
    »Bist du okay?«, fragte Hershey.
    Balodis machte eine abwehrende Geste und richtete ihre Waffe ebenfalls auf die beiden Schützen.
    »Sind Sie wirklich Polizisten?«, fragte Sir Michael Dworzak und legte seine Waffe zur Seite. Dasselbe tat auch der Gärtner José.
    Dworzak war ein stattlicher Mann in den Siebzigern, der einen an Fuchsjagden in den englischen Midlands denken ließ.
    »Ja«, antwortete Hershey. »Aber diejenigen, die Ihre Schüsse gehört haben und jetzt auf dem Weg hierher sind, sind keine Polizisten. Auch wenn sie es vermutlich einmal waren. Sie selbst haben diese Leute beauftragt, Sir Michael Dworzak, und jetzt müssen Sie den Preis dafür bezahlen. José ebenfalls. Und wir auch.«
    »Dieser verfluchte Dennis Ellroy«, brüllte Sir Michael.
    »Er benutzt also immer noch seine verdammten Kriminalromannamen«, meinte Balodis. »Denn eigentlich heißt er Christopher James Huntington, und es wäre gut, wenn das allgemein bekannt werden würde. Aber jetzt nichts wie weg.«
    »Ich wollte doch nur von diesem Vollblutpsychopathen loskommen«, entgegnete Dworzak und stand schwerfällig auf.
    »Der Vollblutpsychopath ist Ihre eigene Schöpfung, Sir Michael Dworzak«, erklärte Hershey. »So jemanden wollten Sie doch erschaffen. Allerdings für Ihre Gegner.«
    »Watkin, mein Sohn«, erklärte Sir Michael Dworzak und richtete sich in seiner ganzen wahnwitzigen, an King Lear erinnernden Pracht auf. »Ich habe ihn auf den

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