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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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›der Langeweile des Alltags entgegenzuwirken‹. Auch hier findet sich ein interessantes Zitat: ›Während meiner Zeit in den USA habe ich zunehmend festgestellt, wie europäisch, ja sogar mitteleuropäisch ich tatsächlich bin. Ich fasse meine Arbeit im EU-Parlament als einen Akt der Verteidigung auf. Wir müssen um jeden Preis die Verwüstungen eindämmen, die der amerikanische Neoliberalismus verursacht.‹ Nicht gerade unpolitisch.«
    »›Um jeden Preis‹«, wiederholte Hershey.
    »Marek!«, rief Jutta Beyer, woraufhin Kowalewski leicht schlaftrunken von seinem Computer aufschaute.
    »Ja?«, antwortete er.
    »Du warst doch dort, zu Hause bei ihm in Prag. Und in Straßburg. Was hattest du für einen Eindruck?«
    »Tja, ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau«, antwortete Kowalewski. »Ich habe mir kein richtiges Bild davon machen können, wer er war. Nur einen unpersönlichen Eindruck. Seine amerikanische Ehefrau gab sich kalt wie ein Fisch, als sie von ihrer ›offenen Ehe‹ sprach. Und die Kollegen in Straßburg zeigten sich eher defensiv. Was vermutlich auch ratsam ist, wenn man zu den letzten verbleibenden Kommunisten in Europa zählt.«
    »Wahrscheinlich kommen wir da nicht weiter«, sagte Söderstedt. »Dieses eher Vage, Unpersönliche könnte möglicherweise auf einen aktiven Agenten hinweisen, der so wenig Eindrücke wie möglich bei seiner Umgebung hinterlassen möchte. Aber eine andere wichtige Sache ist der zeitliche Zusammenhang.Wann wurde dieser italienische Brasilianer noch mal ermordet?«
    »Giorgio Sansotta hieß er«, klärte Felipe Navarro ihn auf, »und der Mord geschah am 23. Februar 2003.«
    »Das ist sieben Jahre her, meine Freunde«, stellte Söderstedt fest. »Entweder hat der Mörder gerade wieder zugeschlagen, oder er ist seit mindestens sieben Jahren mehr oder weniger ununterbrochen aktiv. Ich tippe definitiv auf Letzteres.«
    »Und was für ein Mensch ist er dann?«, fragte Beyer. »Einer, der Kommunisten hasst? Ist es dafür nicht schon reichlich spät?«
    »Er scheint der Meinung zu sein, dass Leute wie ich etwas zu glimpflich davongekommen sind«, antwortete Söderstedt. »Und was für ein Mensch er ist, erfahren wir vielleicht über die Zitate aus dem Grafen von Monte Christo . Wie gingen die noch mal?«
    Beyer scrollte auf ihrem Computer ein paar Seiten weiter und antwortete: »Das erste lautet: ›Wer sendet mir diesen Gedanken? Weil nur die Toten frei von hier wegkommen, so will ich den Platz des Toten einnehmen.‹ Und das zweite: ›Ein Polizeikommissar im Dienst ist kein Mensch, er ist lediglich ein Werkzeug des Gesetzes, eiskalt, taub und stumm‹.«
    »Danke«, sagte Söderstedt. »Wenn wir uns also vorstellen, dass diese hier die ersten Mitteilungen des Mörders an die Öffentlichkeit sind – die anderen, wenn es sie denn gibt, liegen noch im Verborgenen –, dann ist die erste, die von Capraia, eine Art Credo. Er spricht von einem Ort, den man nur verlassen kann, wenn man tot ist. Was ist das für ein Ort?«
    »Keiner kann ihn lebend verlassen«, schlussfolgerte Miriam Hershey.
    »Also muss man sich tot stellen, um von dort wegzukommen«, ergänzte Laima Balodis.
    »Oder vielleicht eher die Rolle des Toten einnehmen?«, fragte Corine Bouhaddi.
    »Er spricht im Namen des Toten«, erklärte Jutta Beyer.
    »Gut«, sagte Söderstedt. »Ich bin ganz eurer Meinung. Aber das Zitat wird mit folgenden Worten eingeleitet: ›Wer sendet mir diesen Gedanken?‹ Warum?«
    »›Qui m’envoie cette pensée?‹«, memorierte Bouhaddi. »Jetzt empfinde ich es noch stärker, dass gerade ich etwas kapieren müsste. Er spricht meine Sprache, er bedient sich der Klassiker meiner Sprache.«
    »In der nächsten Mitteilung nennt er uns den Adressaten«, sagte Beyer. »Der Polizeikommissar im Dienst. Das heißt, er meint uns, auch wenn er uns verhöhnt. Er fragt uns: ›Wer sendet mir diesen Gedanken?‹ Das ist der Kern der Aussage. Nachdem er mindestens sieben Jahre lang gemordet hat, beschließt er, uns direkt anzusprechen.«
    »Du schleichst wie die Katze um den heißen Brei herum«, stellte Söderstedt fest.
    »Ich weiß«, antwortete Beyer ungeduldig. »Ich bin einer Sache auf der Spur. Er gibt uns einen Hinweis. Wir sollen den Augenblick ermitteln, in dem ihm der Gedanke, im Namen des Toten zu sprechen, in den Sinn gekommen ist. Ist es nicht das, was er uns sagen will?«
    Eine Tür öffnete sich, und ein Ruf hallte durch die Bürolandschaft: »Angelos! Der Interpollink ist jetzt

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