Zorn: Thriller (German Edition)
freigeschaltet. Du kannst mit der Suche beginnen.«
Die Tür wurde wieder geschlossen, noch bevor die Gruppe Paul Hjelm gesehen hätte. Als wäre er schneller als der Schall. Angelos Sifakis nickte und startete die Suche, die er offenbar vorbereitet hatte. Während alle anderen weiterdiskutierten.
»Die Suche läuft«, erklärte Sifakis in den Raum hinein. »Aber es kann etwas dauern. Interpol hat schließlich hundertachtundachtzig Mitgliedsstaaten. Eigentlich gehört nur Nordkorea nicht dazu.«
»Die Möglichkeit, dass er auf Gefängnisinseln in Nordkorea hemmungslos gemordet hat, ist allerdings gering«, merkte Söderstedt an und ging wieder zu seinem Computer.
Die Übrigen waren kaum an ihre jeweiligen Plätze zurückgekehrt, als Sifakis’ Computer einen kräftigen Ton von sich gab, der wie ein chinesischer Gong klang.
»Was zum Teufel«, rief Sifakis aus. »Jetzt schon?«
Die Kerntruppe der Opcop-Gruppe versammelte sich um seinen Computer, und alle Blicke richteten sich auf den Bildschirm.
Sifakis las: »Coiba, eine Insel, die zu Panama gehört. Gefürchtete Gefängnisinsel unter Diktator Manuel Noriega, falls sich jemand an ihn erinnert. Entsetzliche Gräueltaten, extreme Folter, Hinrichtungen nach dem Zufallsprinzip, Scheinhinrichtungen. War Gefängnisinsel bis 2004, bereits im Jahr darauf UNESCO-Weltkulturerbe.«
»Und das Opfer?«, fragte Beyer beflissen. »Das Opfer?«
»Immer mit der Ruhe«, entgegnete Sifakis entspannt. »Eine Leiche mit einer Bisswunde im rechten Oberarm, aufgefunden im Mai 2008 in einer ehemaligen Gefängniszelle. Mörder unbekannt. Das Opfer ebenfalls lange Zeit nicht identifiziert. Schließlich stellt sich heraus, dass es sich bei ihr um ...«
»Bei ihr?«, fragte Beyer.
»Unser Mörder glaubt offenbar an Gleichberechtigung«, antwortete Sifakis. »Das Opfer hieß Teresa Moy, kam aus Peru und war Schriftstellerin. Tja, und sie unterhielt gewisse Verbindungen zur Patria Roja.«
»›Das rote Vaterland‹«, übersetzte Felipe Navarro. »Wenn ich mich recht entsinne, gibt es mehrere kommunistische Parteien in Peru.«
»Also eine Schriftstellerin?«, vergewisserte Söderstedt sich. »Muss man Teresa Moy kennen?«
»Sie ist keine besonders bekannte Autorin«, erklärte Sifakis und begann zu tippen. »Aber sie hatte eine einflussreiche Kolumne in einer Tageszeitung in Lima.«
»In der sie ihre heimtückische Botschaft verbreitete«, mutmaßte Arto Söderstedt. »Es geht nicht nur darum, dass die Opfer Kommunisten sind und sich vielleicht nicht deutlich genug von den kommunistischen Diktaturen distanziert haben. Sie müssen obendrein meinungsbildend sein. Sie müssen eine Botschaft verbreiten, der viele Menschen Beachtung schenken und die sie beeinflusst. In Zeitungen, an der Universität, im Parlament.«
Sifakis’ Computer gab erneut einen Ton wie aus einem buddhistischen Klostergarten von sich.
»Tja, jetzt geht es Schlag auf Schlag.« Sifakis nickte. »Dieser Mann ist in der Tat ein Serienmörder. Île du Diable. Ja klar, die Teufelsinsel aus dem Film Papillon . Mit Steve McQueen und Dustin Hoffman.«
»Sag nicht, dass der Täter auch in Alcatraz war«, meinte Söderstedt.
»Île du Diable vor der Küste von Französisch-Guayana«, fuhr Sifakis fort. »Die gefürchtetste Gefängnisinsel der Welt, das Gefängnis schloss bereits 1952. Das Opfer: der Vorsitzende der Jugendorganisation der kanadischen kommunistischen Partei, Rick Nowak. Oktober 2005. Messerstich ins Herz. Keine Rede von Gift.«
»Warum zum Teufel hat denn bisher keiner eine Verbindung hergestellt?«, rief Kowalewski aus.
»Verschiedene Länder«, antwortete eine Stimme, die sich als die von Paul Hjelm erwies, der sich unbemerkt der Gruppe angeschlossen hatte. »Außerdem wurde keiner in seinem Heimatland ermordet. Also verschiedene Länder, verschiedene Polizeibehörden, unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Zeitpunkte. Alles Faktoren, die wir mit dieser Polizeieinheit zu überbrücken versuchen.«
»Jetzt ist es wirklich offensichtlich«, sagte Kowalewski. »Es gibt jede Menge Hinweise. Gefängnisinseln, kommunistische Führungspersönlichkeiten, die Bisswunde im Oberarm, das Messer im Herzen, die Zitate aus dem Grafen von Monte Christo . Falls es sie auch bei den anderen Opfern gibt.«
»Bislang keine Hinweise darauf«, erklärte Sifakis. »Und, wohlgemerkt, auch keine Spuren eines ›Multigifts‹.«
»Dies muss natürlich eingehend untersucht werden«, sagte Hjelm. »Und das werden wir
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